|
Steirischer Holzbau-Preis:
Tradition und neue Perspektiven
Bauen mit Holz hat Tradition – dass es auch Zukunft hat, wurde bei
der Verleihung des steirischen Holzbaupreises 2001 am 22. Juni offensichtlich.
Neben Bauten im traditionellen lokalen Stil machten einige Projekte Furore,
die durch die Anwendung moderner Techniken neue Wege im Umgang mit diesem
ökologischsten aller Baustoffe weisen.
„Wir haben hier eine Plattform gefunden, wo wir der breiten Öffentlichkeit
den steirischen Holzbau auf seinem hervorragenden Niveau präsentieren
können“, so Hans Stiegler, Obmann des steirischen Holzbau-Marketing,
der „Besser mit Holz“-Zimmermeister und Initiator des Holzbaupreises. „Denn
wir sind hervorragende Handwerker, nur im Marketing haben wir Nachholbedarf.“
Mit den in letzter Zeit realisierten Holzbauten als Referenz wird man
sich da leichter tun denn je – denn eines beweisen die Siegerbauten, aber
auch viele der mit Anerkennungspreisen ausgezeichneten Projekte ohne Zweifel:
Die Holzbau-Branche ist dabei, sich von ihrem ländlich-nostalgischen
Image zu emanzipieren, das ihr bisher allzu oft den Weg in den städtischen
Raum versperrt hat (wer’s so haben will, findet aber auch noch genug Fachleute,
die ihm ein qualitativ hochwertiges traditionelles Holzhäuschen hinstellen).
„Wir haben bewiesen, dass Holz nicht nur älplerisch, sondern auch
urban eingesetzt werden kann.“ (O-Ton Architekt DI Werner Wratschko,
gemeinsam mit DI Gerald Wratschko Co-Planer des Siegerprojektes
in der Kategorie „Öffentliche Gebäude“, des Kindergartens in
der Dornschneidergasse in Graz, der von Holzbau Weiz realisiert wurde.).
Die Bedeutung des Baustoffes Holz spiegelt sich auch in der Tatsache
wider, dass die steirischen Architekten zunehmend Interesse für den
Holzbau zeigen. Als Pionier auf diesem Gebiet kann wohl der Grazer Architekt
DI
Hubert Riess gelten. Riess, Architektur-Professor an der Bauhaus-Universität
Weimar, hat schon 1998 für seinen in Judenburg realisierten dreigeschoßigen
Holzwohnbau den Architekturpreis des Landes Steiermark gewonnen – nun wurde
dem von ihm geplanten und vom Pischelsdorfer Bauunternehmen Kulmer realisierten
Holzgeschoßwohnbau Trofaiach II der erste Preis in der Kategorie
„Mehrfamilienwohnhaus“ zugesprochen.
|
Hans Stiegler (li, mit Moderator Oliver Zeisberger):
„Wir sind hervorragende Handwerker" |
Den von Landesrat Erich Pöltl gestifteten Ökopreis teilten
sich das futuristisch anmutende „Gemini-Sonne-Wohn-Kraft-Werk“, ein Solar-Einfamilienhaus,
geplant vom Passailer Architekten DI Erwin Kaltenegger und realisiert
von Holzbau Steyer, sowie ein nach den Prinzipien der ökologischen
Werkstoffnutzung von Holzbau Dallago geplantes und errichtetes doppelgiebeliges
Einfamilienhaus. Nicht zufällig sind beide Betriebe Mitglied des Holzbaumarketing
der „Besser mit Holz“-Zimmermeister, eine Gruppe von 40 Holzbau-Betrieben,
die sich auch zum Ziel gesetzt haben, neben hoher Qualität auch verstärkt
in Richtung ökologischer Bauweise mit Holz zu denken.
Unter den Anerkennungspreisen hervorzuheben ist das wohl innovativste
eingereichte Projekt, das Bautechnikzentrum der Technischen Universität
Graz, geplant vom Architekturbüro Univ.-Prof. DI Dr. Horst Gamerith
/ DI Werner Kampits und realisiert vom Trofaiacher Unternehmen Stingl
– ein Bauwerk, das durch die angewandte Technologie weit über die
Möglichkeiten des traditionellen Holzbaus hinausweist.
|
Siegfried Pabst (ProHolz Steiermark, li) und Zimmerleute-Bundesinnungsmeister
Max Dallago (re): Gemeinsam für zukunftsweisende Holzbau-Strategien |
Die Bilanz ist zweifellos äußerst positiv: Die Verleihung
des steirischen Holzbaupreises 2001 geriet zur Leistungsschau des steirischen
Holzbaus, der auch rein quantitativ auf beeindruckende Erfolge verweisen
kann – laut dem Bundesinnungsmeister der Zimmerleute, Max Dallago, stehen
in der Grünen Mark österreichweit die meisten mehrgeschoßigen
Holzbauten. Und: Besonders optimistisch stimmt der Wille aller beteiligten
Branchen – Architekten, Baumeister, Holzbau-Unternehmen und Zimmermeister,
gemeinsam auf dem Erreichten aufzubauen, „an einem Strang zu ziehen“, wie
der stellvertretende Obmann von ProHolz Steiermark, Siegfried Pabst, betonte.
Denn, so Pabst: „Erst 20% aller Bausubstanz besteht aus Holz – da gibt
es noch viel zu tun!“
|