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Kinderarmut in Österreich
Obwohl Österreich zu den zehn reichsten
Nationen der Welt gehört, gelten rund 11% der österreichischen
Bevölkerung als armutsgefährdet – 884.000 Personen, davon 245.000
Kinder. Jedes vierte dieser Kinder lebt in einer Alleinerzieherfamilie.
Es gibt nur sehr wenige offizielle Unterlagen
zu diesem Thema und die „aktuellsten“ Zahlen beziehen sich auf das Jahr
1997 und wurden im Rahmen des Sozialberichtes 1999 in Mai 2001 publiziert
– ein Hinweis darauf, welche geringe Bedeutung der Armutsforschung in Österreich
beigemessen wird.
Um diesem Manko zu begegnen, initiierte und vermittelte
der Wissenschaftsladen Graz nun zwei Diplomarbeiten zu diesem Thema: Mag.
Isabella Baumgartner forschte zu „Armut von Kindern in Österreich
– Empirische Befunde und Möglichkeiten der Armutsbeseitigung“ und
Mag. Gudrun Markusch untersuchte die „Familienförderung in
Österreich – Ist-Situation und alternative Modelle hinsichtlich ihrer
Effektivität bei der Bekämpfung von Armut von Kindern.“
Psychosoziale Folgen
Beschränkte materielle Verhältnisse
beeinträchtigen alle sozialen Kontakte innerhalb und außerhalb
der Familie. Kinder und Jugendliche geraten schnell in eine Außenseiterrolle,
wenn sie nicht mit ihren Altersgenossen mithalten können. In diesem
Zusammenhang ist arm auch der, der kein oder nicht das richtige Handy hat,
nicht die richtige Pullover- oder Schuhmarke trägt oder das richtige
Computerspiel besitzt.
Diese Kinder und Jugendlichen bleiben häufig
auch als Erwachsene in der „Armutsspirale“ gefangen, zumal der Zugang zur
Bildung in Österreich stark mit der Herkunftsschicht zusammenhängt.
Mag. Christian Theiss, der Kinder- und
Jugendanwalt für die Steiermark, nennt einige der Faktoren, die am
Ursprung von Kinderarmut stehen: die prekäre Situation am Arbeitsmarkt,
Unterschiede bezüglich Chancengleichheit und Lohnniveau zwischen Männern
und Frauen, mangelnde Möglichkeiten für kostenlose Schul- und
Weiterbildung, die ungleiche Verteilung der finanziellen Ressourcen, neue
Familienformen, die Kürzung staatlicher Unterstützungen im Rahmen
von Sparpaketen und gesellschaftliche Entsolidarisierung.
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Der steirische Kinder- und Jugendanwalt
Mag. Christian Theiss engagiert sich auch im Kampf gegen die Kinderarmut |
Staatliche Maßnahmen
Welche Auswirkungen hat das neu eingeführte,
heiß umstrittene Kindergeld auf die Entwicklung der Kinderarmut?
Univ. Prof. Dr. Richard Sturn vom Institut für Finanzwissenschaft
der Universität Graz beurteilt es vom Einkommenseffekt her grundsätzlich
positiv. Tendenziell ungünstig sieht er indessen die Anreizeffekte,
die in Richtung verminderter vorschulischer Erziehung/Betreuung und in
Richtung verminderter Arbeitsmarktteilnahme der Frauen wirken.
Die Einführung des Kindergeldes, so Sturn,
macht weitere staatliche Maßnahmen in den Bereichen Kindergärten
und Vorschulerziehung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf notwendiger
als zuvor – sowohl aus Gründen der nachhaltigen Armutsbekämpfung
als auch aus volkswirtschaftlichen Gründen.
Ulrike Kraber
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