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Mag. Alexander Schwarz,
Geschäftsführer der Steir. Wirtschaftsförderung
KORSO: Gibt es in der Steiermark einen IT-Fachkräftemangel?
Schwarz: Es gibt im Bereich der größeren Unternehmen (wie
AMS, AT&S) immer noch einen gewaltigen Bedarf an Fachkräften.
Zum anderen gibt es bereits viele Ausbildungsinitiativen, die hier ansetzen.
Allein im Rahmen von Jobmaster gibt es 25 Projekte für neue Ausbildungslehrgänge.
Zum andren ist die Euphorie bei der New Economy etwas verflogen. Die High
Flyer sind jetzt wieder etwas realer. Aber es gibt sicher auch im Mittelstandsbereich
wie bei Salomon oder Infonova noch einen hohen Bedarf. Diese setzen aber
verstärkt auf innerbetriebliche Ausbildung. Die großen Zahlen
an fehlenden IT-Fachkräften wurden auch angeheizt durch viele Start-ups.
So wurden etwa im Rahmen des Jobmasterprojektes Fragebogen an die Unternehmen
ausgesandt bezüglich ihrer Erwartungen für die Zukunft. In Sachen
Mitarbeiterbedarf gab es hier durchwegs „Nice-to-have“-Ergebnisse. Eine
seriöse Planung reduziert sicher die Dramatik. Der Bedarf ist daher
sicher noch da, aber es gibt bereits viele Ausbildungen, viele innerbetriebliche
Weiterbildungen und Ausbildungen im Verbund. Man ist daher auf einem guten
Weg, dass sich in Zukunft Bedarf und Nachfrage decken werden.
KORSO: Wie sieht es mit dem Bereich der Lehrlingsausbildung aus?
Schwarz: Firmen meinen immer noch, dass der Lehrling zu viel in Berufsschulen
sei und sind daher der Ansicht, dass eine Lehrausbildung für sie nicht
sehr kostengünstig ist. Bisweilen gibt es hier auch die Mentalität:
„Staat bilde aus und schicke mir die fertig Ausgebildeten ins Unternehmen“.
KORSO: Welchen Ansatz verfolgen Sie bei der Unterstützung der
steirischen Unternehmen im IT-Bereich?
Schwarz: Wir haben einen kleineren bottom-up-Ansatz. Es geht darum,
Kleinstunternehmen zu stimulieren, dass sie in den Bereich E-Business
einsteigen. Die Internetdurchdringung im Bereich von Unternehmen mit weniger
als 50 MitarbeiterInnen ist mit 7% sehr schlecht ausgeprägt. Mit dem
Projekt Telefit wird die erstmalige Erstellung von Homepages und E-Shops
unterstützt bis zu 50% der Beratungsleistung und 25% der immateriellen
Umsetzungskosten (Webdesign, Software, jedoch nicht Hardware). Für
die Shop-Lösung ist es obligatorisch, dass auch mindestens ein Mitarbeiter
im Unternehmen selbst HTML- und SQL-Kenntnisse erwirbt bzw. besitzt, um
die Arbeiten dann selbst erledigen zu können. Man benötigt daher
bei geförderten Projekten den Nachweis, dass es diese/n Mitarbeiter
gibt. Bei sehr kleinen Unternehmen wird es sicher eine Nebenbeschäftigung
des eingesetzten Mitarbeiters bleiben, aber bei größeren kann
es schon sein, dass dies ein eigenständiges Arbeitsfeld wird. Denn
logischerweise müssen sich durch die Einführung von E-Business
im Unternehmen alle Firmenprozesse umorientieren.
KORSO: Gibt es bereits Evaluierungen dieses Förderprogramms?
Schwarz: Bei den Projektabschlussberichten wird sehr genau auf die
Ergebnisse geschaut. Die Aktion läuft aber erst seit September 2000
und es gibt erst wenige, bei welchen die Umsetzungsphase schon begonnen
hat. Das Ergebnis ist daher noch nicht überschaubar, aber es soll
im Sommer 2001 extern evaluiert werden.
KORSO: Ist E-Business überhaupt für KMU´s interessant?
Schwarz: Doch. Es überwiegen hier die Dienstleistungsunternehmen,
die dadurch ein permanentes Kommunikationsmittel besitzen und auch durch
E-mail eine interaktive Möglichkeit des Kundenkontakts. Es ergibt
sich auch bei den kleinen Unternehmen der Druck dass man neue Techniken
einsetzt. Z.B. ist gerade eine Konzentration zu Friseursketten feststellbar,
die dann im Netz auch Plattformen bilden, etwa für Stilistenplanung
und Reservierung. Wichtig ist hier also das Preshopping und die individuelle
Kundenorientierung. Der Trachtenhersteller in Bad Mitterndorf, der nach
Japan verkauft oder der Spezialknäckebrothersteller in Judenburg mit
größerer lokaler Wirkung werden aber eher die Ausnahmen bleiben.
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