10 / 2000
  Internet bereits wichtiger als herkömmliche Parteienwerbung
Überraschende Ergebnisse der KORSO-Internetstudie

Die vom KORSO info-Server mit Unterstützung durch die Abteilung Forschung und Kultur des Landes Steiermark sowie die Österreichische Gesellschaft für politische Bildung in den letzten Monaten unter mehr als 300 Personen durchgeführte Umfrage zur Nutzung des Internet in der Steiermark hat zu einigen verblüffenden Ergebnissen geführt. Eine Auswahl davon wollen wir Ihnen hier präsentieren.

Auch bei den Steirerinnen und Steirern findet das Internet bereits viele begeisterte AnhängerInnen. Gerade in Zusammenhang mit der bevorstehenden Landtagswahl war es für KORSO daher von Interesse, zu erfahren, welche Bedeutung das noch junge Medium bereits für die politische Meinungsbildung der steirischen Bevölkerung hat. Das auch für Projektleiter Mag. Joachim Hainzl überraschende Ergebnis: „Traditionelle Medien wie Zeitungen, Zeitschriften, Fernsehen oder Radio liegen hierbei noch weit in Führung. Aber im Vergleich zu den herkömmlichen Mitteln politischer Werbung – etwa in Form von Plakaten, Flugblättern oder Ähnlichem – wird das Internet bereits häufiger zur Meinungsbildung genutzt.“ Die in den letzten Wochen und Monaten im Zuge des Wahlkampfs eigens für die einzelnen KandidatInnen eingerichteten Homepages beweisen, dass auch den PolitikerInnen dieser Umstand nicht verborgen geblieben ist.
Der Vergleich mit jenen Befragten, die über keine Interneterfahrung verfügen, zeigt zudem, dass die Nutzung des Internet als Informationsquelle vornehmlich auf Kosten von TV und Radio geht. 

News und Mailgroups – Kommunikationsmittel der Peripherie?
Jene Personen, die das Internet zur Meinungsbildung gebrauchen, sind dabei vor allem in der „Provinz“ anzutreffen. Im Unterschied dazu ergibt sich bei der Herkunft jener politisch Interessierten, die sich ihre politische Ansichten mittels Newsgroups und Mails bilden, ein völlig anderes Bild: Bereits jede/r zweite Befragte aus einer steirischen Gemeinde mit weniger als 10.000 EinwohnerInnen benutzt diese Möglichkeit, während es in der Landeshauptstadt Graz nur 25% der Bevölkerung sind. Aber auch hier gibt es erfolgreiche Beispiele für den Einsatz des E-mails als politisch genutztes Kommunikationsmittel. So ist der gute Besuch der ersten Demonstration der Grazer Studierenden gegen die Einführung der Studiengebühren Mitte September – trotz kurzfristiger Vorbereitung – auch auf den Demonstrationsaufruf per E-mail zurückzuführen.

Mehr als 50% der Internetuser mailen täglich
Was die Nutzungsmöglichkeiten des Internet betrifft, so liegt das E-mail hier eindeutig voran. Bereits mehr als 50% der Befragten nutzen die elektronische Post täglich bzw. mehrmals täglich. An die 85% gaben an, mehr als einmal in der Woche mit E-mails zu tun zu haben. In die Welten des world wide web tauchen mehr als zwei Drittel der Befragten ebenfalls bereits mehrmals pro Woche ein. Dazu befragt, wozu sie in den letzten beiden Monaten das Internet noch benutzt haben, ergab sich das eher  unerwartete Ergebnis, dass bereits jede/r Zweite sich auch in Gästebücher eingetragen, gechattet oder sich Musik bzw. Spiele aus dem Netz heruntergeladen hat. Und bereits ein Drittel hat im Befragungszeitraum auch an Gewinnspielen teilgenommen. 

