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"Lebenschancen eröffnen"
Die JobAllianz vergab heuer zum dritten Mal
die JobOskars für Betriebe und Einrichtungen, die besonderes Engagement
bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung an den Tag legen.
Zunehmender Konkurrenz- und Leistungsdruck sind
Kennzeichen der gegenwärtigen Wirtschafts- und Arbeitsmärkte
und tragen dazu bei, dass sich der Zugang von Menschen mit Behinderung
zu Arbeitsplätzen des "Normalarbeitsmarktes" sehr schwierig gestaltet.
Zudem gibt es in Österreich eine im Vergleich zu anderen europäischen
Ländern wenig entwickelte Kultur der gesellschaftlichen Integration
benachteiligter Menschen: Bei vielen ArbeitgeberInnen herrscht schlichtweg
Unkenntnis über deren tatsächliche Leistungsfähigkeit; die
Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit Behinderung ist in der Steiermark
zwischen April 1997 und April 2000 von 5590 auf 6049 gestiegen. Das bedeutet
ein Plus von 8,2%.
Umso höher sind die Bemühungen jener
Betriebe zu werten, die sich dafür engagieren, auch Menschen mit Behinderung
in ihre Belegschaft zu integrieren.
"Dialog mit den ArbeitgeberInnen ist notwendig"
Die JobAllianz, 1999 als EU-Pilotprojekt in den
Regionen Judenburg/Knittelfeld und Hartberg/Weiz vom Bundessozialamt
(BSB) initiiert und inzwischen steiermarkweit tätig, versucht
mit einer Informationsoffensive bei potenziellen DienstgeberInnen ein besseres
Verständnis für Menschen mit Behinderung zu wecken. Sie wird
von AMS und Land Steiermark getragen. Die JobAllianz koordiniert Aktivitäten
von pro mente und bfb (Verein zur beruflichen Förderung und Bildung),
Chance B, Jugend am Werk und Lebenshilfe. Sie berät DienstgeberInnen
über die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte und über
mögliche Förderungen für eine berufliche Integration von
Menschen mit Behinderung und koordiniert Arbeitsassistenz und Jobcoaching.
Bereits zum dritten Mal wurden heuer die JobOskars
an Unternehmen, öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen vergeben,
die sich für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung
engagieren; am 16.11. fand die Verleihung für die Region Graz und
Umgebung statt. Dr. Margareta Steiner, Leiterin des Bundessozialamtes
Steiermark und Initiatorin der JobAllianz, betonte in ihrer Eröffnungsrede
die Notwendigkeit des Dialogs mit den DienstgeberInnen: "Nur so kann man
der Arbeitslosigkeit, von der Menschen mit Behinderung besonders betroffen
sind, entgegenwirken." Der bisherige Erfahrungsaustausch zwischen DienstgeberInnen
und ExpertInnen habe gezeigt, dass Menschen mit Behinderung hoch motivierte
und fachlich kompetente MitarbeiterInnen sind, die mit Verantwortungsbewusstsein
und hoher Lernbereitschaft an ihre Aufgaben herangehen.
Die Jury wählte die Gewinner aus über
hundert Nominierungen aus. Ausgezeichnet wurden der Automobilzulieferbetrieb
Johnson Controls Austria, die Firma Duropack und die Firma
Schlager Orthopädie, das Seniorenheim Humanitas Stadtresidenz,
die Unversitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität und
die Gemeinde Gratkorn.
Entscheidend waren für die Jury vier Kriterien:
Änderungen der Arbeitsorganisation, Weitergabe von Informationen auf
nicht-visuellem Weg für Blinde; Schaffung von neuen Arbeitsplätzen
nach Arbeitsunfällen und Neueinstellung von Menschen mit Behinderung;
besondere Bemühungen bei der Vorbereitung des sozialen Umfelds; Kooperation
mit Behinderteneinrichtungen und integrativen Betrieben.
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Verleihung des JobOskar 2001 für Graz / Umgebung:
"Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung können nur im
ständigen Dialog mit den DienstgeberInnen geschaffen werden"
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Eröffnen von Lebenschancen
Bürgermeister Alfred Stingl sprach
von "einer der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres. Die Lebenssehnsüchte,
Wünsche und Chancen von behinderten Menschen stehen selten im Mittelpunkt.
Die gemeinsame Verantwortung einer Gesellschaft liegt im Eröffnen
von Lebenschancen für ein selbstbestimmtes Leben." Auch AMS-Steiermark-Chef
Hans Kaiser wünscht sich, dass eine Gesellschaft daran gemessen
wird, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht. "Nicht alles
ist mit Geld zu lösen. Es geht auch darum, Menschen in unserer unmittelbaren
Umgebung wahrzunehmen." rs
Genauere Informationen über das Beratungsangebot
der Joballianz und über Fördermöglichkeiten finden Sie unter
www.joballianz.at |