05 / 2000
  Neoliberalismus: „Politik für Profiteure“

Erwin Weissel, emeritierter Professor für Volkswirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik an der Universität Wien, hat mit seinem jüngsten Werk ein spannendes Buch vorgelegt, dass geeignet ist, den verbreiteten Glauben an die Stehsätze der neoliberalen Ideologen nachhaltig zu erschüttern.

Ein Beispiel gefällig? Gewinnsteigerungen durch Kostensenkungen, so heißt es im neoklassischen Katechismus, würden sich in Form von Kostensenkungen in einen Vorteil für die Allgemeinheit verwandeln. Da kann Weissel nur müde lächeln: „Vor einiger Zeit schlossen sich Mercedes und Chrysler zusammen, weil sie sich davon Kosteneinsparungen durch Zusammenlegung und bessere Nutzung der Ressourcen in Höhe von 4 Milliarden Dollar jährlich durch fünf Jahre erwarten. Das verkündete Schrempp, Ex-Chef von Mercedes, nunmehr Chef von Daimler-Chrysler, der Öffentlichkeit und löste damit Jubel in den Wirtschaftsblättern aus – nicht etwa, weil Autos billiger werden, sondern weil der Börsenkurs der Aktien steigen wird, und zwar um an die 40 Milliarden Dollar.“
In der Tat – und das ist die im Buchtitel geoffenbarte Grundthese des Autors – stecke hinter der Argumentation der Neoliberalen absichtsvolle Täuschung: Das Gerede von Sparen, Entlasten, Kostensenkungen, Vergeudung usw. verlocke zur Illusion, dass es ihnen nur um die Ökonomie und nicht um den gesellschaftlichen Rahmen gehe, aber: „Tatsächlich geht es darum, wer im gesamten gesellschaftlichen Geschehen das Sagen haben, wer welche Entscheidungsbefugnis besitzen soll.“ Wenn’s um Macht und/oder Geld geht, sind dann auch die neoliberalen Katechismus-Sätze schnell vergessen, wie Weissel etwa am Beispiel genmanipulierter Lebensmittel nachweist: Eine Kennzeichnungspflicht – und damit die von den Theoretikern so gepriesene Wahlmöglichkeit für den Konsumenten, welche nur die liberale Marktwirtschaft garantieren könne – wurde von den Gen-Unternehmen entschieden bekämpft.

KORSO lädt in Kooperation mit dem PROMEDIA-Verlag und der Grünen Akademie zur Buchpräsentation ein: „Politik für Profiteure – die politische Ökonomie des Neoliberalismus“, Referat von und Diskussion mit Prof. Erwin Weissel, Dienstag, 16. Mai, 19.30, HS 23.03, Meerscheinschlössl, Mozartgasse 3, Graz
 


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