02 / 2001
  Prämierung der frauen- und familienfreundlichsten Betriebe der Steiermark 2000

Bereits zum zehnten Mal wurden im Jänner dieses Jahres im voll besetzten Weißen Saal der Grazer Burg steirische Unternehmen von der österreichischen Initiative „Taten statt Worte“ für ihr frauen- und familienfreundliches Engagement ausgezeichnet. 

Umfassende Bewertungskriterien
Überprüft wurde unter anderem, ob die Anzahl von Frauen in der Führungsetage repräsentativ ist, inwiefern es Möglichkeiten von flexiblen Arbeitszeitmodellen sowie Teil- und Gleitzeit gibt und ob der Betrieb Wert auf die Weiterbildung von Frauen legt. Ein weiteres wichtiges Kriterium sind die vorhandenen Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer. Beachtet wurden dabei sowohl die Quote von WiedereinsteigerInnen nach der Karenzzeit als auch die Unterstützung des Betriebes bei der Kinderbetreuung oder Maßnahmen zur Karriereplanung von Frauen und Männern im Unternehmen.
Wie die Vorsitzende der Initiative „Taten statt Worte“, NAbg. Ridi Steibl, betont, wurden die teilnehmenden Unternehmen auch unangemeldet besucht. Ebenso wurde das betriebliche Umfeld befragt, um sich ein möglichst umfassendes Bild von den tatsächlichen Leistungen machen zu können.

Chancengleichheit: nach wie vor vieles offen
Trotz des Erreichten sieht Steibl im Bereich der Chancengleichheit von Frauen und Männern weiterhin unerfüllte Forderungen, etwa nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit. Weiters bemängelt sie, dass Österreich im Bereich des Angebotes an qualifizierten Teilzeitarbeitsplätzen im Schlussfeld der Europäischen Union liegt. 
Einen Aufholbedarf stellt Steibl auch bei der Bereitschaft fest, Frauenförderpläne als Betriebsvereinbarungen in den Unternehmen zu installieren. Diese Möglichkeit zur Frauenförderung wurde bereits 1992 im Arbeitsverfassungsgesetz verankert und sieht vielfältige Maßnahmen der betrieblichen Frauenförderung vor. Dazu gehören neben den bereits genannten Wettbewerbskriterien auch die bevorzugte Einstellung von Frauen, die Installierung von Gleichbehandlungsbeauftragten, eine offensive Bekämpfung von sexueller Belästigung sowie geschlechtsneutrale Formulierungen. 

Soft facts immer mehr gefragt
Auf das bereits Erreichte verwies Landesrat DI Herbert Paierl. Demnach betrug im letzten Jahr der Anteil von Frauen bei den steirischen UnternehmensgründerInnen bereits mehr als 34%. Laut Paierl sind die so genannten „soft facts" von Frauen in allen Bereichen der Wirtschaft immer mehr gefragt. Zu diesen laut Paierl genetisch und erziehungsbedingten positiven weiblichen Fähigkeiten zählen etwa Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen. Da sich trotzdem diese weiblichen Qualitäten in den Führungsetagen noch nicht durchgesetzt hätten, behält für ihn die Diskussion um Chancengleichheit weiterhin Wichtigkeit.

Vorbildliche steirische Siegerbetriebe 
Unter den insgesamt 73 teilnehmenden Betrieben wurden auch heuer wieder fünf Betriebe in den verschieden Kategorien (vom Großbetrieb bis zum Non-Profit-Unternehmen) ausgezeichnet. Die Gewinner sind: Steiermärkische Bank und Sparkassen AG, Baumax AG Judenburg, A&O Neuwirth-Fassold in Merkendorf, Pflegeheim Elternhaus Murau sowie das Ländliche Fortbildungsinstitut Steiermark. Neben einem überproportional hohen Anteil an Arbeitnehmerinnen besitzen alle Gewinner vorbildliche Weiterbildungsmöglichkeiten für Frauen. Angeboten werden auch Möglichkeiten zur Mitarbeit von Frauen während der Karenzzeit sowie flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
 

Preisverleihung an Gen.Dir. KR Josef Kassler (Steiermärkische Bank und Sparkassen AG) durch NAbg. Ridi Steibl und LR DI Herbert Paierl: „Das Preisgeld wird von uns verdoppelt und an eine Alleinerzieherin weitergegeben.“
 
 

 
FEBRUAR-AUSGABE  
WIRSCHAFT UND ARBEIT