07 / 2000
  In Styria:  „Erntedankfest“  arbeitsmarkt politischer Innovation

Zu einer eindrucksvollen Leistungsschau von arbeitsmarktpolitischen Projekten im Rahmen des Europäischen Sozialfonds lud das Arbeitsmarktservice Steiermark am 29. Juni in den Weißen Saal der Grazer Burg. Insgesamt 36 abgeschlossene steirische Projekte der Gemeinschaftsinitiativen Adapt und Employment sowie acht innovative Modellprojekte des Ziel-4-Programms präsentierten die Ergebnisse ihrer Projekttätigkeit aus  fünf Jahren. Begleitend dazu bot die BAB GesmbH Ausblicke auf die seit heuer grundlegend umgestaltete EU-Förderlandschaft.

Die Steiermark hat österreichweit die meisten Projekte im Rahmen von EU-Gemeinschafts- initiativen durchgeführt – das sind Förderungsprogramme, die gemeinsame, übernationale Entwicklungsziele der Europäischen Union umsetzen sollen. Dr. Helfried Faschingbauer, stellvertretender AMS-Landesgeschäftsführer: „Mit unserer Offenheit gegenüber neuen Ideen haben wir in Österreich eine Vorreiterrolle inne, auf die wir stolz sein können.” 
 

Dr. Helfried Faschingbauer, AMS: „Vorreiterrolle des
Arbeitsmarktservice Steiermark“

162 Millionen Schilling sind in den letzten fünf Jahren in 36 steirische GI-Projekte geflossen; daneben wurden im Rahmen von innovativen Modellprojekten Qualifizierungsoffensiven für an- und ungelernte Beschäftigte und ArbeitnehmerInnen über 45 umgesetzt. Im Jahr 1999 haben daran über 1.000 steirische Unternehmen mit insgesamt 22.000 MitarbeiterInnen teilgenommen. Neben der EU und dem AMS hat, so Faschingbauer, auch das Wirtschaftsressort des Landes einen wichtigen finanziellen Beitrag zur Umsetzung der Projekte geleistet. 

Qualifikation und Emanzipation
Aufgabe der ADAPT-Projekte war es, Beschäftigte bei der Anpassung an die sich rapide ändernden Anforderungen des Arbeitsmarktes zu unterstützen; in der Gemeinschaftsinitiative Employment wurden integrativ-emanzipatorische Ansätze umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist compass, ein Projekt des Vereins Alpha Nova, das praktische Modelle für die berufliche Erstausbildung behinderter Menschen nach der Pflichtschule erarbeitete – mit dem Ziel, sie in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren statt wie bisher in Behindertenwerkstätten abzuschieben. 16 Jugendliche können eine Teilqualifizierungslehre absolvieren, die ihnen bessere berufliche Chancen eröffnet.
Die bei Adapt- und Employment-Projekten vorgeschriebene Transnationalität (man musste mit mindestens zwei Projektpartnern in anderen EU-Staaten kooperieren) erwies sich hierbei als äußerst positiv. „Bei der Ausarbeitung”, so Helmut Schinnerl von Alpha Nova, „hat uns der Austausch mit unserem irischen Projektpartner sehr geholfen, da es in Irland diesbezüglich viel mehr Erfahrungen gibt.” Ein weiterer Employment-Schwerpunkt (NOW) setzte sich mit der Schaffung gleicher Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen auseinander. 
 

Alpha-Nova-MitarbeiterInnen 
Mag. Karin Hacker (Projektkoordinatorin), 
Helmut Schinnerl (Bereichsleitung Arbeit): 
„Projekt compass ist  ein Schritt zur beruflichen Emanzipation von Menschen mit Behinderung”

Marktfähige Produkte
Als Beispiel eines Projektes, das sich inzwischen mit seinen Leistungen am Markt etabliert hat, kann das Unternehmen Ökoservice gelten. Angeboten werden, erläutert Jutta Benyahia-Aspelmayer, vielfältige Dienste im Umwelt- und Recyclingbereich, die von der Altspeisefettsammlung in Grazer Gastronomiebetrieben über Häcksel- und Kompostdienst bis zum  Recycling von Elektroschrott und Altfenstern reichen. 
 

