Fachhochschulen: AHS-AbsolventInnen erfolgreicher im Technikstudium?

Susanne Kammerhofer wird die erste weibliche Absolventin des Studienganges Electronic Engineering sein

AHS-AbsolventInnen sollten vor technischen Studien nicht zurückschrecken, meinen Susanne Kammerhofer, Studentin am FH-Studiengang „Electronic Engineering / Industrielle Elektronik“ in Kapfenberg und Studiengangleiter Univ.-Prof. Dr. Helfrid Maresch.

„Am Anfang hatte ich noch kein Gefühl für Elektronik“, gesteht Susanne Kammerhofer, „aber nach ‚Allgemeine Elektrotechnik 1‘ und der Laborübung ‚Bauelemente‘ im 2. Semester wusste ich, wie sich beispielsweise eine Spannung an einem Widerstand auswirkt, oder wie man einfache Schaltungen berechnet und realisiert.“ Die 20-jährige BORG-Absolventin aus dem obersteirischen Allerheiligen studiert „Electronic Engineering“ im 6. Semester. Sie gehört mittlerweile zu den Besten ihres Jahrgangs und braucht keinen Vergleich mit ihren männlichen Kollegen mit HTL-Abschluss zu scheuen.
Für die FH JOANNEUM hat sich Susanne Kammerhofer aufgrund der Kompaktheit des Studienplanes und der guten Betreuung durch die Lehrenden entschieden. „Manche Vortragende sind bis spät am Abend im Haus, und man kann jederzeit zu ihnen gehen, wenn man eine Frage hat.“ Die Arbeit in kleinen Gruppen und das Lernen in Teams sorgen zusätzlich dafür, dass man den Anschluss im Stoff nicht verliert. Und dass im Studium auch bald praktische Ergebnisse vorzuweisen sind, motiviert zusätzlich. „Im 3. Semester habe ich mir mein eigenes Digitalthermometer gebaut, das seither in meinem Zimmer steht. Das hat mir voll getaugt.“
Besonders AHS-AbsolventInnen glauben oft, sie wären bei einem technischen Studium gegenüber HTL-AbsolventInnen im Nachteil, weiß Studiengangleiter Univ.-Prof. Dr. Helfrid Maresch. Dabei ist das Gegenteil wahr: „Es ist auch an der TU kein Geheimnis, dass AHSler in Mathematik oft besser sind als HTL-Abgänger“, sagt Maresch, der auch Professor an der TU Graz ist. Das unterschiedliche Vorwissen der beiden Ausbildungszweige spielt beim Fachhochschul-Studium keine Rolle, denn einschlägigen Vorkenntnisse werden keine vorausgesetzt. „Spätestens am Ende des Studiums gibt es keinen Wissensunterschied mehr zwischen HTL- und AHS-AbsolventInnen.“
Der Stundenplan an der Fachhochschule ist zugegebenermaßen sehr dicht, und die vier Jahre des Studiums vergehen schnell. Derzeit ist Susanne Kammerhofer in ein anspruchsvolles Industrieprojekt eingebunden. Im kommenden Herbst wird sie das Praxissemester absolvieren. Ob sie ihre Kenntnisse dabei in Richtung Computer Science oder in Richtung Automatisierungstechnik vertieft, muss sie erst entscheiden. Ein Schwerpunkt zur Schaltungs- und Geräteentwicklung sowie Mikroelektronik wird am Studiengang „Electronic Engineering“ zusätzlich angeboten.
Das Praxissemester ist im Rahmen des FH-Studiums der größte Schritt in Richtung Job. Die Firmen wissen, dass das Ausbildungsniveau der Kapfenberger Elektroniker sehr hoch ist, und stellen sich daher um die Diplomingenieure (FH) förmlich an. Susanne Kammerhofer wird die erste weibliche Absolventin des Studienganges sein. Sie möchte nach Studienabschluss auf jeden Fall in Österreich bleiben.
Dass sich nur wenige Frauen an ein Elektronikstudium wagen, führt Prof. Maresch auf falsche Vorstellungen zurück: „Mathematik und Informatik studieren viele Frauen. Auch die Elektronik spielt sich heutzutage hauptsächlich am Computer ab. Das hat sich aber noch nicht herumgesprochen.“ – Sollte sich aber.

Informationen zu allen Studiengängen der FH JOANNEUM:
Tel.: 0316 5453-8800,
E-Mail: info@fh-joanneum.at,
Internet: www.fh-joanneum.at

Tage der offenen Tür mit Schnuppervorlesungen, Multimedia-Präsentationen und Rundum-Information:
Samstag, 18. März, 9:00 —14:00 Uhr, FH Zentrum Graz-West, Alte Poststraße 149
Freitag, 24. März, 9:00 — 17:00 Uhr, FH Zentrum Kapfenberg, Werk-VI-Straße 46
 


MÄRZ AUSGABE WIRTSCHAFT UND ARBEIT