03 / 2001
  Mag. Lindner, Pressesprecher der Pichlerwerke 

KORSO: Was waren die Beweggründe für den ESTAG-Einstieg bei Pichler-Werke?
Lindner: Zur Information: Der Bestbieter ESTAG hat nur einen Teil des Unternehmens Pichlerwerke, nämlich die PW Stromversorgung zu 74,9% übernommen. Die Gründe lagen in der kommenden Liberalisierung des Strommarktes. Für den Wettbewerb braucht es starke Partner. In den Bereichen Marketing, Vertrieb und Abrechnung braucht man keine eigenen enormen Strukturen aufbauen. Denn bisher war der Kunde ja gebunden, ab Herbst wird man sich hingegen um ihn bemühen müssen.
Auch im Netzbetrieb gibt es große Vorteile. Denn unsere Leitungsnetze stoßen geographisch aneinander und statt einem Konkurrenzkampf kann man so Synergieeffekte nutzen. 
Damit von unserem Partner auch wirklich das von uns gewünschte Know-How eingebracht wird, haben wir eine Mehrheitsbeteiligung angestrebt. 

Warum hat man sich gerade für die ESTAG als Mehrheitspartner entschieden?
Lindner: Abgesehen von den bereits erwähnten Gründen sehen wir hier ein großes Potential und meinen, dass die Steweag eine gute Marketinglinie verfolgt. Außerdem haben wir bereits bisher rund 93% unseres Stroms von der Steweag bezogen. Daneben bekommen wir so auch direkten Zugang zu anderen Produkten der Steweag wie Fernwärme oder Ferngas. 

KORSO: Hätte man nicht auch alleine am Markt weiterbestehen können, da man sich durch die Liberalisierung ja einen billigeren Stromanbieter aussuchen hätte können?
Lindner: Das ist grundsätzlich richtig. Aber für den Stromhandel ist ein gutes Know-how notwendig. Es geht nicht nur darum, irgendwo billig Strom einzukaufen. Z.B. braucht man etwa in Spitzenzeiten mehr an Strom, den man dann schnell bekommen muss.

KORSO: Wird auch Ihr Strom unter der Select-Strommarke angeboten werden?
Lindner: Das wissen wir noch nicht, das wird sich in den nächsten Monaten entscheiden. Grundsätzlich ist es so, dass man durch die trommarktliberalisierung in Zukunft in die Kundenbindung viel mehr investieren wird müssen. Vor allem bei den Privatkunden wird man viel ins Marketing investieren müssen. Auch das wäre für uns alleine sehr teuer gekommen und es ist zu bezweifeln, ob wir das alleine überhaupt geschafft hätten. Bei der Steweag gibt es dazu bereits eine ausgefeilte Marke und Marketingkonzept. 

KORSO: Was ändert sich beim Strom durch Select?
Lindner: Es ist wie bei jedem anderen Produkt, wie z.B. bei einem Energydrink: der Vorteil ist, die Ware bekommt ein Image, es geht um dessen Einzigartigkeit und um einen Mehrwert (z.B. durch Dienstleistungen). Das zählt beim Privatkunden. Beim Großkunden zählt hingegen hauptsächlich der Preis. Und auch da macht es die Größe aus, wie viel man einkaufen kann als Anbieter, damit man etwa auch bei Spitzenleistungen Strom zur Verfügung hat. Auch hier war es uns wichtig, mit der Steweag einen starken Partner zu haben.

KORSO: Nach der Liberalisierung soll auf der Stromrechnung auch die Herkunft des Stroms angegeben werden müssen. Nachdem Steweag-Strom angeblich auch aus Atomkraftwerken stammt, fürchten Sie nicht, dass die Kundinnen hier sensibel reagieren könnten? 
Lindner: Ich weiß nicht, ob das bestimmend ist. Wichtiger wird der Strompreis selbst sein. 

KORSO: Wir danken für das Gespräch!
 

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