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Stadt- oder Schrottkrone?
Die Grazer Stadtkrone bestehend aus der Burg,
dem Dom und dem Mausoleum, dem Priesterseminar und der alten Universität,
dem Schauspielhaus und dem Karmeliterkloster, nimmt eine herausragende
städtebauliche Stellung ein. Umso aussagekräftiger ist der Zustand
dieses historischen Bereichs.
Der öffentliche Raum der Stadtkrone wird
nahezu vollständig als Kfz-Abstellfläche benutzt. Alle Höfe
(1. Burghof, 2. Burghof, der Hof des Priesterseminars), die Plätze
(Freiheitsplatz und Karmeliterplatz), der Pfauengarten und alle Straßenzüge
(Hofgasse, Burggasse, Bürgergasse) dienen dem ruhenden Kfz-Verkehr,
sodass die ironische Bezeichnung „Schrottkrone“ nahe liegt.
Das mächtige Objekt des Priesterseminars
scheint nach der Sanierung noch immer Nutzungspotenziale aufzuweisen. Angestrebte
Gastronomieprojekte wurden im Sinne der ursprünglichen Bestimmung
nicht realisiert.
Die alte Universität in der Hofgasse soll
als Repräsentationstrakt des Landeshauptmannes adaptiert werden. Nach
einem Wettbewerb liegt ein konkretes Projekt vor.
Im Komplex der Burg befinden sich gotische Bauelemente
wie die Doppelwendeltreppe, die Friedrichshalle, die derzeit als Abstellraum
missbraucht wird, oder die Burgkapelle, die durch eine eingezogene Zwischendecke
entfremdet wurde. Die Orangerie im Burggarten steht – abgesehen von vereinzelten
Events – ungenutzt.
Für das Fresko des Thomas von Villach am
Dom mit der frühesten Darstellung von Graz werden weiterhin Sanierungsstrategien
gesucht. Das Hoforatorium und die Romualdkapelle über der Barbarakapelle
des Doms werden derzeit restauriert. Das berühmte gotische Altarbild
des Grazer Domes steht nach wie vor im Unteren Belvedere in Wien.
Das Mausoleum Ferdinands II. als bedeutendstes
Bauwerk des Manierismus befindet sich in einem bedauernswerten baulichen
Zustand. Die Eigentumsfrage ist offenbar ungeklärt.
Der im Schauspielhaus befindliche Redoutensaal
ist als historischer Veranstaltungsraum aus dem Bewusstsein der Grazer
Öffentlichkeit entschwunden.
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Blechhalden auf den öffentlichen Flächen
der Stadtkrone so weit das Auge reicht: hier der Burghof |
Aus städtebaulicher Sicht bleibt der Abschnitt
der Hofgasse zwischen Burg und Dom unbefriedigend. Die historisch geschlossene
Bebauung entlang der Hofgasse wurde zerstört und konnte durch bauliche
Maßnahmen nach 1945 nicht ersetzt werden. Dieser Befund der Grazer
Stadtkrone bekräftigt die Notwendigkeit der Klärung einiger grundsätzlicher
Fragen.
Die Nutzung der alten Universität und des
Priesterseminars als historische und bauliche Einheit sollte nochmals überdacht
werden. Im Sinne einer nachhaltigen Belebung der Stadtkrone wäre doch
die Rückholung einzelner Teile der Karl-Franzens-Universität
an den Ort ihrer Gründung zu empfehlen. Die theologische Fakultät
bietet sich naturgemäß an. Als Alternative ist an die Universität
für Musik und Darstellende Kunst zu denken, die schon jetzt das alte
Gymnasium im „Taubenkogel“ benutzt. Unter Einbeziehung des Objektes Hofgasse
12 und der alten Universität entstünde eine neuer universitärer
Altstadtkomplex, der zur Wiederbelebung der Stadtkrone dauerhaft beitragen
könnte. Die städtebaulich unbefriedigende Situation zwischen
dem 1. Burghof und dem gotischen Dom kann durch eine bauliche Intervention,
die die geschlossene Bebauung entlang der Hofgasse wieder herstellt, gelöst
werden. Dieser Eingriff sollte die gesamte Länge zwischen dem Trompetergang
bis zum Schauspielhaus umfassen. In diesem Zusammenhang ließe sich
auch eine Anbindung des Redoutensaales als Repräsentationsraum des
Landes an den Burgkomplex herstellen.
Die Schaffung eines Burgmuseums bestehend aus
der Friedrichshalle, der Burgkapelle mit dem Grazer Altarbild der Kreuzigung
von Conrad Laib, der Doppelwendeltreppe und sonstigen noch zu entdeckenden
historischen Elementen wäre auch eine attraktive Maßnahme in
Richtung Kulturhauptstadt Graz 2003.
Der Pfauengarten sollte schließlich nach
der Standortentscheidung bezüglich des Grazer Kunsthauses beim Eisernen
Haus wieder dem Stadtpark zugeordnet und der Horizont der bisherigen Tiefgaragen-Debatte
erweitert werden. |