Internet: Arbeit und Studium gehen vor Unterhaltung 
Doch die Annahme, dass das Internet vorwiegend zur Unterhaltung diene, bewahrheitete sich, so Hainzl, nicht.  Bei der Frage nach den Gründen für den Einstieg ins Netz ergeben sich für die einzelnen Bereiche Studium bzw. Arbeit, allgemeine Informationssuche sowie Unterhaltung kaum große Unterschiede. Diese treten erst zu Tage, wenn man die Häufigkeit dieser Nutzungsmotive vergleicht. Demnach benötigen die SteirerInnen das Internet am häufigsten für ihr Studium bzw. die Arbeit, am wenigsten häufig für Unterhaltung und Freizeit. Im Freizeitbereich liegen das Chatten, das Hören oder Herunterladen von Musik bzw. die Urlaubsplanung in der Gunst ganz vorne. Das Lesen von online-Nachrichten bzw. Zeitungen und Zeitschriften sowie TV- und Kinoprogrammen sowie Wetterberichten zählen zu den am häufigsten allgemein abgefragten Informationen im www.
 
Homepages der steirischen Landesregierung: Interaktivität ist mehr als nur ein Begriff 
Neben der Erhebung der allgemeinen  Usergewohnheiten widmete sich die KORSO info-Server Internetstudie im Speziellen den Homepages der einzelnen Ressorts der steirischen Landesregierung. Hainzl: „Das Vorhaben, die BürgerInnen mittels Internet nicht nur zu informieren, sondern mit diesen auch in eine interaktive Kommunikation zu treten, scheint von der Bevölkerung tatsächlich kräftig in Anspruch genommen zu werden.“ Abgesehen von einem Ressort liegt der Anteil jener Internetuser, die auf den einzelnen Homepages eine oder mehrere interaktive Möglichkeiten (wie etwa E-mail, Gästebücher, Gewinnspiele, Downloads, ...) benutzt haben bei 48,5 %! Das bedeutet, so ein positiv überraschter Hainzl, dass beinahe jede/r Zweite die angebotenen Inhalte nicht nur passiv konsumiert, sondern auch aktiv die Möglichkeiten der Homepage genützt hat.

Tatsächliche BesucherInnenzahlen: nicht jeder kennt sie
Von KORSO nach den monatlichen BesucherInnenzahlen befragt, äußerten sich die Verantwortlichen für die einzelnen Server recht unterschiedlich. Während einige mit der Preisgabe ihrer Zahlen eher hinter dem Berg hielten, verfügen andere anscheinend selbst über keine genauen Angaben. Zurückzuführen ist das unter anderem auch darauf, dass einige der Seiten erst seit wenigen Monaten überhaupt online sind. Dazu zählen etwa der Sozialserver, die Seite www.steiermark2000.at des Ressorts von LH-Stv. Dr. Peter Schachner sowie die Seite von Landeshauptmann Waltraud Klasnic.
Trotzdem können sich etwa die Zugriffsraten der beiden letztgenannten Angebote mit 16 bzw. 18% der Befragten sehen lassen. Mit mehr als 25% BesucherInnenanteil zählen der Bildungs- sowie der Tourismusserver (wohl auch aufgrund der vorwiegend in der Urlaubszeit durchgeführten Umfrage) zu den am meisten besuchten Seiten.

Note „Gut“ für die Gestaltung
Die SteirerInnen stellen den Seiten der Landesregierung auch in Sachen Gestaltung ein gutes Zeugnis aus. Ohne gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Seiten wurden diese im Durchschnitt mit der Schulnote „gut“ bewertet.

Die vollständigen Ergebnisse unserer steirischen Internetstudie mit einer genauen Auflistung aller untersuchten Internetseiten finden Sie HIER!

Als Broschüre können Sie die Internetstudie auch bei KORSO, Neutorgasse 27/I, 8010 Graz, KW „Internetstudie“ bzw. per Mail (korso@korso.at) bestellen.
 

 
OKTOBER-AUSGABE WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG