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  12 / 2001
  "Halten Sie Ihre Kinder von der Handy-Technologie fern"

Im Rahmen einer Vortragstournee durch Österreich war Siegfried  Zwerenz, Vorstandssprecher der Bürgerwelle e.V. – des Dachverbandes der Anti-Mobilfunk-Bürgerinitiativen in Deutschland – zu Gast in der KORSO-Redaktion. Christian Stenner führte mit ihm das folgende Gespräch.
 

Siegfried Zwerenz: "Grenzwerte festlegen, die auf die Menschen Rücksicht nehmen"

Die Maximalwerte für Mobilfunk-Einwirkungen sind in Europa höchst unterschiedlich geregelt: Es gibt einen Grenzwert der WHO, einen Schweizer Genzwert, einen Salzburger Vorsorgewert, die zum Teil um das Mehrtausendfache auseinanderliegen …
Der WHO-Grenzwert, der auch in Österreich angewandt wird, stammt in Wirklichkeit von der ICNIRP, der industrienahen Internationalen Kommission zum Schutz vor nicht ionisierender Strahlung. Er ist dementsprechend hoch – 6000 Milliwatt pro Quadratmeter für das 900-MHZ-Band. Der Schweizer Wert liegt bei 100 Milliwatt, der – freiwillig vereinbarte – Salzburger Vorsorgewert bei 1 Milliwatt.  Aber auch dieser Wert soll nach neuesten Erkenntnissen überarbeitet und weiter gesenkt werden. Die WHO selbst gibt in einer aktuellen Broschüre zu, dass keine Normungsbehörde Expositionsrichtlinien mit dem Ziel erlassen hat, vor langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen wie einem möglichen Krebsrisiko zu schützen. Und der Präsident des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz warnte kürzlich Handynutzer vor Gefahren für ihre Kinder  mit den Worten: 'Eltern sollten ihre Kinder möglichst von dieser Technologie fernhalten.'

Mobilfunkgegner sprechen häufig davon, dass die Betreiberfirmen die gesamte Bevölkerung einem - unfreiwilligen - Feldversuch aussetzen … da müsste es jetzt ja auch bereits entsprechende Studien geben, die einen Nachweis der Gefährdung liefern.
Diese Nachweise gibt es natürlich: So wurden im Auftrag der Telekom  weltweit Studien ausgewertet, die eindeutig belegen, dass das Krebsrisiko durch die gepulste Mobilfunk-Strahlung steigt; andere Studien weisen nach, dass schon bei Werten, die über zweitausend Mal geringer sind als der Grenzwert, Nervenzellen falsch reagieren. Auch den größten Skeptiker müsste allerdings die Tatsache überzeugen, dass in vielen Studien Auswirkungen auf Haustiere – vermehrte Aborte, Missbildungen und Verhaltensstörungen – nachgewiesen werden.

Handys scheinen für die meisten Menschen zum unentbehrlichen Accessoire geworden zu sein, und die Marktmacht der Telekommunikationsunternehmen ist gewaltig – ist ein Ausstieg aus dieser Technologie überhaupt denkbar?
Es geht schlichtweg darum, Grenzwerte festzulegen, die auf die Menschen Rücksicht nehmen. Sollten diese mit dieser Technologie nicht erreichbar sein, dann liegt es an den Betreibern, eine andere zu finden.


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