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Stapo, Stiefel,
Schlagstock und die Eisenbahn
Helme, Overalls, glänzende Stiefel und Schlagstöcke – so
empfingen Einsatztruppen der Polizei, begleitet von Kriminal- und Staatspolizei,
eine Delegation von Bürgerinnen und Bürgern aus dem oststeirischen
St. Margarethen an der Raab und Umgebung am 8. Mai auf dem Grazer Hauptbahnhof.
Die Lösung eines Sammeltickets in Kroisbach-Zöbing hatte die
Aufmerksamkeit der Österreichischen Bundesbahnen erregt und die Polizei
wurde zur Hilfe gerufen: Denn an die hundert Menschen, darunter viele
Mütter mit Kindern und PensionistInnen, wollen aus Anlass einer Landtagssitzung
auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam machen: Die Österreichischen
Bundesbahnen hatten Schließung der Bahnstation Kroisbach-Zöbing,
beschlossen. Die betroffenen BewohnerInnen wollten sich an die politisch
Verantwortlichen wenden, das Land zahlt immerhin 100 Millionen Schilling
für den Nahverkehr an die ÖBB. Die Delegation aus St. Margarethen
darf als „unangemeldete Demonstration“ nicht zu Fuß zum Landhaus
gehen und wird wegen der „Bannmeile“ während der Landtagssitzung per
Straßenbahn zum Jakominiplatz geschickt. Eine kleine Gruppe von zehn
Personen übergibt schließlich dem Landtagspräsidenten Reinhold
Purr eine Petition, der verkehrsverantwortliche Landesrat Leopold
Schöggl ist für sie nicht zu sprechen.
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Protestaktion in Graz gegen die Schließung
der Haltestelle Kroisbach-Zöbing |
„Die Begründung der ÖBB für die Schließung der
Haltestelle Kroisbach-Zöbing war, dass hier nur zehn Personen täglich
zusteigen würden“, so der Aktivist Karl Obendrauf, der die
Reisenden gezählt und zur Beweisführung ihre Namen aufgeschrieben
hat. „Es stellte sich heraus, dass es immerhin 41 Dauerkartenbenützer
gibt, abgesehen von den anderen Zugbenutzern. Von 1200 Erwerbstätigen
pendeln ganze 1100 aus. Wir haben 390 Unterschriften gesammelt. Auch unser
Vorschlag, die beiden benachbarten Haltestellen Takern und Kroisbach-Zöbing
zusammenzulegen, stieß bei den ÖBB auf taube Ohren.“
Die Gemeinde St. Margarethen hat um viel Geld extra einen Steg über
die Raab zum Bahnhof gebaut und während heutzutage die Bahnhöfe
oft abseits größerer Siedlungsgebiete liegen, haben sich gerade
hier viele Menschen in Bahnhofnähe angesiedelt.
Knapp eine Woche nach Übergabe der Petition in Graz überbringen
verantwortliche Herren der ÖBB den St. MargarethenerInnen die freudige
Nachricht: Die geplante Schließung werde nun doch zurückgenommen.
Zwar bleiben von bisher 27 Regionalzügen vorläufig bis Ende des
neuen Fahrplans im Dezember 2002 nur mehr 11 Züge stehen, aber wenigstens
zu den für die Pendler- und SchülerInnen nach Graz, Feldbach,
Gleisdorf, Weiz und retour wichtigen Zeiten. Dazu AK-Verkehrsreferent Franz
Xaver Fromm: „Warum nicht gleich! Hätte man von Seiten der ÖBB
von Anfang an mit den Pendlern, den Gemeinden und den politisch Verantwortlichen
gesprochen statt über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu handeln,
dann wäre man gleich auf eine für alle zufrieden stellende Lösung
gestoßen.“ Karl Obendrauf hofft auf eine Korrektur des nächsten
Fahrplans: „Wir sind zwar froh, dass der ärgste Schaden, nämlich
die Aufhebung der Haltestelle Kroisbach-Zöbing, abgewendet worden
ist, werden uns aber weiterhin für eine höhere Zugfrequenz einsetzen.
Die Errichtung einer neuen Haltestelle unter Zusammenführung der Haltestellen
Takern und Kroisbach wäre auch ein denkbarer Kompromiss für
uns.“
-shv-
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