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Mag. Wolfgang Schinagl,
Leiter des Referats für Informations- und Kommunikationstechnologie
der Wirtschaftskammer Steiermark
KORSO: Wieviele steirische Unternehmen gibt es im IT-Bereich?
Schinagl: Es gibt 2078 aktive Mitglieder im Bereich der Fachgruppe
Unternehmensberatung und Informationstechnologie, davon üben 335 Mitglieder
ihre Berechtigung aktiv nicht aus und sind ruhend gemeldet (Quelle: Fachgruppenstatistik,
WK STMK). Die Unternehmen haben folgende Struktur hinsichtlich der Anzahl
ihrer MitarbeiterInnen (Quelle: Umfrageergebnisse der Fachgruppe März
2000 (400 Interviews bei den Mitgliedern, Brandstätter-Matuschkowitz-Marketing,
BMM)
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54% haben keinen Mitarbeiter
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30% unter 5 Mitarbeiter
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8 % unter 10 Mitarbeiter
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4,3% unter 20 Mitarbeiter
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1,3% unter 50 Mitarbeiter
-
3,5% haben mehr als 50 Mitarbeiter
KORSO: Wie ist da Ausbildungsniveau in steirischen IT-Unternehmen?
Schinagl: Ein steirische Leitbetrieb dieser Branche mit 36 Mitarbeitern
hat vergleichsweise: 7 TU-Akademiker, 3 HTLer, 15 mit Matura, 10 Fachkräfte
mit IT-Ausbildung und einen Lehrling. Ein Durchschnittsbetrieb mit 14 Beschäftigten
hat: 1 TU-Akademiker, 3 HTLer, 6 Maturanten (es sind dabei aber auch Marketing
und Sekretariat dazugerechnet) sowie 4 Sonstige (z.B. Fachkräfte,
Umgeschulte).
KORSO: Wie schätzen Sie den IT-Fachkräftebedarf in der
Steiermark ein?
Schinagl: Es gibt bei der Nachfrage nach IT-Fachkräften hohe Spitzen,
aber auch Einbrüche, als Zeichen dieses äußerst dynamischen
Wirtschaftsbereiches der IT-Branche. So haben etwa durch den Börseneinbruch
Anfang Jänner 2001 der New Economy viele Start Up-Unternehmen z.B.
in den USA wieder Beschäftigte entlassen. Alles in allem ist jedoch
davon auszugehen, dass es bei der Nachfrage nach Beschäftigten in
den kommenden Jahren weiterhin steigende Tendenz geben wird.
KORSO: Wie sollten IT-Fachkräfte der Zukunft für einen
sicheren Job ausgebildet sein?
Schinagl: Damit IT-Fachkräfte auch bei Einbrüchen im Wachstum
der Betriebe weiterhin gefragt sind, wird der IT-Fachmann der Zukunft in
mehr als nur in einem Fachbereich gut bewandert sein müssen. Wichtig
wird daher die Verbindung von fachlichen Fähigkeiten mit anderen nachgefragten
Fertigkeiten sein, wie etwa Marketing, Logistik, BWL oder Mathematik. Denn
gerade auch aufgrund der Betriebsgrößenstruktur können
sich viele der kleineren Unternehmen einen "bloßen" IT-Spezialisten
gar nicht leisten und eher auf vielseitig und breit Ausgebildete zurückgreifen.
KORSO: Es gibt einen zumindest öffentlich bekiundeten Bedarf
an ausländischen IT-Fachkräften
Schinagl: Sich IT-Fachkräfte aus dem Ausland zu besorgen
wird langfristig aufgrund der neuen Methoden von "collaborative computing"
(Telekooperation) kein Thema sein. Daher ist auch die Frage um eine eventuelle
Anhebung der Quote eher irrelevant. Denn es ist durch die bereits fortgeschrittene
Globalisierung und das Internet gar nicht notwendig, dass alle Mitarbeiter
nach Österreich geholt werden müssen. 50% bis 80% der benötigten
Programmierer etwa können Tausende Kilometer entfernt vom Sitz
des Unternehmen sitzen und dort ihre Tätigkeiten erledigen. Für
den Aufbau von solchen sogenannten virtuellen Teams benötigt es lediglich
einen guten Projektmanager und mehr technologischer Infrastruktur bei den
Unternehmen. Diese besitzen zum einen noch zu wenige technische Möglichkeiten
dafür, zum anderen haben sie ein zu großes Misstrauen in die
tatsächliche Arbeitsleistung ihres Mitarbeiters bzw. die Sorge, dass
dieser auch für die Konkurrenz arbeiten könnte und dadurch Firmen-know-how
verlustig geht
KORSO: Wie bewerten Sie die Möglichkeit der neuen Lehrberufe
im IT-Bereich?
Schinagl: Sie sind eine gute Sache. Aber das Problem ist, dass es sich
dabei eher um einen singulären Lehrberuf handelt. Tatsächlich
sehr attraktive Kenntnisse am IT-Arbeitsmarkt sind jene im Bereich der
Industriezertifizierung (z.B. Oracle, Microsoft, System Engineer, SAP-Diplom,
...). Kenntnisse in diesen Bereichen sind fast Garantieerklärungen
für gute Arbeitsplätze. Um zu diesen Ausbildungen zu kommen,
gibt es jedoch nur zwei Möglichkeiten, entweder über einen WIFI-Kurs
oder über eine Fachhochschulausbildung. In der Ausbildung Industriemanagement
etwa werden diese bereits in den Curiculumsplan eingebunden. Der Vorteil
besteht darin, das hier nicht nur Grundlagen, sondern gleich anwenderorientierte
Kenntnisse vermittelt werden, die von der Industrie auch in Zukunft sicher
sehr stark nachgefragt werden.
KORSO: Gibt es im IT-Bereich in der Steiermark bereits genügend
Ausbildungsmöglichkeiten?
Schinagl: Trotz des bereits bestehenden vielfältigen Aus- und
Weiterbildungangebotes in der Steiermark läßt sich sagen: Es
gibt generell immer noch viel zu wenige Ausbildungsmöglichkeiten in
der Steiermark, und zwar in allen Bereichen, vom Einsteiger oder Umgeschulten
über den einfachen Anwendungsprogrammierer oder Netzwerkspezialisten,
bis hin zum Experten im Bereich von Spezialapplikationen oder für
die ganz innovativen Unternehmen der Upper-Class.
KORSO: Was sind die Auswirkungen des Neuen IT-Kollektivvertrags?
Er bringt eine Anhebung bei den Mindestgehältern im Einstiegsbereich.
Aber er ist erst Ende 2000 beschlosse worden, weshalb einige Details noch
nachjustiert werden müssen. Der
Kollektivvertrag ist für die meisten steirischen Unternehmen im IT-Bereich
kein Thema, da sowieso mehr als die im KV vereinbarten Mindestgehälter
bezahlt werden, da ja die Experten nicht so zahlreich am Markt sind.
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