11 / 2000
  MAFALDA und steirische Unternehmen schaffen IT-Ausbildungsplätze für Mädchen

Obwohl weniger Mädchen als Burschen eine Lehrausbildung anstreben, haben sie es trotz guter Zeugnisse und Qualifikationen schwerer, eine Lehrstelle zu finden. Zudem wählen Mädchen traditionell unter weniger Berufen als Burschen.

Mädchen aktiv bei Berufswahl und Arbeitsuche zu unterstützen und die Bewusstseinsarbeit auf der Unternehmensebene sind erklärte Ziele des Vereins MAFALDA, der seit mittlerweile 11 Jahren der Diskriminierung von jungen Frauen am Arbeitsmarkt entgegenwirkt. Heuer macht MAFALDA-Mädchenqualifizierung – unterstützt durch das AMS Steiermark – mit einem Projekt ganz besonderer Art auf sich aufmerksam: Ein innovativer Lehrberuf, die Vernetzung vieler arbeitsmarktpolitischer AkteurInnen, Bedarfsgenauigkeit und natürlich Mädchen stehen im Mittelpunkt eines maßgeschneiderten Lehrganges, der 12 Ausbildungsplätze schaffen wird.
Seit 1998 existiert der Lehrberuf der Medienfachfrau – Mediendesign. Diese Lehre deckt insbesondere den Qualifikationsbedarf in Multimediabetrieben sowie in Grafik- und Werbestudios. Trotzdem fanden sich bis jetzt wenige Unternehmen, die einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellten.
 

Begeistertes Feedback kam von den Teilnehmerinnen der ersten Vorlehre-Gruppe

Vorqualifizierung als „Schuhlöffel“ für neue Lehrstellen
Damit steirische Unternehmen dieses neue Berufsbild für sich nutzen können und ein neues Lehrstellenpotenzial für Mädchen eröffnet wird, erfolgt nun ein „Startschuss“ in Form einer Vorqualifizierung für 12 begabte junge Frauen. Dieses Modell soll den Einstieg in die duale Ausbildung auf beiden Seiten erleichtern.
Kernstücke des Projektes sind Vernetzung und Bedarfsgenauigkeit, so wurden die Inhalte – die eine theoretische und praktische Vorbereitung auf die speziellen  betrieblichen Anforderungen sein sollen – gemeinsam mit der Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation der Wirtschaftskammer Steiermark und Unternehmen aus der Branche entwickelt.
Besonderes Augenmerk gilt der Praxisorientierung. Praktika, Exkursionen und das eigenständige Abwickeln eines Werbeprojektes vertiefen die theoretischen Inputs aus dem Bereich Werbung, EDV und Schlüsselqualifikationen. Der Lehrgang hat soeben (Oktober 2000) begonnen und wird im Februar 2001 mit dem Abschluss einiger Lehrverträge enden. Kursorganisatorin Daniela Jauk von MAFALDA: „Mich freut ganz besonders, dass für diesen Kurs eine Reihe von UnterstützerInnen gewonnen werden konnten, die alle an einem Strang ziehen – angefangen von den beteiligten Unternehmen über die Fachhochschule und das AMS bis hin zur Wirtschaftskammer – und keine Alibimaßnahme anstreben, sondern wirklich an einer qualitativ hochwertigen Ausbildung für Mädchen interessiert sind.“
Für Dr. Herta Kindermann-Wlasak, Frauenreferentin im AMS Steiermark, das die Vorqualifizierung unterstützt und begleitet, ist besonders wichtig, dass Mädchen eine fundierte Ausbildung in den neuen Informationstechnologien erhalten: „Mädchen den Zugang zu einem zukunftsträchtigen Lehrberuf im stark wachsenden Berufsfeld der Informations- und Kommunikationstechnologie zu eröffnen heißt, die neuen Beschäftigungschancen gezielt im Sinne der Gleichstellung von Frauen und Männern zu nutzen. Gerade vor diesem Hintergrund ist diese Maßnahme für uns von besonderer Bedeutung.“
 

Daniela Jauk, Verein MAFALDA (l.): „Auch die Kooperationspartner wollen keine 
Alibimaßnahme, sondern eine eine qualitativ hochwertige Ausbildung für Mädchen“;
Dr. Herta Kindermann-Wlasak, AMS Steiermark (r.): „Beschäftigungschancen 
in der IT müssen gezielt für Frauen genützt werden“

Unternehmen bemühen sich um Ausbildung
Schon vor Beginn des Lehrgangs konnten interessierte Kooperationspartner gewonnen werden (Network Data, IKU, WOKA Management, KIWi Design, Schafschetzy, Mörth&Mörth, Gerlinde Mörth, Simon Media, GHK, PR Atama, Winterheller Software), die die Notwendigkeit einer Ausbildung in diesem Bereich erkannt haben. Als besonderer beschäftigungspolitischer Erfolg kann die Tatsache gelten, dass fünf Unternehmen nun zum ersten Mal einen Lehrling ausbilden werden. Für Wolfgang Kasic von WOKA-Management liegt der größte Vorteil für die Unternehmen darin, dass „der Arbeitseinstieg für Mitarbeiterinnen mit Vorkenntnissen einfach leichter ist.“

Radio-Werkstatt
Weiterer Kooperationspartner ist der neue Grazer Sender FM 97,9: Die Teilnehmerinnen haben hier die Möglichkeit, eine eigene Radiosendung im Ausmaß einer Stunde zu gestalten. Die Fachhochschule Joanneum stellt schließlich ihre Top-Infrastruktur für EDV-Schulungen zur Verfügung und hat den Lehrgang auch inhaltlich mitbetreut. 

Begeisterte Teilnehmerinnen
Das äußerst positive Feedback von Seiten der Kursteilnehmerinnen ermutigt die engagierten Betreuerinnen von MAFALDA besonders. „Der Kurs ist für mich eine Herausforderung; ich möchte die Chance ergreifen, die mir da geboten wird, und etwas erlernen, auf das ich stolz sein kann“, meint etwa Tanja, 18, und Anita, 17, ist überzeugt davon, dass Mediendesignerin ihr Traumberuf ist: „In diesem Kurs erlerne ich alle nötigen Voraussetzungen – und außerdem werde ich eine Lehrstelle bekommen!“
Gemeinsam mit dem AMS Steiermark führt der Verein MAFALDA diese Form der vernetzten Beschäftigungsförderung heuer zum ersten Mal durch. In den nächsten Jahren steht dieses Modell allen interessierten Branchen speziell für die Einführung „neuer Lehrberufe“ zur Verfügung. 

KONTAKT:
Mafalda 
Daniela Jauk
Tel. 0316 / 33 82 78
e-mail: verein.mafalda@austro.net
web: http://www.checkit.at/mafalda/

Mafalda wird beauftragt und gefördert durch das AMS Steiermark, das Land Steiermark und den Europäischen Sozialfonds.

 

 
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