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Hans Sallmutter,
österreichischer Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten
(GPA)
KORSO: Sie fordern von Unternehmen eine attraktivere Gestaltung von
Arbeitsplätzen. Welche Erfahrungen gibt es von Seiten der GPA mit
der Situation von Beschäftigten in der Branche?
Sallmutter: Die größten Spannungsfelder liegen hier sicher
im Bereich der Arbeitszeiten. Überstunden und maximale Flexibilitätsanforderungen
sind diesbezüglich sicher die wichtigsten Stichworte. Analog dazu
sind die diesbezüglichen Punkte auch die Kerninhalte im neuen IT-Kollektivvertrag.
Die Regelung der Normalarbeitszeiten bzw. der Überstunden sowie ein
äußerst flexibles Gleitzeitmodell, berücksichtigen die
Bedürfnisse der ArbeitnehmerInnen und werden gleichzeitig den besonderen
Anforderungen dieser Branche bestens gerecht.
KORSO: Besteht überhaupt ein derart großer Bedarf an IT-Fachkräften
bzw. sind Unternehmen überhaupt bereit, hoch Qualifizierte auch zu
beschäftigen und entsprechend zu entlohnen?
Sallmutter: Es gibt die unterschiedlichsten Schätzungen darüber,
wie groß die angesprochene Lücke am Arbeitsmarkt ist. Teilweise
sind hier regelrechte Horrorszenarien kolportiert worden. Es ist wichtig
den tatsächlichen Bedarf seriös zu ermitteln, vor allem auch
was die bestehenden konkreten Qualifikationsanforderungen anlangt. Es stellt
sich hier die Frage, ob es ausschließlich hoch qualifizierteste SpezialstInnen
sind, die benötigt werden. Unbestritten ist aber, dass die Branche
ihren Bedarf durch heimische Fachkräfte zurzeit nicht decken kann
und auch der EU-weite Arbeitsmarkt hier nicht ausreichend Möglichkeit
bietet. Als Notlösung sehe ich einen befristeten Zuzug von Nicht-EU-BürgerInnen
daher als durchaus sinnvoll an. Wobei sich dahingehend natürlich eine
Reihe von zu diskutierenden Punkten ergeben, etwa was die Konsequenzen
für die Herkunftsländer dieser ArbeitnehmerInnen anlangt. Ausgeschlossen
muss aber jedenfalls werden, dass die Unternehmen durch die Möglichkeit,
ausländische ArbeitnehmerInnen hereinzuholen eine Chance sehen, um
ihren Fachkräftebedarf auf kostengünstige Art und Weise decken
zu können und sich ihrer Verpflichtung zu Aus- und Weiterbildung zu
entledigen.
KORSO: Finden Sie, dass es im Aus- und Weiterbildungsbereich genügend
Möglichkeiten gibt, um mittelfristig ausreichend eigene Fachkräfte
ausbilden zu können?
Sallmutter: Es werden aus meiner Sicht dahingehend viel zu wenige Anstrengungen
unternommen. Es bräuchte eine wirksame Aus- und Weiterbildungsoffensive,
die vor allem auch die Unternehmer mehr in die Verantwortung nimmt. Gerade
davon wird die Zukunftsfähigkeit der heimischen IT-Branche wesentlich
abhängen. Aber auch seitens der Bundesregierung werden hier völlig
verkehrte Signale ausgegeben: durch die Einführung von Studiengebühren
oder Einsparungen im Schulbereich wird wichtiges Zukunftskapital sehr kurzsichtig
aufs Spiel gesetzt
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