02 / 2002
  Von der Abfall- zur Stoffflusswirtschaft

"Gebaut für die Ewigkeit"– das mag auf Monumentalbauten der Menschheitsgeschichte wie die Pyramiden oder die chinesische Mauer zutreffen. Alle anderen Gebäude haben ein Ablaufdatum und verwandeln sich nach ihrem Abbruch in eine gewaltige Abfallmenge. Die daraus resultierende Verschärfung des Müllproblems will das Land Steiermark jetzt mit neuen Ideen in den Griff bekommen.

Das Zauberwort heißt "Nachhaltiges Bauen" – was darunter zu verstehen ist, demonstrierten die ExpertInnen der Fachabteilung 19D (Abfall- und Stoffflusswirtschaft) gemeinsam mit dem Verein Haus der Baubiologie auf der heurigen Häuslbauermesse im Rahmen eines Standes und einer Veranstaltung zum Thema "Unsere Zukunft heißt Stoffflusswirtschaft". DI Dr. Wilhelm Himmel, stellvertretender Leiter der Fachabteilung: "Das Ziel der Stoffflusswirtschaft lässt sich mit dem Slogan "Weg vom Auspuff, hin zum Lenkrad" beschreiben. Das bedeutet, dass man nicht erst am Ende der Nutzungskette, sondern bereits bei den Produktions- und Nutzungsprozessen nachhaltige Schritte für die Zukunft setzen muss" – Abfall soll durch Kreislaufwirtschaft erst gar nicht entstehen.
 

Weiter verwenden oder recyclieren ...
Derzeit werden erst 2% der verwendeten Baumaterialien aus Alt- und Recyclingstoffen abgedeckt, möglich wäre aber ein Anteil von 25%. Die beste und einfachste Form der Wiederverwertung ist die Wiederverwendung: Baumaterialien, die sorgfältig demontiert werden, können als Altbaustoffe Verwendung finden – das gilt im Besonderen für Mauer- und Dachziegel, Natursteine usw. Gut erhaltene Fenster und Türen können als Altbauteile in neue Häuser eingebaut werden. Die zweite Möglichkeit der Wiederverwertung: Das anfallende Altmaterial wird als Ausgangsbasis für Recyclingziegel oder ähnliche Recycling-Baustoffe benützt.
"Durch die Stoffflusswirtschaft wird enorme Kreativität freigesetzt und gleichzeitig ein neuer Tätigkeitsbereich für die Bauwirtschaft eröffnet", meinte Landesrat Erich Pöltl in seiner Eingangsrede. Den praktischen Beweis dafür trat Herbert Gürtl von der Firma Bau- und Altstoffrecycling Süd Ges.m.b.H. aus St. Veit am Vogau an, die sich seit 1993 mit Abbruch und Verwertung beschäftigt: Mit Hilfe des BRS Baustoff-Recycling-Systems werden aus Baumüll, der bis jetzt auf Deponien wanderte, hochwertige Baumaterialzusatzstoffe.
BM Ing. Heribert Hegedys, Obmann des Hauses der Baubiologie, setzte sich in seinem Vortrag ausführlich mit den Möglichkeiten einer neuen Baukultur auseinander: "Das Gebäude der Zukunft muss von der Planung bis zur Ausführung dem Recycling- und Wiederverwertungsgedanken unterworfen werden". Dabei spiele die Auswahl nachwachsender Roh- und Baustoffe – vor allem Holz und Altholz – und von Bio-Dämmstoffen wie Hanf, Flachs, Schafwolle usw. eine wichtige Rolle.
Einen allgemeinen Überblick über Strategien der Nachhaltigkeit im Rahmen der "Agenda 21" bot das abschließende Referat des Geschäftsführers der "Ökologischen Landentwicklung Steiermark", Sepp Fiedler
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Mehr als ein Viertel des Müllaufkommens ist Baumüll
Das Restmüllaufkommen ist seit 1995 wieder im Steigen begriffen. Das gesamte österreichische Abfallaufkommen lag im Jahr 1999 bei etwa 30 Mio Tonnen (ohne Bodenaushub); mehr als ein Viertel davon stammt aus dem Baubereich; allein in der Steiermark fallen jährlich 2 – 3 Mio Tonnen an Baurestmaterialien an. Das Land Steiermark hat im Bewusstsein dieser Lage eine Reihe von Aktivitäten gesetzt, berichtete Dipl. Ing. Dr. Wilhelm Himmel: Basierend auf einer Studie der TU Wien, die vom Land in Auftrag gegeben wurde und die sich mit der Überleitung der steirischen Abfallwirtschaft in eine nachhaltige Stoffflusswirtschaft auseinander setzte, wurde bereits eine Reihe konkreter Projekte im Bereich Bauwesen vom Land Steiermark durchgeführt – wie etwa die Arbeit "Bauwesen - Abfallstrategie in der Steiermark". Im Rahmen dieses Vorhabens erfolgte eine genaue Analyse der Materialmengen mit der Feststellung, dass die Bewirtschaftung der Baurestmassen den Zielvorgaben des Abfallwirtschaftsgesetzes noch nicht entsprechen.

Andrea Menguser
Kontakte:
FA 19D, Abfall- und Stoffflusswirtschaft 
DI Florian Rieckh 
Tel. 0316/877-3640
www.abfallwirtschaft.steiermark.at

Haus der Baubiologie
Tel. 0316/475363

BRS Baustoff-Recycling Süd GesmbH. 
Tel.03453/2221; 
www.brs.at


 
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