04 / 2001
 
Ökotechnik-Netzwerke zeigen Wirkung

Dass sich die Bereitschaft, über Umweltschutz zu kommunizieren auszahlt, beweisen die vielen in den vergangenen zwei Jahren entstandenen Firmenkooperationen entlang der Thematik „Ökotechnik“ in der Steiermark. Durch die Erschließung eines „Wissensmarktes“ für menschen- und umweltfreundliche Technologien wurden nicht nur viele Betriebe auf ein allfällig vorhandenes ökologisches „Nischenprodukt“ aus dem eigenen Hause aufmerksam (etwa in vielen Bereichen der Zulieferindustrie), es kam auch zu einer neuen Kultur des „Sich-gegenseitig-Betrachtens-und-Bewertens“ innerhalb großer Bereiche der steirischen Industrie überhaupt. Vor allem und in erster Linie über das Projekt Eco & Co war plötzlich die Möglichkeit gegeben, große und kleine Produzenten und Dienstleister innerhalb der Anbieterlandschaft für Technologie vorurteilsfrei miteinander in Verbindung treten zu lassen.

Das könnte, so wie der Ansatz erkennen lässt, teilweise zu einer Überwindung des Widerspruchs „little industry“ versus „big industry“ führen, wobei der big industry bisher mit Recht oft hohe Undurchlässigkeit für die Aufnahme ökologischer Entwicklungslinien vorgeworfen wurde. 

Die Energieversorger
Der Bereich Energiebereitstellung weist in diesem Zusammenhang eine besondere Dynamik auf, einerseits weil der Prozess der Entstaalichung dieses Sektors einen Höhepunkt erreicht hat, andererseits weil kein Stärkefeld aus dem Bereich Ökotechnik ohne Berührungen mit dem Thema Energie auskommen kann.
Für den Energielieferanten Steirische Ferngas (220 Mitarbeiter, 28.125 Gaskunden) etwa geht jetzt die Saat des  über die letzten zehn Jahre gepflegten Ökotechnik-Know-how auf, das sozusagen als „Nebenprodukt“ der Hauptgeschäftstätigkeit (Verkauf von Erdgas) sukzessive erworben wurde. Der Energieverkäufer konnte beispielsweise das Wissen in der Leckaufspürtechnik, der Rohrleitungstechnologie, der Bodenanalyse und Sanierungstechnik auf  verkaufbare Dienstleistungen hin entwickeln, die auf einem über die Grenzen Österreichs hinaus reichenden Markt nachgefragt werden. In konsequenter Weise will die Ferngas jetzt ihre Fähigkeit im  „anschlussfähigen Kommunizieren“ beim Marktauftritt als Gesamtenergiedienstleister nutzen. Der komplexe Bereich Energiemanagement soll als Gesamtpaket für Privat- und Industriekunden angeboten werden. Die Dienstleistung „umfassende energietechnische Gebäude- und Anlagenbewirtschaftung“ reicht von  Planung, Finanzierung, Errichtung und Betrieb lokaler Energie- bzw. Wärmezentralen über langfristige Betreuung und deren allfällige Adaption an sich wandelnde (wirtschaftliche, infrastrukturelle und technische) Umgebungsbedingungen. Eines der wichtigsten Kriterien für den erfolgreichen Verkauf von Energie wird in Zukunft der aktuelle „Beipackzettel“ für Energieeinsparung bzw. für den  optimalen Mix an geeigneten Energieträgern sein. Aus dieser Erkenntnis heraus will die Ferngas im Rahmen ihres Angebotpaketes alle Energieträger einbinden.
 

Solar-Wohnobjekt Bergstraße der neuen heimat  am Plabutsch: 
Klimaschutzgerechte Bauweise ist Gewinn für die Bewohner

Die Energienachfrager
Im Rahmen des Projekts „Klimabündnispartnerbetrieb“ hat die steirische Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft neue heimat im Jahre 2000 damit begonnen, sowohl ihren Objektbestand als auch ihre betriebliche Infraktruktur nach den Auflagen einer rigorosen CO2-Reduktion zu reorganisieren.
Das Klimabündnis ist eine internationale Vereinbarung, getroffen zwischen etwa 1000 europäischen Städten und den indigenen Völkern der Regenwaldgebiete. Auf der einen Seite  will man die CO2 abbauenden tropischen Regenwälder erhalten, andererseits soll der Ausstoß treibhauswirksamer Gase in den Industrieländern bis 2010 auf 50 % des Ausstoßes von 1987 reduziert werden.
Die neue heimat ist österreichweit der erste einschlägige Anbieter, der die technischen und logistischen Möglichkeiten einer umfassenden Reduktion des Energieeinsatzes nach den strengen Klimabündniskriterien in einer konzertierten Aktion umsetzt. Im Zuge der Projektabwicklung werden nicht nur 2000 Wohneinheiten (Erstbezug vor 1980) grundlegend saniert, das Vorhaben betrifft auch die gesamte Unternehmensorganisation und 
-infrastruktur. Das beginnt beim Beschaffungswesen, betrifft die einschlägige Motivation der MitarbeiterInnen und reicht bis zur Einrichtung einer speziellen, firmeninternen Energiebuchhaltung.
Wirkung und Nutzen der Erzeugung eines Sinnzusammenhangs durch Kommunikation im Bereich Ökotechnik beschrieb neue-heimat-Geschäftsführer Dr. Franz Huber Anfang März anlässlich der Projekt-Präsentation:
„Der Weg zum Klimabündnisbetrieb war nicht immer einfach und auch jetzt ergeben sich immer wieder Schwierigkeiten bis wir Partner finden, die unsere Bauvorhaben den Vorgaben entsprechend umsetzen.“
Im Zuge des Projekts „Energiepartnerschaft 2000“ wird die Steirische Ferngas AG zusammen mit der Steirischen Fernwärme Ges.m.b.H in das künftige Energieversorgungskonzept der neuen heimat eingebunden werden. 

Dieter Kordik
Kontakte:
neue heimat – gemeinnützige wohnungs- und siedlungsgesellschaft, Ing. Hermann Kogler, Projektleiter „Klimabündnis“, Wastiangasse 7, 8010 Graz
Tel. 0316/8073-436, Fax: 0316/8073-463
Mail: hermann.kogler@wbge.at
Web: www.neueheimat.wbge.at
Eco & Co
Messendorfgrund 30, Postfach 6,
8042 Graz,
Tel. 0 316 / 40 77 44 - 0
Mail: projekt.team@ecoundco.at
Web: www.ecoundco.at
Steirische Ferngas – Aktiengesellschaft
Gaslaternenweg 4, 8041 Graz
Tel. 0 316 / 476 - 0
Mail: info@steirische.ferngas.at
Web: www.steirische.ferngas.at
Klimabündnis Steiermark
Mag. Brigitte Schicho
Jakominiplatz 18/II, 8010 Graz
Tel. 0316/82 15 80 - 1, Fax: DW - 2
Web: www.klimabuendnis.at/steiermark
 
APRIL-AUSGABE
ÖKOLAND STEIERMARK