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Von der Abfall-
zur Stoffflusswirtschaft
"Gebaut für die Ewigkeit"– das mag auf
Monumentalbauten der Menschheitsgeschichte wie die Pyramiden oder die chinesische
Mauer zutreffen. Alle anderen Gebäude haben ein Ablaufdatum und verwandeln
sich nach ihrem Abbruch in eine gewaltige Abfallmenge. Die daraus resultierende
Verschärfung des Müllproblems will das Land Steiermark jetzt
mit neuen Ideen in den Griff bekommen.
Das Zauberwort heißt "Nachhaltiges Bauen"
– was darunter zu verstehen ist, demonstrierten die ExpertInnen der Fachabteilung
19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft) gemeinsam mit dem Verein Haus der
Baubiologie auf der heurigen Häuslbauermesse im Rahmen eines Standes
und einer Veranstaltung zum Thema "Unsere Zukunft heißt Stoffflusswirtschaft".
DI
Dr. Wilhelm Himmel, stellvertretender Leiter der Fachabteilung: "Das
Ziel der Stoffflusswirtschaft lässt sich mit dem Slogan "Weg vom Auspuff,
hin zum Lenkrad" beschreiben. Das bedeutet, dass man nicht erst am Ende
der Nutzungskette, sondern bereits bei den Produktions- und Nutzungsprozessen
nachhaltige Schritte für die Zukunft setzen muss" – Abfall soll durch
Kreislaufwirtschaft erst gar nicht entstehen.
Weiter verwenden oder recyclieren ...
Derzeit werden erst 2% der verwendeten Baumaterialien
aus Alt- und Recyclingstoffen abgedeckt, möglich wäre aber ein
Anteil von 25%. Die beste und einfachste Form der Wiederverwertung ist
die Wiederverwendung: Baumaterialien, die sorgfältig demontiert werden,
können als Altbaustoffe Verwendung finden – das gilt im Besonderen
für Mauer- und Dachziegel, Natursteine usw. Gut erhaltene Fenster
und Türen können als Altbauteile in neue Häuser eingebaut
werden. Die zweite Möglichkeit der Wiederverwertung: Das anfallende
Altmaterial wird als Ausgangsbasis für Recyclingziegel oder ähnliche
Recycling-Baustoffe benützt.
"Durch die Stoffflusswirtschaft wird enorme Kreativität
freigesetzt und gleichzeitig ein neuer Tätigkeitsbereich für
die Bauwirtschaft eröffnet", meinte Landesrat Erich Pöltl
in
seiner Eingangsrede. Den praktischen Beweis dafür trat Herbert
Gürtl von der Firma Bau- und Altstoffrecycling Süd Ges.m.b.H.
aus St. Veit am Vogau an, die sich seit 1993 mit Abbruch und Verwertung
beschäftigt: Mit Hilfe des BRS Baustoff-Recycling-Systems werden aus
Baumüll, der bis jetzt auf Deponien wanderte, hochwertige Baumaterialzusatzstoffe.
BM Ing. Heribert Hegedys, Obmann des Hauses
der Baubiologie, setzte sich in seinem Vortrag ausführlich mit den
Möglichkeiten einer neuen Baukultur auseinander: "Das Gebäude
der Zukunft muss von der Planung bis zur Ausführung dem Recycling-
und Wiederverwertungsgedanken unterworfen werden". Dabei spiele die Auswahl
nachwachsender Roh- und Baustoffe – vor allem Holz und Altholz – und von
Bio-Dämmstoffen wie Hanf, Flachs, Schafwolle usw. eine wichtige Rolle.
Einen allgemeinen Überblick über Strategien
der Nachhaltigkeit im Rahmen der "Agenda 21" bot das abschließende
Referat des Geschäftsführers der "Ökologischen Landentwicklung
Steiermark", Sepp Fiedler
.
Mehr als ein Viertel des Müllaufkommens
ist Baumüll
Das Restmüllaufkommen ist seit 1995 wieder
im Steigen begriffen. Das gesamte österreichische Abfallaufkommen
lag im Jahr 1999 bei etwa 30 Mio Tonnen (ohne Bodenaushub); mehr als ein
Viertel davon stammt aus dem Baubereich; allein in der Steiermark fallen
jährlich 2 – 3 Mio Tonnen an Baurestmaterialien an. Das Land Steiermark
hat im Bewusstsein dieser Lage eine Reihe von Aktivitäten gesetzt,
berichtete Dipl. Ing. Dr. Wilhelm Himmel: Basierend auf einer Studie der
TU Wien, die vom Land in Auftrag gegeben wurde und die sich mit der Überleitung
der steirischen Abfallwirtschaft in eine nachhaltige Stoffflusswirtschaft
auseinander setzte, wurde bereits eine Reihe konkreter Projekte im Bereich
Bauwesen vom Land Steiermark durchgeführt – wie etwa die Arbeit "Bauwesen
- Abfallstrategie in der Steiermark". Im Rahmen dieses Vorhabens erfolgte
eine genaue Analyse der Materialmengen mit der Feststellung, dass die Bewirtschaftung
der Baurestmassen den Zielvorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes noch nicht
entsprechen.
Andrea Menguser
Kontakte:
FA 19D, Abfall- und Stoffflusswirtschaft
DI Florian Rieckh
Tel. 0316/877-3640
www.abfallwirtschaft.steiermark.at
Haus der Baubiologie
Tel. 0316/475363
BRS Baustoff-Recycling Süd GesmbH.
Tel.03453/2221;
www.brs.at |