07 / 2001
  Steirischer Holzbau-Preis: Tradition und neue Perspektiven

Bauen mit Holz hat Tradition – dass es auch Zukunft hat, wurde bei der Verleihung des steirischen Holzbaupreises 2001 am 22. Juni offensichtlich. Neben Bauten im traditionellen lokalen Stil machten einige Projekte Furore, die durch die Anwendung moderner Techniken neue Wege im Umgang mit diesem ökologischsten aller Baustoffe weisen.

„Wir haben hier eine Plattform gefunden, wo wir der breiten Öffentlichkeit den steirischen Holzbau auf seinem hervorragenden Niveau präsentieren können“, so Hans Stiegler, Obmann des steirischen Holzbau-Marketing, der „Besser mit Holz“-Zimmermeister und Initiator des Holzbaupreises. „Denn wir sind hervorragende Handwerker, nur im Marketing haben wir Nachholbedarf.“
Mit den in letzter Zeit realisierten Holzbauten als Referenz wird man sich da leichter tun denn je – denn eines beweisen die Siegerbauten, aber auch viele der mit Anerkennungspreisen ausgezeichneten Projekte ohne Zweifel: Die Holzbau-Branche ist dabei, sich von ihrem ländlich-nostalgischen Image zu emanzipieren, das ihr bisher allzu oft den Weg in den städtischen Raum versperrt hat (wer’s so haben will, findet aber auch noch genug Fachleute, die ihm ein qualitativ hochwertiges traditionelles Holzhäuschen hinstellen). „Wir haben bewiesen, dass Holz nicht nur älplerisch, sondern auch urban eingesetzt werden kann.“ (O-Ton Architekt DI Werner Wratschko, gemeinsam mit DI Gerald Wratschko Co-Planer des Siegerprojektes in der Kategorie „Öffentliche Gebäude“, des Kindergartens in der Dornschneidergasse in Graz, der von Holzbau Weiz realisiert wurde.).
Die Bedeutung des Baustoffes Holz spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass die steirischen Architekten zunehmend Interesse für den Holzbau zeigen. Als Pionier auf diesem Gebiet kann wohl der Grazer Architekt DI Hubert Riess gelten. Riess, Architektur-Professor an der Bauhaus-Universität Weimar, hat schon 1998 für seinen in Judenburg realisierten dreigeschoßigen Holzwohnbau den Architekturpreis des Landes Steiermark gewonnen – nun wurde dem von ihm geplanten und vom Pischelsdorfer Bauunternehmen Kulmer realisierten Holzgeschoßwohnbau Trofaiach II der erste Preis in der Kategorie „Mehrfamilienwohnhaus“ zugesprochen.
 

Hans Stiegler (li, mit Moderator Oliver Zeisberger): „Wir sind hervorragende Handwerker"

Den von Landesrat Erich Pöltl gestifteten Ökopreis teilten sich das futuristisch anmutende „Gemini-Sonne-Wohn-Kraft-Werk“, ein Solar-Einfamilienhaus, geplant vom Passailer Architekten DI Erwin Kaltenegger und realisiert von Holzbau Steyer, sowie ein nach den Prinzipien der ökologischen Werkstoffnutzung von Holzbau Dallago geplantes und errichtetes doppelgiebeliges Einfamilienhaus. Nicht zufällig sind beide Betriebe Mitglied des Holzbaumarketing der „Besser mit Holz“-Zimmermeister, eine Gruppe von 40 Holzbau-Betrieben, die sich auch zum Ziel gesetzt haben, neben hoher Qualität auch verstärkt in Richtung ökologischer Bauweise mit Holz zu denken.
Unter den Anerkennungspreisen hervorzuheben ist das wohl innovativste eingereichte Projekt, das Bautechnikzentrum der Technischen Universität Graz, geplant vom Architekturbüro Univ.-Prof. DI Dr. Horst Gamerith / DI Werner Kampits und realisiert vom Trofaiacher Unternehmen Stingl – ein Bauwerk, das durch die angewandte Technologie weit über die Möglichkeiten des traditionellen Holzbaus hinausweist.
 

Siegfried Pabst (ProHolz Steiermark, li) und Zimmerleute-Bundesinnungsmeister Max Dallago (re): Gemeinsam für zukunftsweisende Holzbau-Strategien

Die Bilanz ist zweifellos äußerst positiv: Die Verleihung des steirischen Holzbaupreises 2001 geriet zur Leistungsschau des steirischen Holzbaus, der auch rein quantitativ auf beeindruckende Erfolge verweisen kann – laut dem Bundesinnungsmeister der Zimmerleute, Max Dallago, stehen in der Grünen Mark österreichweit die meisten mehrgeschoßigen Holzbauten. Und: Besonders optimistisch stimmt der Wille aller beteiligten Branchen – Architekten, Baumeister, Holzbau-Unternehmen und Zimmermeister, gemeinsam auf dem Erreichten aufzubauen, „an einem Strang zu ziehen“, wie der stellvertretende Obmann von ProHolz Steiermark, Siegfried Pabst, betonte. Denn, so Pabst: „Erst 20% aller Bausubstanz besteht aus Holz – da gibt es noch viel zu tun!“ 
 pp


 
JULI/AUGUST-AUSGABE  
STADTENTW. UND ÖFFENTL. RAUM