03 / 2002
  Wohnanlagengeneralsanierung über Contracting

Die aus den 60er-Jahren stammende Wohnhausanlage der Grazer Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft mit drei um eine gemeinsame Grünanlage angeordneten Gebäuden (Daungasse 4-8, Asperngasse 22-24, Waagner-Biro-Straße 23-25; insgesamt 150 Wohneinheiten) wurde auf Grund ihres Alters und schlechten Zustandes umfassend saniert. Im August 2001 wurde mit den Arbeiten begonnen. Die Gesamtfertigstellung (inklusive der Aussenanlagen) wird in etwa zwei Monaten erfolgen. Die offizielle Übergabe ist für Anfang Juni 2002 geplant.

Diese Wohnungen im Grazer Stadtbezirk Eggenberg werden überwiegend von sozial bedürftigen Menschen bewohnt. Beheizt wurde ursprünglich mit Einzelöfen unterschiedlichster Energieträgerarten (Strom, Kohle, Öl, Holz und Gas) und Gas-Etagenheizungen. Der bauliche Zustand entsprach dem Gebäudealter (30-cm-Vollziegelwände, Holzverbundfenster mit Einfachverglasungen, oberste Geschoßdecke Stahlbeton ohne Dämmung). Der energetische Zustand des Gebäudes vor Sanierung war als  schlecht zu bezeichnen.

Sanierungsschwerpunkte: 

  • garantierte Verringerung des Energieverbrauchs (und der -kosten) und ein sich daraus ergebender, deutlicher Rückgang der Schadstoffemissionen (z.B. CO2: 405 t/Jahr Reduktion) bedingt  durch Dämmmaßnahmen und  die Beseitigung der Einzelöfen
  • Erhöhung der Lebensqualität der Bewohner durch mehr Wohnqualität und eine Aufwertung der Siedlungs- und Nutzungsstruktur 
  • eine Verbesserung und Aufwertung des Gebäudebestandes.
Die Umsetzung des Projektes erfolgte mit dem innovativen Thermoprofit-Modell: 
Dabei handelt es sich um ein umfassendes Dienstleistungspaket zur Senkung des Energieeinsatzes in Gebäuden. Planung, Ausführung, Optimierung, Finanzierung, Wartung und Betrieb für die vertraglich festgelegte Laufzeit (15 Jahre) kommen aus einer Hand. Mit der Umsetzung dieses Dienstleistungspaketes wurde die STEIRISCHE FERNGAS beauftragt. Die STEIRISCHE FERNGAS gibt eine weitgehende Garantie für die Wärmepreise, für die Komfortstandards und für die Serviceleistungen (z.B. Störfallbehebung) ab. 

Es wurden sowohl bauliche als auch energetische und organisatorische Maßnahmen durchgeführt. 

Bauliche Maßnahmen:

  • Wärmedämmung der Außenmauern 
  • (8 cm), der obersten Geschoßdecke (20 cm) und Kellerdecke (8cm)
  • Errichtung einer zentralen Heizungs- und Warmwasseranlage (Erdgasbrennwertkessel)
  • Austausch der alten Fenster (neue Fenster mit U-Wert 1,1 W/m2k)
Energetische Maßnahmen
  • Optimierung der Haustechnik und Gebäudehülle: Solaranlage mit hohem spezifischem Ertrag zur Warmwasserbereitung
  • Optimierung der Dämmstärken durch Kosten-Nutzen-Analyse
  • Organisatorische Maßnahmen
  • Errichtung eines Energiecontrollingsystems; die gesamte Leittechnik bietet die Möglichkeit zur Fernsteuerung
  • Informationsmaterial für die Bewohner über richtiges Heizen und Lüften sowie Informationen über den Energieverbrauch mit jeder Abrechnung
  • Nutzermotivation zum Energiesparen
Das Finanzierungsmodell
Das Investitionsvolumen belief sich gesamt auf rund 2,18 Mio Eur (30 Mio ATS), der Anteil der energetischen Maßnahmen und der Heizungsumstellung davon auf rund 1,24 Mio Euro (17 Mio ATS, 57 %).
Trotz günstiger Finanzierungskonditionen (gefördertes Landesdarlehen mit 0,5% Verzinsung und 22 Jahren Laufzeit) entstanden durch die umfassende Sanierung und der Obergrenze der möglichen finanziellen Belastung der Mieter (= Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag) eine Finanzierungslücke von ca. 363.000 bis 436.000 Euro (5 bis 6 Mio ATS).
Auf Grund der Wohnrechtsnovelle 2000 des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes konnte ein innovatives Finanzierungsmodell gewählt werden. Für die Mieter entsteht keine finanzielle Mehrbelastung. Durch die bei diesem Pilotprojekt erstmals zur Anwendung gelangte Rechtsnovelle für Contracting ist es möglich, dass Einsparungen durch die Sanierungsmaßnahmen bei den Betriebs- und Heizkosten 15 Jahre lang für die Refinanzierung der Maßnahmen verwendet werden dürfen. In Kombination mit der Heizkostengarantie ergibt sich ein in ganz Europa einzigartiges, vorbildhaftes und umfassendes Sanierungsmodell für Wohngebäude.
Dass das Projekt Aufsehen erregt, zeigt auch die Auszeichnung mit dem Contracting-Preis "Energieprofi 2001", der von Umweltminister Wilhelm Molterer und der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) vergeben wird. 
Durch die Sanierung, vor allem durch die Wärmedämmung, wird eine Einsparung von rund 45% erreicht; diese wird von der Steirischen Ferngas als beauftragter Contractor garantiert. Die jährlichen Heizenergiekosten werden um ca. 24.500 Euro (337.000 ATS) reduziert. Das bedeutet eine Reduktion der jährlichen Kohlendioxid-Emissionen von ca. 405 t/a. 

Auftraggeber:
Gemeinnützige Grazer Wohnungsgenossenschaft
Neuholdaugasse 5, 8010 Graz
Ing. Giulio Insam 
Tel.: +43 0316/8027-120
Fax: +43 0316/8027-199
verwaltung@ggw.at

Durchführung:
Steirische Ferngas-Aktiengesellschaft
Gaslaternenweg 4, 8041  Graz
Gerhard Turneretscher 
Tel.: +43 (0316) 476-588 51
gerhard.turneretscher@steirische.ferngas.at
www.steirische.ferngas.at


 
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