Jutta Benyahia-Aspelmayer, 
Ökoservice GmbH: 
Zehn Transitarbeitsplätze geschaffen

Damit gelang der von den Grazer Vereinen BAN und ARGE Müllvermeidung getragenen Beschäftigungsgesellschaft die Schaffung von zehn Transitarbeitsplätzen für langzeitarbeitslose bzw. behinderte Menschen. 

Projektererfahrungen fließen in Arbeitsmarktprogramme ein
Maßnahmen, die sich in den Pilotprojekten bewährt haben, werden in die reguläre Arbeitsmarktpolitik übernommen. Dr. Heinz Moderegger vom AMS: „Einige Ergebnisse von Employment-Projekten sind bereits in AMS-Maßnahmen und in den STAP (Steirisches Aktionsprogramm für Jugendbeschäftigung) eingeflossen. Die Adapt-Projekte beinhalten Ausbildungsgänge, Dienstleistungen und andere Produkte, die nunmehr auf dem Markt zur Verfügung stehen und – mit oder ohne Förderung – von der Wirtschaft in Anspruch genommen werden können.”
Die Gemeinschaftsinitiativen ADAPT und EMPLOYMENT sind nunmehr beendet; aber es gibt bereits ein neues Programm zur Förderung der Beschäftigung benachteiligter Gruppen: Mit der Gemeinschaftsinitiative EQUAL sollen transnationale Projekte zur Bekämpfung von Diskriminierung und ungleicher Chancenverteilung beim Zugang zum Arbeitsmarkt gefördert werden. Das betrifft zum Beispiel die Verbesserung der Arbeitsmarktchancen von Frauen, aber auch von AsylwerberInnen.

Neue Förderungen erst ab 2001?
Da die EQUAL-Leitlinien erst im April 2000 von der EU beschlossen wurden, werden die ersten Projekte voraussichtlich erst im Frühjahr 2001 beantragt werden können. Unklar ist weiters, wie die Abwicklung erfolgen wird. Klar ist hingegen, dass die Gründung von so genannten Entwicklungspartnerschaften bzw. die erforderliche Vernetzung der lokalen Akteure sehr aufwändig sein wird, was insbesondere für kleine Träger Probleme schaffen dürfte. 
 

Joachim Hainzl

 
Die Preisträger des In-Styria-Preises 2000

Drei Projektträger wurden bei einer Publikumswertung für ihre Projekte ausgezeichnet: 
 

ARGE Müllvermeidung Graz: Projekt Ökoplus
Die ARGE Müllvermeidung hat gleich zwei Adapt-Projekte durchgeführt. Wie EMAP (Environmental Management Assistant Pool) diente auch das prämierte Projekt Ökoplus der Weiterqualifizierung im Umweltbereich. In 15 steirischen Unternehmen wurden Beschäftigte zu betrieblichen Umweltcontrollern ausgebildet. 
Kontakt: Mag. Hermine Dimitroff-Regatschnigg, Tel.: 0316 712309, e-mail: office@arge.at 
Verein Taten statt Worte Graz: Projekt Gründerinnenzentrum
Das 1998 im Rahmen von NOW initiierte Modellprojekt führte in dieser Zeit insgesamt 180 Coachings mit Frauen durch, die Unternehmen gründen wollten. Von diesen entschloss sich über ein Drittel für den Weg in die Selbständigkeit. Ab September 2000 bietet das Gründerinnenzentrum am Nikolaiplatz 4 Unternehmerinnen eine ganze Büroetage! In den ersten drei Jahren ist maximal die Hälfte der Miete zu bezahlen. 
Kontakt: Mag. Evelyn Poms, Tel.: 0316/481322, e-mail: gruenderinnen@sime.com
Lebenshilfe Leibnitz: Projekt Jobrotation
In Zusammenarbeit mit dem AMS wurde vier Arbeitslosen die Möglichkeit  eines sechswöchigen Praktikums in der Behindertenbetreuung geboten. Einer der Praktikanten kann ab Herbst mit einer fixen Anstellung bei der Lebenshilfe rechnen. 
Kontakt: Manfred Pracher, Tel.: 03456/2494, e-mail: zentr.verw@lebenshilfe-leibnitz.at
 

 
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