11 / 2001
  Steirischer Holzbau:
Sicherheit durch ökologische Bauweise

Bauen mit Holz liegt in der Steiermark im Trend: Das ist das Verdienst aller beteiligten Branchen – der Forstwirtschaft, der Holzindustrie, der Architekten, der Baumeister, im Besonderen aber jener Betriebe, die für das Endprodukt verantwortlich sind, der steirischen Zimmereien. Kluge gemeinsame Marketingaktivitäten machen die Vorteile des Holzbaus weithin bekannt. Ein Teil der Zimmereien geht jetzt noch einen Schritt weiter: Durch die Einführung einer Öko-Zertifizierung stellen sie sicher, dass Baustoff und Bauweise strengen Kriterien entsprechen.

„Die Gruppe der „Besser mit Holz“-Zimmermeister, der zurzeit 37 steirische Unternehmen angehören, hat sich zusammengefunden, um durch Erfahrungsaustausch, gemeinsame Seminare und Schulungen eine neue Qualität des Holzbaus zu erreichen und sich gemeinsam am Markt zu positionieren“, erläutert der Geschäftsführer  Dr. Bernd Haintz.

Undiskutierbare Qualitätssicherung
Einer der Pioniere des ökologischen Holzbaus ist der Grazer planende Baumeister Ing. Heribert Hegedys, der für über 30 Holzbauten verantwortlich zeichnet. Der Obmann des Vereins „Haus der Baubiologie“ ist einer der treibenden Kräfte bei der Öko-Zertifizierung: „Dieser Schritt ist deswegen vonnöten, weil der Know-how-Bedarf im Holzbau immens gewachsen ist; wir können nur bestehen, wenn eine undiskutierbare Qualitätssicherung selbstverständlich wird.“ Die Öko-Zertifizierung, der sich derzeit 10 Betriebe unterziehen, umfasst daher nicht nur die klassischen Umweltkriterien – die Verwendung unbedenklicher Bau- und Hilfsstoffe und ressourcenschonende Bauweise –, sondern auch technische Ausführungsstandards (Hegedys: „Notwendig ist eine zielsichere Ausführung von Niedrigenergiehäusern bis zu Passivhauskonstruktionen“). Der Zusammenschluss der Betriebe in der Qualitäts- und Marketinggemeinschaft „Besser mit Holz“ bringt natürlich auch den Vorteil des gemeinsamen Marketings – „aber auch der Konsument profitiert davon, weil durch Einkaufsgemeinschaften die Kosten gesenkt werden können.“ Alle Betriebe unterliegen einer laufenden betriebsinternen Eigen-Überwachung und der Kontrolle von außen durch unabhängige Fachleute.
Die KonsumentInnen haben Wahlfreiheit: Die öko-zertifizierten Zimmermeister werden auch in Hinkunft konventionell gebaute Holzhäuser anbieten; der Käufer wird sich anhand einer detaillierten Baustoff- und Kostenliste zwischen ökologischer und konventioneller Bauweise entscheiden können. Haintz nennt ein Beispiel: „Der zukünftige Hausbesitzer wird zum Beispiel nach eingehender Beratung die Entscheidung darüber treffen, ob er seine Fenster mit herkömmlichen PU-Schäumen oder doch lieber mit dem ökologischen Werkstoff Flachs eindichtet.“

Bestgeschulte Mitarbeiter für gut informierte Kunden
Für Ing. Josef König von der Zimmerei König & Gruber aus St. Radegund, dem stellvertretenden Obmann des Vereins „Steirisches Holzbaumarketing“ – das sind 37 Zimmereibetriebe, die gemeinsam die Marke „Besser mit Holz“ verkörpern – steht auch die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter stark im Vordergrund. Denn: „Die Betriebe haben es oft mit sehr gut informierten Kunden zu tun, die sich – zum Glück für alle qualitätsbewussten Holzbaubetriebe – nicht durch 08/15-Verkaufsgespräche beeindrucken lassen.“ Zum Schulungsprogramm zählen nicht nur die Vermittlung des Wissens über ökologisches Bauen, sondern auch Verkaufsargumentation, Bauphysiologie und neue Techniken des Holzbaus. Erfreulich daher auch das erfolgreiche Abschneiden der „Besser mit Holz“-Zimmermeister beim heurigen Steirischen Holzbaupreis.
 
Innungs-Geschäftsführer Dr. Bernd Haintz (l.): Zimmerleute werden in Hinkunft als Generalunternehmer auftreten; BM Ing. Heribert Hegedys (M.): „Eine undiskutierbare Qualitätssicherung ist unverzichtbar“; Ing. Josef König, stv. Obmann des Vereins „Steirisches Holzbaumarketing“ (r.): „Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter ist eine zentrale Aufgabe“

Zimmermeister werden verstärkt Generalunternehmer
Darüber hinaus werden aber auch die Unternehmer selbst geschult. Haintz: „Die Zimmermeister werden in Hinkunft noch stärker als Generalunternehmer auftreten, das heißt, dass sie über alle Bereiche des Bauwesens Bescheid wissen müssen, um Ausschreibungen zu erstellen und die anderen Professionisten kontrolliert in den Baufortschritt einbinden zu können. Sie übernehmen den gesamten Bau von der Planung über die baurechtliche Einreichung bis hin zur schlüsselfertigen Übergabe: Das erspart dem Kunden zeitraubende organisatorische Arbeit nicht nur bei einem schlüsselfertigen Haus, sondern auch bei zum Beispiel Dachausbauten, Wintergärten oder Sanierungen.“
 


Garantiert ökologische Bauweise dank Zertifizierung – der steirische Holzbau ist wieder einen Schritt voraus!

Durch Innovation zum Erfolg
Der steirische Holzbau hat in der Tat einen gewaltigen Sprung vorwärts getan: Zu den traditionellen Vorteilen der schnellen und sauberen Fertigstellung treten nun auch eine günstige Kostensituation (qualitativ hochwertige Holzbauten sind erschwinglicher denn je), die teilweise durch Vorfertigung in den Betrieben bedingt ist, sowie neue Techniken, die ökologisches Bauen erst möglich machen: So wird der lange Zeit übliche chemische Holzschutz zunehmend  durch den umweltfreundlichen konstruktiven Holzschutz ersetzt.
Die zurzeit eher schlappe Baukonjunktur trifft den Holzbau auf Grund der zukunftsträchtigen Innovationen nicht in voller Härte wie die übrige Baubranche. Haintz: „Allein die 37 Betriebe der „Besser mit Holz“-Gruppe haben im Vorjahr über eine Milliarde Schilling Umsatz gemacht, und wir gehen davon aus, dass wir dieses ausgezeichnete Ergebnis heuer halten können.“ PR


 
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