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Manfred
Wegscheider, Bürgermeister der Stadt Kapfenberg
KORSO:
Wie sieht die Situation nach den doch eher unklaren Pressemeldungen bei
den Kapfenberger Stadtwerken nun tatsächlich aus?
Wegscheider:
Die Sachlage ist ziemlich klar. Die Stadtgemeinde Kapfenberg hat in einer
Gemeinderatssitzung am 15. Februar den Vertrag mit der Energy Services
gekündigt und parallel dazu beschlossen, die Stadtwerke in eine GmbH
umzuwandeln. Zudem wurde beschlossen, dass man angesichts der Strommarktliberalisierung
am 1. Oktober 2001 plant, 25% der Geschäftsanteile der Stadtwerke
an einen strategischen Partner zu verkaufen.
KORSO:
In den Medien wurde hier die Steweag genannt.
Wegscheider:
Es stimmt, es gab bereits Vorgespräche mit der Steweag und ich möchte
nicht verhehlen, dass ich eine einheimische Lösung bevorzuge. Aber
es gibt noch keinen abgeschlossenen Vertrag und wir halten uns auch noch
alle Optionen offen.
KORSO:
Was erwartet man sich von einer solchen Partnerschaft?
Wegscheider:
Eine faire Vereinbarung, einen möglichst günstigen Strompreis,
Beteiligung bei Investitionen sowie einen möglichst guten Kaufpreis
für die 25% Gesellschaftsanteile. Denn ich glaube, dass man in Zukunft,
wenn man überleben will, mehr tun muss, als nur Stromversorger zu
sein. Daher wollen wir einen Partner jetzt holen, da wir nicht in der Position
der Schwächeren sind und einfach aufgekauft werden. Im Gegenteil,
unser Wert ist nicht gering und es gibt bereits mehrere Interessenten,
wobei mir, wie gesagt, eine heimische Lösung lieber wäre.
KORSO:
Wenn man die Steweag als strategischen Partner haben würde, übernimmt
man dann auch die Strommarke Select?
Wegscheider:
Wir können uns die Steweag auch ohne den Zukauf des Produktes Select
als Partner vorstellen. Aber wie will man jemanden als Partner haben, der
nicht Stromlieferant ist
KORSO:
Was waren die Gründe der Vertragskündigung mit den Energy Services?
Wegscheider:
Die Energy Services ist uns in der letzten Zeit wie ein zugeschlagenes
Buch erschienen, das heißt, wir wussten nicht wo die Verhandlungen
hinsichtlich des zukünftigen Stromlieferanten hingehen. Und wir selbst
haben erst aus den Medien erfahren, dass bereits ein neuer Stromlieferant
feststehen soll und die Steweag aus den Verhandlungen ausgeschlossen worden
ist.
KORSO:
Von Dir. Windisch von den Energy Services wird betont, dass man einen Stromlieferanten
habe, der Strom mittels Wasserkraft produziere, während an der Steweag
auch der französische Atomstromproduzent EdF beteiligt sei. Glauben
Sie, dass die Frage nach der Stromherkunft ein Teil des Images werden wird?
Wegscheider:
Es ist ein frommer Wunsch, zu glauben, einen ausländischen Partner
zu finden, der Atomstromfrei produziert, denn am gesamten Strommarkt gibt
es viele Länder bzw. Nachbarländer, in welchen Atomkraftwerke
stehen.
KORSO:
Bis wann möchte man die 25% Gesellschaftsanteile verkauft haben?
Wegscheider:
Der Abschluss der Verhandlungen soll im dritten bzw. vierten Quartal erfolgen,
wenn möglich noch vor dem 1. Oktober, dem Datum der Stromliberalisierung.
KORSO:
Wir danken für das Gespräch!
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