12 / 2001
  "Lebenschancen eröffnen"

Die JobAllianz vergab heuer zum dritten Mal die JobOskars für Betriebe und Einrichtungen, die besonderes Engagement bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung an den Tag legen.

Zunehmender Konkurrenz- und Leistungsdruck sind Kennzeichen der gegenwärtigen Wirtschafts- und Arbeitsmärkte und tragen dazu bei, dass sich der Zugang von Menschen mit Behinderung zu Arbeitsplätzen des "Normalarbeitsmarktes" sehr schwierig gestaltet. Zudem gibt es in Österreich eine im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wenig entwickelte Kultur der gesellschaftlichen Integration benachteiligter Menschen: Bei vielen ArbeitgeberInnen herrscht schlichtweg Unkenntnis über deren tatsächliche Leistungsfähigkeit; die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit Behinderung ist in der Steiermark zwischen April 1997 und April 2000 von 5590 auf 6049 gestiegen. Das bedeutet ein Plus von 8,2%. 
Umso höher sind die Bemühungen jener Betriebe zu werten, die sich dafür engagieren, auch Menschen mit Behinderung in ihre Belegschaft zu integrieren.

"Dialog mit den ArbeitgeberInnen ist notwendig"
Die JobAllianz, 1999 als EU-Pilotprojekt in den Regionen Judenburg/Knittelfeld und Hartberg/Weiz vom Bundessozialamt (BSB) initiiert und inzwischen steiermarkweit tätig, versucht mit einer Informationsoffensive bei potenziellen DienstgeberInnen ein besseres Verständnis für Menschen mit Behinderung zu wecken. Sie wird von AMS und Land Steiermark getragen. Die JobAllianz koordiniert Aktivitäten von pro mente und bfb (Verein zur beruflichen Förderung und Bildung), Chance B, Jugend am Werk und Lebenshilfe. Sie berät DienstgeberInnen über die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte und über mögliche Förderungen für eine berufliche Integration von Menschen mit Behinderung und koordiniert Arbeitsassistenz und Jobcoaching.
Bereits zum dritten Mal wurden heuer die JobOskars an Unternehmen, öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen vergeben, die sich für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung engagieren; am 16.11. fand die Verleihung für die Region Graz und Umgebung statt. Dr. Margareta Steiner, Leiterin des Bundessozialamtes Steiermark und Initiatorin der JobAllianz, betonte in ihrer Eröffnungsrede die Notwendigkeit des Dialogs mit den DienstgeberInnen: "Nur so kann man der Arbeitslosigkeit, von der Menschen mit Behinderung besonders betroffen sind, entgegenwirken." Der bisherige Erfahrungsaustausch zwischen DienstgeberInnen und ExpertInnen habe gezeigt, dass Menschen mit Behinderung hoch motivierte und fachlich kompetente MitarbeiterInnen sind, die mit Verantwortungsbewusstsein und hoher Lernbereitschaft an ihre Aufgaben herangehen.
Die Jury wählte die Gewinner aus über hundert Nominierungen aus. Ausgezeichnet wurden der Automobilzulieferbetrieb Johnson Controls Austria, die Firma Duropack und die Firma Schlager Orthopädie, das Seniorenheim Humanitas Stadtresidenz, die Unversitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität und die Gemeinde Gratkorn.
Entscheidend waren für die Jury vier Kriterien: Änderungen der Arbeitsorganisation, Weitergabe von Informationen auf nicht-visuellem Weg für Blinde; Schaffung von neuen Arbeitsplätzen nach Arbeitsunfällen und Neueinstellung von Menschen mit Behinderung; besondere Bemühungen bei der Vorbereitung des sozialen Umfelds; Kooperation mit Behinderteneinrichtungen und integrativen Betrieben.
 

Verleihung des JobOskar 2001 für Graz / Umgebung: "Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung können nur im ständigen Dialog mit den DienstgeberInnen geschaffen werden"

Eröffnen von Lebenschancen
Bürgermeister Alfred Stingl sprach von "einer der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres. Die Lebenssehnsüchte, Wünsche und Chancen von behinderten Menschen stehen selten im Mittelpunkt. Die gemeinsame Verantwortung einer Gesellschaft liegt im Eröffnen von Lebenschancen für ein selbstbestimmtes Leben." Auch AMS-Steiermark-Chef Hans Kaiser wünscht sich, dass eine Gesellschaft daran gemessen wird, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. "Nicht alles ist mit Geld zu lösen. Es geht auch darum, Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung wahrzunehmen." rs

Genauere Informationen über das Beratungsangebot der Joballianz und über Fördermöglichkeiten finden Sie unter www.joballianz.at 


 
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