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"Solidarisches Handeln ist die
einzige Antwort auf einen entfesselten Markt"
Vom 3. – 10. April liegt das Volksbegehren
für den Sozialstaat in den Gemeinde- und Bezirksämtern zur Unterschrift
auf. Prominente steirische Unterstützer erläuterten vor MedienvertreterInnen,
warum sie dem Volksbegehren ihre Stimme geben.
Robert Reithofer vom Verein ISOP, einer
der Trägerorganisationen des Volksbegehrens, ist es ein Anliegen,
dass der Wert „Sozialstaat“ entgegen neoliberaler Nulldefizit-Ideologie
wieder positiv besetzt wird.
Einig sind sich die Unterstützer auch darin,
dass soziale Sicherheit eine Grundvoraussetzung für die Demokratie
darstellt.
"15 Mitgliedstaaten der EU haben soziale Grundrechte
in ihrer Verfassung. Nur Österreich und Großbritannien nicht.
Neben der Freiheit gehört auch die soziale Sicherheit als zentraler
Wert unserer Gesellschaft endlich in den Grundrechtskatalog der Bundesverfassung",
so LAbg. Kurt Gennaro, Vorsitzender der Gewerkschaft Metall-Textil.
Immer mehr sind auf das soziale Netz angewiesen
Gennaro kritisiert, dass nicht Arbeitslosigkeit,
sondern die arbeitslosen Menschen bekämpft werden und damit die soziale
Spaltung vorangetrieben wird. Mehrmaliger Arbeitsplatzwechsel, arbeitslose
Zeiten, Zeiten mit Teilzeitbeschäftigung bis zum Herausfallen aus
dem Arbeitsmarkt als so genannte "Minderleister" zeichnen die zunehmend
unsicherer werdende Situation auf dem Arbeitsmarkt aus. Es gibt also immer
häufiger Situationen im Leben eines jeden Menschen, in denen er/sie
auf das soziale Netz angewiesen ist. "Solidarisches Handeln ist die einzige
Antwort auf einen entfesselten Markt. Weil freiwillige Solidarität
nur bedingt funktioniert, muss der Staat auch die Solidarität mit
den Schwachen einfordern um die Gesellschaft nicht auseinander brechen
zu lassen", argumentiert Josef Riedl, Betriebsseelsorger aus Kapfenberg.
Eine Aufgabe des Staates
Pfarrer Wolfgang Pucher warnt: "Wenn begonnen
wird, wirtschaftliche Interessen über die soziale Absicherung zu stellen,
ist unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert. So wie es unser aller Auftrag
ist, sich nicht aus der Verantwortung dem Nächsten gegenüber
davonzuschleichen, ist es erst recht die Aufgabe eines demokratischen Staates,
das soziale Netz so zu knüpfen, dass ein Abgleiten in die Armut und
damit die Ausgrenzung verhindert wird."
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Pucher: „Staat muss Armut und Ausgrenzung
verhindern“, Gennaro: „Soziale Spaltung darf nicht weiter vorangetrieben
werden“ |
"Österreich ist ein Sozialstaat"
Ziel des Volksbegehrens ist es, dass dem Artikel
1 der österreichischen Bundesverfassung ("Österreich ist eine
demokratische Republik. Ihr Recht geht vom Volk aus.") ein zweiter Absatz
hinzugefügt wird:
"Österreich ist ein Sozialstaat. Gesetzgebung
und Vollziehung berücksichtigen die soziale Sicherheit und Chancengleichheit
der in Österreich lebenden Menschen als eigenständige Ziele.
Vor Beschluss eines Gesetzes wird geprüft, wie sich dieses auf die
soziale Lage der Betroffenen, die Gleichstellung von Frauen und Männern
und den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirkt (Sozialverträglichkeitsprüfung).
Die Absicherung im Fall von Krankheit, Unfall, Behinderung, Alter, Arbeitslosigkeit
und Armut erfolgt solidarisch durch öffentlich-rechtliche soziale
Sicherungssysteme. Die Finanzierung der Staatsausgaben orientiert sich
am Grundsatz, dass die in Österreich lebenden Menschen einen ihrer
wirtschaftlichen und sozialen Lage angemessenen Beitrag leisten."
Unterstützt wird das Volksbegehren in der
Steiermark von Sozial-, Bildungs- und Jugendeinrichtungen ebenso wie vom
ÖGB, der Arbeiterkammer, dem Steirischen PensionistInnenverband, der
ÖH und der Katholischen ArbeitnehmerInnenbewegung.
Der Verein ISOP veranstaltet am 5.4. im Kulturzentrum
bei den Minoriten eine ISOP-Weltnacht für das Volksbegehren, u.a.
mit Josef Hader.
Info unter:
www.sozialstaat.at |