Mag.
Lindner, Pressesprecher der Pichlerwerke
KORSO:
Was waren die Beweggründe für den ESTAG-Einstieg bei Pichler-Werke?
Lindner:
Zur Information: Der Bestbieter ESTAG hat nur einen Teil des Unternehmens
Pichlerwerke, nämlich die PW Stromversorgung zu 74,9% übernommen.
Die Gründe lagen in der kommenden Liberalisierung des Strommarktes.
Für den Wettbewerb braucht es starke Partner. In den Bereichen Marketing,
Vertrieb und Abrechnung braucht man keine eigenen enormen Strukturen aufbauen.
Denn bisher war der Kunde ja gebunden, ab Herbst wird man sich hingegen
um ihn bemühen müssen.
Auch
im Netzbetrieb gibt es große Vorteile. Denn unsere Leitungsnetze
stoßen geographisch aneinander und statt einem Konkurrenzkampf kann
man so Synergieeffekte nutzen.
Damit
von unserem Partner auch wirklich das von uns gewünschte Know-How
eingebracht wird, haben wir eine Mehrheitsbeteiligung angestrebt.
Warum
hat man sich gerade für die ESTAG als Mehrheitspartner entschieden?
Lindner:
Abgesehen von den bereits erwähnten Gründen sehen wir hier ein
großes Potential und meinen, dass die Steweag eine gute Marketinglinie
verfolgt. Außerdem haben wir bereits bisher rund 93% unseres Stroms
von der Steweag bezogen. Daneben bekommen wir so auch direkten Zugang zu
anderen Produkten der Steweag wie Fernwärme oder Ferngas.
KORSO:
Hätte man nicht auch alleine am Markt weiterbestehen können,
da man sich durch die Liberalisierung ja einen billigeren Stromanbieter
aussuchen hätte können?
Lindner:
Das ist grundsätzlich richtig. Aber für den Stromhandel ist ein
gutes Know-how notwendig. Es geht nicht nur darum, irgendwo billig Strom
einzukaufen. Z.B. braucht man etwa in Spitzenzeiten mehr an Strom, den
man dann schnell bekommen muss.
KORSO:
Wird auch Ihr Strom unter der Select-Strommarke angeboten werden?
Lindner:
Das wissen wir noch nicht, das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden.
Grundsätzlich ist es so, dass man durch die trommarktliberalisierung
in Zukunft in die Kundenbindung viel mehr investieren wird müssen.
Vor allem bei den Privatkunden wird man viel ins Marketing investieren
müssen. Auch das wäre für uns alleine sehr teuer gekommen
und es ist zu bezweifeln, ob wir das alleine überhaupt geschafft hätten.
Bei der Steweag gibt es dazu bereits eine ausgefeilte Marke und Marketingkonzept.
KORSO:
Was ändert sich beim Strom durch Select?
Lindner:
Es ist wie bei jedem anderen Produkt, wie z.B. bei einem Energydrink: der
Vorteil ist, die Ware bekommt ein Image, es geht um dessen Einzigartigkeit
und um einen Mehrwert (z.B. durch Dienstleistungen). Das zählt beim
Privatkunden. Beim Großkunden zählt hingegen hauptsächlich
der Preis. Und auch da macht es die Größe aus, wie viel man
einkaufen kann als Anbieter, damit man etwa auch bei Spitzenleistungen
Strom zur Verfügung hat. Auch hier war es uns wichtig, mit der Steweag
einen starken Partner zu haben.
KORSO:
Nach der Liberalisierung soll auf der Stromrechnung auch die Herkunft des
Stroms angegeben werden müssen. Nachdem Steweag-Strom angeblich auch
aus Atomkraftwerken stammt, fürchten Sie nicht, dass die Kundinnen
hier sensibel reagieren könnten?
Lindner:
Ich weiß nicht, ob das bestimmend ist. Wichtiger wird der Strompreis
selbst sein.
KORSO:
Wir danken für das Gespräch!
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