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  Wissenschaft und Forschung
 
 
  02 / 2002
  Drogenpolitik heißt Suchtvorbeugung

Mehrere zehntausend SteirerInnen sind schwer alkoholabhängig, allein im Raum Graz ca. 1000 opiatsüchtig, Designerdrogen werden verstärkt konsumiert. Der neue Drogenkoordinator des Landes Steiermark will sich vor allem um die Suchtvorbeugung bemühen.

"Wichtig ist die Erweiterung des Suchtbegriffes, denn eines der größten derzeitigen Probleme im Suchtgiftbereich ist der Missbrauch legaler Drogen", betont Klaus Ederer, der neue Drogenkoordionator des Landes, bei seiner Vorstellung durch Gesundheits-Landesrat Günter Dörflinger. "Allein in der Steiermark sind rund 50- bis 60.000 Menschen schwer alkoholabhängig und ca. 90.000 Personen zählen zum Kreis der sehr stark Gefährdeten. Jährlich sterben 3.500 Menschen an Alkohol- und Nikotinmissbrauch."
Ederer will daher die Kooperation mit Wirtschaft und Gastronomie suchen, um Auswüchsen wie dem offenbar noch immer nicht eingestellten Alkoholausschank an Schulkinder in Grazer Innenstadtlokalen einen Riegel vorzuschieben.
 

Gesundheitslandesrat Günter Dörflinger, Drogenkoordinator Klaus Ederer: Suchthilfe wird bedarfs- und trendorientierter
 
Dörflinger: 1% der Tabaksteuer für Drogenprävention
Als klares Ziel wurde von Ederer die Ausarbeitung eines langfristigen Suchtplans angeführt, welcher ein koordiniertes und strukturiertes Vorgehen in der Suchtprävention gewährleisten soll.
Ein Problem der Suchtvorbeugung ist die landesweit sehr heterogene Situation; in Graz wurde etwa eine Zunahme der Zahl der Opiatsüchtigen beobachtet, nach den jüngsten Schätzungen, welche auf europäischen Normwerten basieren, sind in Graz ungefähr 1000 Personen von Opiaten abhängig. Ebenfalls im Trend liegen im städtischen Raum Designerdrogen wie z.B. Extasy. "Die Suchthilfe muss bedarfs- und trendorientierter werden, und sie muss sich auch einer ständigen Evaluierung unterziehen", betont Ederer.
Angesichts der knappen Mittel sind wirkliche Innovationen schwer möglich, betont Dörflinger: "Leider müssen wir mit einem sehr knappen Budget auskommen, welches vorrangig dazu verwendet werden muss, den minimalen Funktionsstandard der verschieden Drogeneinrichtungen wie z. B. des VIVID oder der steirischen Drogenberater zu sichern. Schon 1% der Tabaksteuer würden reichen, damit wir uns besser rühren könnten."
Ederer, der aus der Praxis der Drogenberatung kommt, vergisst über all den notwendigen administrativen Schritten nicht die menschliche Dimension: "Wertschätzung, Vertrauen, Zeit und Anonymität sind die Bausteine einer positiven Begegnung mit drogenabhängigen Menschen." 
cw

 
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