06 / 2001
  Biomasseheizwerk Heiligenkreuz am Waasen:
Der steinige Weg zur Nahwärme

Seit dem Winter 2000/2001 beziehen 30 Energiekunden im idyllischen südoststeirischen Heiligenkreuz am Waasen ihre Heizenergie aus dem örtlichen Biomasseheizwerk. 1,7 MW Anschlussleistung und 2,8 km an ausgebautem Leitungsnetz sind derzeit verfügbar. Das Investitionsvolumen der Kombinationsanlage beträgt 34 Mio öS, davon entfallen 23 Mio öS auf die Biomasseheizung und 11 Mio öS auf die Biogas- anlage, im Vollausbau wird die Anlage mit 4 MW rund 80 Abnehmern Heizwärme liefern können, das sind – das relativ starke  Bevölkerungswachstum und die rege Bautätigkeit in Heiligenkreuz a.W. mit hochgerechnet  – rund 70 % des gesamten örtlichen Versorgungsbedarfs. Im Herbst ´01 wird der hackschnitzelbeheizte Block um eine Biogasanlage erweitert werden. Der hier erzeugte Strom wird, so schreibt es das Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (ELWOG) vor, vom nächstgelegenen EVU (das sind in diesem Fall die Hereschwerke) angekauft und weitervertrieben. Mit der Abwärme aus diesem Prozess wird im Sommer vor allem der Warmwasserbedarf der Nahwärmekunden abgedeckt, im Winter erhöht die Biogaswärme die Leistungsfähigkeit der Gesamtanlage. Im Sommer kann dadurch der Hackschnitzelkessel abgeschaltet werden. Das Biogas wird vor allem über die grüne Masse (Gras, Mais, pflanzliche Einbringungen) aus den umliegenden Bauernhöfen erzeugt.
In diesem Bereich der Stromerzeugung aus Biomasse kooperieren die Projektbetreiber mit der Alpen Adria Energy AG (AAE), einem im Alpen-Adria-Raum tätigen Netzwerk der unabhängigen Naturstromerzeuger. Die AAE organisiert einen internationalen Stromvertrieb, der ausschließlich regionalen „Naturstrom“ vermarktet. Dieser Strom ist bereits ab Oktober unter der Marke „FRISCHER STROM – der beste Strom kommt von Daheim“ (www.aae-energy.com)erhältlich. Die Bioenergie Heiligenkreuz nützt die Stärken und Vorteile eines Naturstromverbundes als Partnerbetrieb der AAE-AG, in der bereits 34 Kraftwerke zusammengefasst sind, die über Wasserkraft, Wind-, Sonnenenergie und Biomasse betrieben werden.
Grundlage für das Projekt war eine von Bürgermeister Franz Platzer in Auftrag gegebene Studie, deren Ergebnis positive Effekte einer Nahwärmeanlage für die Gemeinde prognostizierte. Drei Bauern aus Heiligenkreuz a.W. gründeten daraufhin mit 20 weiteren präsumptiven Hackgutlieferanten eine GmbH. Zwei der Landwirte erledigen mittlerweile die Geschäftsführung und betreuen die Anlage mit einem Aufwand von derzeit je 25 Stunden pro Monat.
 

Bioenergie- Heiligenkreuz-
Geschäftsführer Johann Fröhlich 
 
Die Verminderung der Förderquoten bei der erneuerbaren Energie im Vorjahr erschwerte den mutigen Errichtern das Leben: Die ursprünglich zugesagte 50%-EU-Förderung über „Ziel 5b“ (termingerechte Ersteinreichung im Mai ´99) wurde seitens der Förderstelle – Landwirtschaftskammer Steiermark offensichtlich hinhaltetaktisch verschleppt. Im Herbst ´99 wurde eine 45%-Förderung (mit Zusage einer 5%-Aufstockung auf der Basis der termingerechten Ersteinreichung) im Rahmen des Nachfolgeförderzyklus zugesagt. In der Zwischenzeit standen bereits mehrere größere Fernwärmeabnehmer in Heiligenkreuz a.W. zur Disposition, für die Betreiber hieß das: jetzt bauen – oder nie mehr. Im Jänner 2000 musste jedoch neuerlich um Förderung angesucht werden, wobei der endgültige Fördervertrag für April 2000 in Aussicht gestellt wurde. Nachdem dieser aber im Juli 2000 noch immer ausständig war, die Bauaufträge aber bereits ergangen waren, mussten die Gemeinde und die Geschäftsführer die Ausfallhaftung übernehmen. Im August 2000 wurde schließlich mit dem Bau begonnen, der Fördervertrag traf erst im Jänner 2001 ein, mit der Festlegung einer nur 40%-Förderung – für die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes aber zu wenig. Geschäftsführung und Bürgermeister rittern weiterhin um eine Nachförderung durch das Land, hoffentlich nicht vergebens.  
Für Johann Fröhlich, einen der beiden geschäftsführenden Gesellschafter der GmbH und Proponenten des Projekts, ein ernüchternder Umstand: „Mit der Aussicht auf eine lediglich 40-prozentige Förderung hätten wir mit dem Bau vermutlich nicht begonnen bzw. wäre der Baubeschluss sehr schwer gefallen, die Amortisation der Anlage verschiebt sich daher ungeplant. Diese Art der Vorgangsweise kann dem Ausbau erneuerbarer Energie nicht dienlich sein. Die Heiligenkreuzer wollen die Angelegenheit so nicht auf sich beruhen lassen.“
Noch ein weiterer Umstand belastet das Projekt: Im Jahr 2000 gab es für die Finanzierung von Fernwärmeanschlüssen einen 25-prozentigen Annuitätenzuschuss bzw. einprozentige Landesdarlehen. Diese sind nun ebenfalls rückwirkend abgeschafft worden. Fröhlich: „In unserem Fall trifft dies 15 Kunden, die fristgerecht angesucht haben. Der Schaden beträgt 380.000 Schilling an nicht ausbezahltem Geld und bringt uns von der Kundenseite her stark unter Druck – Kuriosum: bei einem Geschoßwohnbau wurden neun  Anträge fristgerecht eingereicht, aber nur sechs  positiv bis Jahresende 2000 erledigt. Ein Abnehmer mit Miethäusern droht jetzt mit Kündigung der Verträge.“

Bioenergieheizwerk 
Heiligenkreuz am Waasen
Energieträger: Hackschnitzel (Fernwärme), Gülle, Biogas (Elektrizität und Fernwärme)
Anschlusswert im Endausbau: 4 MW
Versorgungsleistung: Ca. 80 Teilnehmer
Bauausführung: Teerag Asdag
Kessel, Rohrbau, Steuerungstechnik: Fa. Nahtex, Lebring
Naturstrommanagement: Aplen Adria Energy AG, Kötschach - Graz - Laibach - Triest

Kontakt:
Johann Fröhlich, Bärndorf 1,
8081 Heiligenkreiuz am Waasen
Tel. 0664/1601212
Mail: johnny.froehlich@utanet.at


 
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