07 / 2001
  Handys: Kopf in den Sand – oder gleich in den Mikrowellenherd?

„Ich benutze keine Handys. Da kannst du deinen Kopf gleich in einen Mikrowellenherd stecken.” Mit diesem Zitat des Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards beginnt Wolfgang Hingst sein Buch „Handy-Fieber”.

Null Versicherungsschutz
Ein breites Spektrum von Themen wird behandelt: soziologische und psychologische Aspekte, die nicht unkomplexe Technik, die Grenzwertproblematik, jede Menge konkreter Fälle, Bürgerinitiativen, rechtliche Fragen, Versicherungsaspekte. Bedenkenswertes Detail am Rande: Kein Versicherungsunternehmen übernimmt die Versicherung von Schäden, die durch die Nutzung von Handys entstehen könnten.

Doppelt so viele Krebsfälle
Großen Raum nehmen die nicht zur Genüge erforschten gesundheitlichen Folgen des Handybooms ein.
Hingst sieht die Situation weltweit gekennzeichnet durch ein Versagen der Politik, die vor dem wirtschaftlichen Druck der boomenden Handy-Branche in die Knie geht. Dabei gibt es eine Reihe von Untersuchungen , welche die behauptete Ungefährlichkeit hochfrequenter elektromagnetischer Felder massiv widerlegen – an erster Stelle steht dabei die so genannte Repacholi-Studie, durchgeführt im Auftrag des australischen Telekommunikationsunternehmens Telstra. Dabei wurden transgene (also bereits krebsanfällige) Mäuse mit elektromagnetischen Feldern traktiert, wie sie von Handys und GSM-Sendern ausgesandt werden. Das Ergebnis: statt der zu erwartenden 20% erkrankten doppelt so viele Mäuse an Krebs … Schlafstörungen, Tinnitus, nervöse Zustände, Allergien, Veränderungen der Erbsubstanz, die bisher nur als Folge radioaktiver Strahlung bekannt waren: Hingst zitiert seriös und umfassend eine Reihe von Untersuchungen, die durch „Handy-Strahlung” verursachte gesundheitliche Störungen nachweisen.

Hundertfach höhere Grenzwerte
In Österreich haben’s die Mobilfunk-Unternehmen besonders einfach: Zunächst sieht das Telekommunikationsgesetz keine Anrainerrechte bei der Errichtung von Handy-Masten vor. Beschließen Hausherr oder Grundstücksnachbar, dass sie auf die 3-4000 Schilling Monatsmiete nicht verzichten wollen, dann gibt’s keine Möglichkeit des Einspruchs. Und: Die bei uns geltenden Grenzwerte liegen um mehr als das Hundertfache über jenen der Schweiz, immerhin um das nahezu 50fache über jenen Italiens. Von kritischen Experten werden aber Limits gefordert, die noch wesentlich niedriger liegen.

Der Autor: Wolfgang Hingst, geboren 1938 in Wien, Historiker, Schriftsteller und Journalist, versteht sich als kritischer Beobachter der globalen Entwicklung und engagierter Vertreter der ökologischen Avantgarde. Zwischen 1967 und 1998 arbeitete er an leitender Stelle als Redakteur im ORF. 
Handyfieber. Promedia Verlag 2001 (2., völlig überarbeitete Auflage), ISBN 3-85371-148-0, 223 Seiten, öS 248,—

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