03 / 2001
 
Manfred Wegscheider, Bürgermeister der Stadt Kapfenberg

KORSO: Wie sieht die Situation nach den doch eher unklaren Pressemeldungen bei den Kapfenberger Stadtwerken nun tatsächlich aus?
Wegscheider: Die Sachlage ist ziemlich klar. Die Stadtgemeinde Kapfenberg hat in einer Gemeinderatssitzung am 15. Februar  den Vertrag mit der Energy Services gekündigt und parallel dazu beschlossen, die Stadtwerke in eine GmbH umzuwandeln. Zudem wurde beschlossen, dass man angesichts der Strommarktliberalisierung am 1. Oktober 2001 plant, 25% der Geschäftsanteile der Stadtwerke an einen strategischen Partner zu verkaufen. 

KORSO: In den Medien wurde hier die Steweag genannt.
Wegscheider: Es stimmt, es gab bereits Vorgespräche mit der Steweag und ich möchte nicht verhehlen, dass ich eine einheimische Lösung bevorzuge. Aber es gibt noch keinen abgeschlossenen Vertrag und wir halten uns auch noch alle Optionen offen. 

KORSO: Was erwartet man sich von einer solchen Partnerschaft?
Wegscheider: Eine faire Vereinbarung, einen möglichst günstigen Strompreis, Beteiligung bei Investitionen sowie einen möglichst guten Kaufpreis für die 25% Gesellschaftsanteile. Denn ich glaube, dass man in Zukunft, wenn man überleben will, mehr tun muss, als nur Stromversorger zu sein. Daher wollen wir einen Partner jetzt holen, da wir nicht in der Position der Schwächeren sind und einfach aufgekauft werden. Im Gegenteil, unser Wert ist nicht gering und es gibt bereits mehrere Interessenten, wobei mir, wie gesagt, eine heimische Lösung lieber wäre.

KORSO: Wenn man die Steweag als strategischen Partner haben würde, übernimmt man dann auch die Strommarke Select?
Wegscheider: Wir können uns die Steweag auch ohne den Zukauf des Produktes Select als Partner vorstellen. Aber wie will man jemanden als Partner haben, der nicht Stromlieferant ist

KORSO: Was waren die Gründe der Vertragskündigung mit den Energy Services?
Wegscheider: Die Energy Services ist uns in der letzten Zeit wie ein zugeschlagenes Buch erschienen, das heißt, wir wussten nicht wo die Verhandlungen hinsichtlich des zukünftigen Stromlieferanten hingehen. Und wir selbst haben erst aus den Medien erfahren, dass bereits ein neuer Stromlieferant feststehen soll und die Steweag aus den Verhandlungen ausgeschlossen worden ist. 

KORSO: Von Dir. Windisch von den Energy Services wird betont, dass man einen Stromlieferanten habe, der Strom mittels Wasserkraft produziere, während an der Steweag auch der französische Atomstromproduzent EdF beteiligt sei. Glauben Sie, dass die Frage nach der Stromherkunft ein Teil des Images werden wird?
Wegscheider: Es ist ein frommer Wunsch, zu glauben, einen ausländischen Partner zu finden, der Atomstromfrei produziert, denn am gesamten Strommarkt gibt es viele Länder bzw. Nachbarländer, in welchen Atomkraftwerke stehen. 

KORSO: Bis wann möchte man die 25% Gesellschaftsanteile verkauft haben?
Wegscheider: Der Abschluss der Verhandlungen soll im dritten bzw. vierten Quartal erfolgen, wenn möglich noch vor dem 1. Oktober, dem Datum der Stromliberalisierung.

KORSO: Wir danken für das Gespräch!

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