Gespräch mit Mag.
Christopher Drexler, ÖAAB- Fraktionsvorsitzender in der Kammer für
Arbeiter und Angestellte für Steiermark
Korso info-server: Sie haben Ende Februar
den steirischen AK-Präsidenten Rothschädl kritisiert, da er sich
gegen eine Teilnahme der Arbeiterkammer an der Expertenkommission zur Pensionsreform
ausgesprochen hat.
Drexler: Ich
habe mich über den Auftritt von Rothschädl geärgert, da
eine Nicht-Teilnahme der Arbeiterkammer an dieser Kommission unakzeptabel
ist. Die Arbeiterkammer ist eine Interessensvertretung mit Pflichtmitgliedschaft,
daher kann sich der Vertreter der AK die Teilnahme an einer solchen Kommission
nicht aussuchen. Jedes AK-Mitglied zahlt auch dafür 0,5% Kammerumlage,
um in so einer Kommission vertreten zu werden. Das Nein erfolgt aus rein
parteipolitischen Motiven und ist daher ein Verrat an den Mitgliedern.
Korso info-server: Sie halten die Pensionsvorschläge
der Regierung für diskutierbar?
Drexler: Selbstverständlich
sind sie diskutierbar, daher sollte man mit am Tisch sitzen, um zu wissen,
worum es geht. Persönlich habe ich größtes Verständnis
dafür, dass man das Pensionsthema mit größter Schärfe
anpackt, gerade im Sinne einer sozialen Gerechtigkeit. Ich empfinde die
Frage ob man jetzt einige Monate früher oder später in Pension
gehen kann als ein viel geringeres Problem als die grundsätzliche
Frage des Pensionssystems. Hier geht es auch um eine Diskussion, die auf
den Rücken der Jungen, der 20-jährigen ausgetragen wird.
Korso info-server: Wie ist Ihre Ansicht
zur geplanten Erhöhung des Frühpensionsalters?
Drexler: Die
grundsätzliche Problematik bei der Pensionsreform ist, dass es so
etwas wie einen gewerkschaftlichen Funktionärsreflex dagegen gibt.
Der ÖGB scheint gegen alles zu sein. Dieser bildet jedoch meiner Meinung
nach nicht die Stimmung in der Gesellschaft ab. Es gibt einen gesellschaftlichen
Konsens, dass etwas getan werden muss. Es ist für jeden nachvollziehbar,
dass bei der demographischen Entwicklung das derzeitige Umlageverfahren
zwar immer funktionieren wird, aber ohne Reformen die Leistung sinken wird.
Hier muss man also an mehreren Schrauben drehen. Und alle Experten sind
sich einig, dass die letzte Pensionsreform von 1997 unzureichend war.
Korso info-server: Kritiker meinen,
dass eine Heraufsetzung des Frühpensionsalters lediglich zu einem
Ansteigen der Arbeitslosigkeit älterer ArbeitnehmerInnen führen
würde.
Drexler: Das
könnte sein, natürlich ist die Gefahr da. Aber wir als ÖAAB
haben dazu eine Reihe konkreter Vorschläge gemacht, welche Maßnahmen
zur Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmer möglich wären.
Aber auch die Regierungsvorlage beinhaltet hier bereits einige Ideen. So
finde ich etwa das Abfertigungsmodell als sehr gut, als einen Meilenstein
für die Arbeitnehmerseite und auch für Ältere. Ebenfalls
kommt es jetzt zu einer Gleichstellung von Arbeitern und Angestellten,
etwas, was in 30 Jahren sozialistischer Regierung nicht gelungen ist. Ich
empfinde die derzeit zur Schau gestellte Betroffenheit eher als taktisches
Kalkül.
Korso info-server: Was müßte
aus Ihrer Sicht für ältere Arbeitnehmer gemacht werden?
Drexler: Man
müßte sie einerseits durch Qualifizierungsmaßnahmen fit
halten, zum anderen ihre Arbeitsplatzsituation verbessern. Die Arbeitslosenrate
sinkt allgemein, jedoch gibt es bei den älteren Arbeitslosen noch
keine Trendwende. Hier braucht es intelligente Maßnahmen dagegen.
Korso info-server: Von der Regierung
wurde auch ein Kündigungsschutz für ältere ArbeitnehmerInnen
vorgeschlagen.
Drexler: Das
würde vermutlich nicht sehr viel bringen. Denn wenn es einen Kündigungsschutz
ab 50 Jahren gibt, dann werden die Leute eben mit 49 entlassen. Es braucht
einfach ein geändertes Verhältnis gegenüber älteren
Arbeitnehmern, damit diese nicht einfach so gekündigt werden.
Korso info-server: Ein weiterer Vorschlag
ist das Bonus-Malus-Sytem, also Abschläge bei früherem Pensionsantritt
und Bonus bei späterem.
Drexler: Derzeit
gibt es zur Pensionsreform ja nur ein kursorisches Papier. Wir warten hier
noch auf eine konkrete Regierungsvorlage. Von der Grundintention bin ich
dafür zu gewinnen. Man muss sich das jedoch im Detail ansehen. So
dramatisch wie von ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch vorgerechnet,
würden die Veränderungen allerdings nicht sein.
Korso info-server: Es gibt Anhänger
des Umlage- und solche des Kapitaldeckungsverfahrens. Wie ist Ihre Ansicht
zu diesen beiden Formen des Pensionssystems?
Drexler: Eine
gesetzliche Pensionsversicherung wird langfristig nicht mehr das Ausmaß
haben, wie heute. Es wird zwar mehr sein, als eine bloße Existenzsicherung,
aber zu wenig für eine Lebensstandardabsicherung. Und dafür ist
das Umlageverfahren auch besser geeignet.
Für die betrieblichen und privaten Pensionen,
da wird das Kapitaldeckungsverfahren ja schon praktiziert. Insofern ist
ein solcher Risikomix auch zu befürworten. Das gesetzliche Umlageverfahren
auf ein Kapitaldeckungsverfahren umzustellen wäre nur ein größeres
Risiko und brächte daher nichts.
Korso info-server: Wir danken für
das Gespräch. |