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Abfangjäger:
Abgeschrieben statt ausgeschrieben?
Am 23. Jänner sind die Angebote von drei
Abfangjäger-Anbietern im Verteidigungsministerium eingetroffen: An
die 1,8 Mrd Euro / 25 Milliarden Schilling sind der Bundesregierung die
24 neuen Kampfflieger wert im Endausbau sollen es sogar 30 Milliarden
Schilling für insgesamt 30 Flieger sein. Den nulldefizitgeplagten
ÖsterreicherInnen soll die bittere Ausgaben-Pille mit Kompensationsgeschäften
versüßt werden für den grünen Rechnungshofausschuss-Vorsitzenden
NAbg. Werner Kogler handelt es sich dabei allerdings in der Hauptsache
um "Luftgeschäfte". Und: Folgt man Koglers Argumentation, dann wurde
der Kauf der Flieger nicht wirklich aus-, sondern von einer Studie des
favorisierten Bieters Saab abgeschrieben.
Als junger Polit-Aktivist musste der heutige steirische
grüne Parlamentarier Werner Kogler Mitte der 80-er Jahre eine bittere
Niederlage einstecken: Damals war er beim letztlich erfolglosen Kampf
gegen den Kauf der Saab Draken an vorderster Front gestanden.
Diesmal rechnet sich Kogler bessere Chancen aus.
Die Vorgänge um die Ausschreibung der Draken-Nachfolger seien so haarsträubend,
meint er, dass das Verfahren nicht weiter in der vorgesehenen Form abgewickelt
werden dürfe.
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Grün-Abgeordneter Kogler mit Akten zur Causa "Gripen":
Die Mehrzahl der Gegengeschäfte ist "fantasiereiches Wortgeklingel" |
Mitgekauft: Luftkampf über Zeltweg?
200 Prozent der Kaufsumme, versprechen die schwedischen
Auto- und Flugzeugbauer, sollen beim Kauf des Draken-Nachfolgers Gripen
der österreichischen Volkswirtschaft in Form von "Kompensationsgeschäften"
zugute kommen. Der studierte Ökonom Kogler bilanziert anders: "98
Prozent der Gegengeschäfte sind pure Luft-Geschäfte und entweder
nicht realisierbar oder beim besten Willen nicht als Kompensationsgeschäfte
zu bezeichnen. Die restlichen zwei Prozent stellen sollten sie verwirklicht
werden eine Bedrohung dar." Die letztgenannten "gefährlichen Geschäfte"
betreffen vor allem ein Saab-Projekt, das in der Obersteiermark für
Proteststürme sorgt: Der Fliegerhorst Zeltweg soll zu einer Reparaturwerkstätte
für alle in den Nachbarländern stationierten "Gripen" ausgebaut
werden und das könnten in wenigen Jahren weit über hundert
sein. Darüber hinausgehende Saab-"Angebote" etwa die Abhaltung von
Feindflugübungen für die ungarische und die künftige tschechische
und polnische Gripen-Flotte im grünweißen Luftraum wies Heeresminister
Herbert Scheibner bereits selbst zurück. Die wachsende Empörung
in der Obersteiermark dürfte daran nicht unbeteiligt gewesen sein.
Selbstbau-Gripen und innovative Palmtops
Andere Gegengeschäfte erweisen sich in der
Tat beim ersten genaueren Hinsehen als "reine Luftgeschäfte" wie
etwa die von Saab eingeräumte Möglichkeit, die Gripen aus angelieferten
Teilen im Do-it-yourself-Verfahren in Österreich selbst zusammenzubasteln
und zu lackieren: "Da wird so getan, als ob dies keine Kosten verursachen
würde und gleichzeitig katapultiert sich Saab damit gegenüber
den anderen Anbietern in eine bessere Startposition, weil ja der Kaufpreis
durch die österreichischen Eigenleistungen sinkt."
Bei den meisten von Saab in der Promotion-Studie
"An Economic Benefit Study of the Gripen Industrial Cooperation package"
vorgeschlagenen Kompensationsgeschäften handle es sich um "fantasiereiches
Wortgeklingel", ätzt Kogler. So wird wortreich die Möglichkeit
für Siemens Österreich ventiliert, die Fertigung des "P-40",
eines innovativen Palmtop des südafrikanischen Unternehmens "Embedded
Laboratories" (früher: Accord Technologies) zu übernehmen mit
einem Volumen von immerhin an die 50 Mio Euro. Nach einer höchst allgemeinen
mehrseitigen Analyse der Marktchancen für tragbare Kleincomputer heißt
es über den Wunder-Rechner dann allerdings lapidar: "Aufgrund seiner
Neuartigkeit und Einzigartigkeit ist daher eine eindeutige Klassifikation
innerhalb der bestehenden Segmente nicht möglich." Den Palmtop P-40
gibt bis heute nur als Prototyp, der auf der Computermesse Cebit 2001 vorgestellt
wurde. Die Website des Herstellers wurde in der Zwischenzeit offenbar niedergefahren
www.elabco.com ist nicht mehr erreichbar.
Und: KORSO-Recherchen haben keine wie auch immer gearteten Verbindungen
von Embedded Laboratories zu Saab ergeben die Studie selbst behauptet
solche allerdings auch gar nicht. Worin das Gegengeschäft liegen soll,
bleibt in diesem ebenso wie in den meisten anderen Fällen im Dunkeln.
Von der Saab-Studie über das "missing
link" zur Ausschreibung
Folgt man den Argumenten Koglers, hat die im
Auftrag der Schweden vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) der
Industriellenvereinigung erstellte "Benefit"-Studie ohnehin eine andere
Funktion als die realistische Bewertung von Gegengeschäften. Misstrauisch
wurde der Abgeordnete, weil alle Branchen, die laut Saab-Dokument für
Gegengeschäfte in Frage kommen, in der einen oder anderen Form in
der Ausschreibung des Verteidigungsministeriums auftauchen von der "automotive
supply industry", die in der Ausschreibung nahezu wortgleich mit dem wenig
gebräuchlichen Anglizismus "automotiver Bereich" bezeichnet wird,
bis hin zu "Aerospace Aircraft component manufacture" (in der Ausschreibung:
"Aerospace Flugzeug-/Triebwerksbauteile und Systemkomponenten").
Sein Verdacht erhärtete sich schließlich,
als ihm eine weitere IWI-Studie zugespielt wurde. Ein Jahr nach den Schweden
hatte sich nämlich ein weiterer Auftraggeber bei den Wiener Industrie-Forschern
eingestellt diesmal wars der Hausherr selbst. Die Industriellenvereinigung
begehrte Auskunft über die "Volkswirtschaftlichen Effekte von Gegengeschäften".
Das im Juli 2001 abgelieferte Papier ist siehe Faksimile über
weite Strecken wortident mit der Ausschreibung, die das Bundesministerium
dann an mögliche Bieter übermittelte. "Sie stellt das "missing
link" zwischen der von Saab bestellten Studie und der Ausschreibung dar",
ist Kogler überzeugt.
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Gleichen einander verblüffend: Die Gegengeschäfts-Studie
des IWI (unten), das kurz zuvor ein ähnliches Papier für Saab
verfasst hatte, und der Text der Ausschreibung des Verteidigungsministeriums |
Dass zwei prominente Vertreter der Käuferseite
auch in die Organisation des Industriewissenschaftlichen Institutes eingebunden
sind, trägt nicht zur Verbesserung der Optik bei: Neben Kanzler Wolfgang
Schüssel ist auch Wirtschaftsminister Martin Bartenstein,
in dessen Ressort die Abwicklung der Gegengeschäfte fällt, als
IWI-Kurator tätig.
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