10 / 2000
  Steiermark drogenfrei?

Knackige Wahlkampf-Sprüche können massive Schäden anrichten – darüber waren sich die Fachleute aus der Drogen- und Suchtberatung einig, die einer Einladung der grünen Landtagsabgeordneten Mag. Edith Zitz und der Grazer Gemeinderätin Gudrun Haberl zu einem „Runden Tisch” folgten. „Steiermark drogenfrei” – schön und gut, aber warum nicht auch gleich abfall- oder alkoholfrei?” brachte einer der anwesenden Experten die Sinnfreiheit der FP-Wahlkampagne auf den Punkt. Dabei müsste der Kampf gegen den Alkohol – gemessen an den gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Schäden – eigentlich im Vordergrund jeder Präventionspolitik stehen, denn: Nur 1 Prozent der Süchtigen nehmen illegale Drogen – aber zwischen 400.000 und 800.000 ÖsterreicherInnen sind alkoholsüchtig. 
 
 

Scharfe Kritik an Drogenpolitk der FPÖ: Grün-Abgeordnete Mag. Edith Zitz

Edith Zitz: „Es zeichnet sich eine neue Sündenbockpolitik der FPÖ ab, die teilweise Menschen verachtende Züge annimmt – so hat etwa Staatssekretär Waneck jüngst erklärt, man solle sich ein Beispiel an China nehmen, wo seit der Einführung einer harten Drogenpolitik die Zahl der Süchtigen zurückgegangen sei.” Die Grünen setzen, so Zitz, statt dessen auf eine konsequente Umsetzung des bestehenden Suchtmittelgesetzes, das die Möglichkeit von Therapie statt Strafe vorsieht, sowie auf niederschwellige Beratungs- und Betreuungsformen, etwa in Form eines so genannten Kontaktladens für gefährdete Jugendliche. Der populistische Diskurs über illegale Drogen vernachlässige zudem andere, mindestens ebenso bedrohliche Formen der Sucht, betont Zitz – „etwa die Bulimie, die vor allem Mädchen und Frauen trifft.”

 

 
OKTOBER-AUSGABE WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG