04 / 2001
 
Interview mit Mag. Claudia E. Frieser 
Leiterin der Wertpapierabteilung der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG

KORSO: Wie sieht derzeit die Situation bei den Fonds aus, nachdem es doch am internationalen Aktienmarkt zu teilweise gröberen Einbrüchen gekommen ist und wie ist die Stimmung diesbezüglich bei Ihren KundInnen?

Frieser: Investmentfonds können sich grundsätzlich immer nur so entwickeln wie der ihr zugrundeliegende Aktien- oder Rentenmarkt. Aktiv gemanagte Fonds haben im Gegensatz zu Indexfonds das Ziel, besser zu sein als ihre Benchmark, also ihr Vergleichsmaßstab - meist ein zugrundeliegender Index. Da weltweit fast alle Aktienmärkte seit ca. einem halben Jahr mit kleineren Unterbrechungen eine Abwärtstendenz aufweisen, zeichnet sich auch bei den Aktieninvestmentfonds eine negative Wertentwicklung für diesen Zeitraum ab. 

KORSO: Was ist nun wichtig zu beachten?

Frieser: Wichtig ist, dass solche Investmentfonds ausgewählt werden (? Fondspicking), die sich immer noch besser halten können als der zugrundeliegende Markt. Sie sollten besser performen und das bei geringerem Risiko. Es kommt also bei der Fondsauswahl auf die passende Risiko-Rendite-Relation an. Denn natürlich ist es relevant, ob ein Kunde minus 13% oder „nur“ minus 4% erwirtschaftet. 

Das Fondsmanagementteam der Steiermärkischen wählt genau jene Fonds aus dem sehr breiten Spektrum aller zugelassenen Investmentfonds in Österreich aus, die einerseits aktiv gemanagt sind und andererseits ein ausgewogenes Risiko-Rendite-Verhältnis vorweisen können. Wichtig ist es auch, dass jene Fonds ausgewählt werden, die voll investiert sind und Cash keinesfalls als übergeordnete strategische Position halten. Der Kunde will ja schlussendlich am Markt investiert sein.

Obige Aussagen spiegeln auch gleichzeitig die Kundenstimmung wider. Voraussetzung für Kundenzufriedenheit ist vorab eine optimale, für jeden einzelnen Kunden individuell zugeschnittene Beratung. Aufbauend darauf wird dann ein Portfolio zusammengestellt. Wenn der Kunde seine Wünsche und Bedürfnisse im Beratungsgespräch exakt formuliert hat, dann wird er auch in Bärenphasen der Aktienmärkte, also in fallenden Märkten, investiert bleiben. Informierte Kunden wissen genau, dass sie eine langfristige Veranlagung getätigt haben - für Aktienveranlagungen mindestens fünf Jahre und darüber hinaus - dies ist abhängig von dem gewählten Aktienanteil und der Streuung (? Diversifikation).

KORSO: Wie funktioniert bei ihnen diese Beratung und bleiben die KundInnen bei den Fonds? 

Frieser: Die KundInnen der Steiermärkischen sind bestens informiert, wurden und werden optimal beraten und betreut und können daher auch mit negativen Marktphasen sehr gut umgehen. Sie bleiben investiert, da sie wissen, dass sie dann auch in der Aufschwungphase vorne mit dabei sein werden. Jene KundInnen, die Barmittel zur Verfügung haben, nutzen diese Aktienbaisse für günstige Nachkäufe (? Cost Averaging).

KORSO: Wie aussagekräftig ist eine negative Performance bei Fonds über einen längeren Zeitraum und was kann man KundInnen empfehlen, die sehr wenig Risiko haben wollen?

Frieser: Zuerst muss geklärt werden, was unter einem längeren Zeitraum verstanden wird. Grundsätzlich gilt, dass eine negative Performance sehr wohl auftreten kann, wenn der zugrundeliegende Markt/ die Branche oder Region negativ läuft. Wenn der Fonds negativ performt und der Markt positiv ist, dann gilt es, die Gründe herauszufiltern. Dies kann sehr wohl vorkommen für ein Monat oder für drei Monate. Darüberhinaus muss es schon sehr triftige Gründe geben, dass der Fondsmanager schlechter performt als der zugrundeliegende Markt. Wenn es keine akzeptablen Gründe gibt, dann wird der Fonds ausgetauscht vom jeweiligen Fondspicker. Diese Aufgabe erfüllt das Dachfondsmanagement der Steiermärkischen für ihre KundInnen mit den TOP-Fonds I bis III.
KundInnen, die wenig Risiko haben wollen, müssen auf breite Streuung achten und auch auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anleihen und Aktien.

Korso: Sind Fonds als ein Mittel zur privaten Pensionsvorsorge geeignet? Von welchen Faktoren hängt dies ab?

Frieser: Investmentfonds und im speziellen Dachfonds sind ein sehr gut geeignetes Mittel zur privaten Altersvorsorge. Je nach Einstiegsalter, Dauer und Risikobereitschaft wird der Aktienanteil gewählt für den Kunden. Auch mit geringem Kapital (ATS 1.000.- pro Monat z.B.) ist das Ansparen mit Investmentfonds empfehlenswert. Die Kapitalhöhe hängt natürlich von der zur Verfügung stehenden Zeit ab und den Erwartungen des Anlegers für die Pensionshöhe. 
Wichtig ist für das Ansparen mit Investmentfonds für die private Pensionsvorsorge die breite Streuung. Mit dem Instrument „Dachfonds“ werden diese Anforderungen optimal erfüllt. Die Steiermärkische bietet Ihren KundInnen den TOP-Fonds I „Der Stabile“, TOP-Fonds II „Der Flexible“ und TOP-Fonds III „Der Aktive“.

Korso: Gibt es KundInnentypen, denen sie prinzipiell von (bestimmten) Fonds abraten würden?

Frieser: Ja, natürlich gibt es solche Kunden. Beispiel: ein risikoaverser Kunde will einen Internetfonds oder Neuer-Markt-Fonds erwerben und das mit 80% seines Kapitals. Davon ist z.B. dringendst abzuraten, denn das Risiko und somit die Ausfallswahrscheinlichkeit ist viel zu hoch. Der Kunde wäre keinesfalls breit gestreut mit seinem Vermögen.

Korso: Bei KundInnen, die sich in Geldgeschäften überhaupt nicht bzw. kaum auskennen. Welche Holschulden gibt es für jene, wenn sie mittels Fonds sparen bzw. welche Service- und Beratungsleistungen werden ihnen angeboten?

Frieser: Die einzige Holschuld und gleichzeitig die wichtigste ist jene, dass der Kunde in eine Geschäftsstelle seiner Bank kommt und einen Termin mit einem Berater vereinbart für ein Kundengespräch. Alles weitere übernimmt dann der Berater / Betreuer für den Kunden und informiert ihn auch laufend. Der Kunde hat natürlich die Möglichkeit - und diese sollte er auch nutzen - sich über Internet und über Printmedien oder sonstige Medien zu informieren. 
In der Steiermärkischen hält der Kundenbetreuer ständig Kontakt zu seinem Kunden, er informiert ihn und steht für Fragen und Wünsche seitens des Kunden jederzeit sehr gerne zur Verfügung. Die Internetseiten der Steiermärkischen bieten ein umfangreiches Informationsangebot.

Korso: Eine weitere Form der privaten Pensionsvorsorge sind staatlich geförderte Pensioninvestmentfonds. Werden diese von den KundInnen angenommen bzw. wie sind diese zu bewerten?

Frieser: Aufgrund von für den Kunden ungünstigen steuerlichen Regelungen - z.B. im Erbfall - werden die Pensionsinvestmentfonds (PIFs) kaum nachgefragt und auch nicht aktiv angeboten. Die Idee der PIFs war sehr gut. Die Ausführung mit den dazugehörigen Regelungen ist leider eher negativ zu bewerten. Somit stehen PIFs keinesfalls auf der Empfehlungsliste.

Korso: Gibt es Zahlen, inwiefern bei Ihren KundInnen der Anteil jener, die in Fonds anlegen, in den letzten Monaten angestiegen ist und wie viele derzeit bei Ihnen diese Form der Kapitalanlage in Anspruch nehmen?

Frieser: Natürlich gibt es ausführliche Aufzeichnungen in der Statistik bei uns im Haus. Die meisten KundInnen unseres Hauses sind investiert und bleiben veranlagt. Diejenigen, die noch oder immer wieder Barmittel haben, kaufen etappenweise günstig zu.
Der Anteil der KundInnen, die in Investmentfonds / Dachfonds veranlagen, wächst stetig. Eine Tendenz, die österreichweit, ja sogar europaweit, erkennbar ist. Investmentfonds, und im speziellen Dachfonds, bieten einfach all jene Vorteile, die der Garant für eine langfristige positive Wertentwicklung sind und somit speziell für private Altersvorsorge geeignet sind.
 

 

 
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