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Steirische Solar-Qualität:
Für den Weltmarkt gerüstet – am heimischen Markt in Förder-Turbulenzen
Am internationalen Tag der Sonne, dem 21. Juni, zogen steirische
Solarkollektor-Hersteller und die Arge Erneuerbare Energie Bilanz: Während
auf der ganzen Welt die Nachfrage nach steirischen Solarkollektoren steigt,
sinkt der Absatz am heimischen Markt wegen radikaler Förderungs-Einsparungen.
Österreich hat bei der Nutzung der Solarenergie einen hervorragenden
Ruf. Die Alpenrepublik ist heute nicht nur das Land mit der höchsten
Kollektor-Dichte pro Einwohner (21m2/1000EW), sondern auch Europas größter
Exporteur von Sonnenkollektoren. Österreichisches Solar-Know-how kommt
weltweit von Finnland bis Zimbabwe und von Mexiko bis Indien zur Anwendung.
Mit der Solarwärme steht eine moderne Technik zur Verfügung,
die einen wichtigen Beitrag zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zum
Klimaschutz leistet.
Dominierende Anwendungsbereiche sind die Warmwasserbereitung und die
teilsolare Raumheizung; neue Potenziale für Großanlagen, Gewerbebetriebe
und solares Kühlen eröffnen künftig zusätzliche Perspektiven.
Die Steiermark weist mit knapp 300.000 m2 installierter Sonnenkollektorenfläche
eine der höchsten Dichten an thermischen Solaranlagen in Europa auf.
Steirisches Solar-Know-how: weltweit gefragt
Steirische Unternehmen sind erfolgreich in Produktion und Forschung
tätig. Die Grazer Firma Ökotech besteht seit 1994 und hat sich
im Lauf der Zeit auf größere maßgeschneiderte Sonnenkollektoren
spezialisiert. Gemeinsam mit der Firma Solid, die in Forschung und Entwicklung
international tätig ist, wurde der Sonnenkollektor „gluatmugl“ entwickelt,
der als bisher einziger Sonnenkollektor das österreichische Umweltzeichen
trägt.
In Gleisdorf ist der Sitz der ARGE Erneuerbare Energie, die seit 1988
besteht und weit über die Steiermark hinaus bekannt ist. Arbeitsschwerpunkte
sind effiziente Energie- und Ressourcennutzung sowie die Entwicklung von
Technologien und Strategien, die zu einer möglichst raschen und breiten
Nutzung von solaren Technologien als Grundlage für eine ökologisch
verträgliche Energieversorgung der Zukunft führen. Die AEE ist
wesentlich daran beteiligt, dass Gleisdorf sich heute Solarhauptstadt
Europas nennen kann.
Expansiver Exportmarkt
Der Solarmarkt ist mit Wachstumsraten von jährlich ca. 30% eine
der zukunftsträchtigsten Branchen in der EU – weist DI Hannes Ortner,
Geschäftsführer von Ökotech, auf den ständig steigenden
Exportanteil seines Unternehmens hin.
Dies bestätigt auch Dr. Christian Holter, Geschäftsführer
der Solid GesmbH: „An uns ergehen immer mehr Anfragen vor allem aus südlichen
Ländern. Dort bieten sich besonders günstige Rahmenbedingungen
– starke Sonneneinstrahlung und oftmals technisch unzureichende vorhandene
Anlagen. Daher rentiert sich der Einsatz von Solartechnik besonders schnell."
Holter weist zusätzlich auf ein noch wenig beachtetes Zukunftspotenzial
hin – Kühlen mit Solarenergie. Auch in diesem Bereich eröffnet
sich vor allem in den südlichen Ländern ein großer Markt
für heimische Firmen.
Sparen am falschen Platz
Dennoch ist der heimische Markt als Absatzgebiet von hoher Bedeutung
für die steirischen Solar-Schmieden. Und: Für eine relativ junge
Technologie mit hohem FE-Bedarf ist eine Markteinführungs-Unterstützung
durch entsprechende Förderungen nahezu unerlässlich – Förderungen,
für die sich niemand genieren muss: Schließlich geht’s bei der
Nutzung der Solarenergie darum, einen Beitrag gegen den Klimakollaps unseres
Planeten zu leisten. Während im Einfamilienhaus-Bereich die Förderungen
von Landesseite gleich geblieben sind (öS 500,-- pro Quadratmeter
Kollektorfläche) und die Stadt Graz ihren Beitrag jüngst sogar
von öS 500,— auf öS 1000,— verdoppelt hat, hat das Land Steiermark
sein Engagement für die Solarenergie-Nutzung im Mehrgeschoß-Bau
(bisher Direktzuschüsse in der Höhe von öS 2500,— pro Quadratmeter
Kollektorfläche) drastisch reduziert – die Förderungen wurden
auf Annuitätenzuschüsse umgestellt. Damit ist der Einbau von
Solaranlagen in Geschoßwohnbauten nicht mehr besonders rentabel.
Gerade die im Geschoßwohnbau nötigen Großanlagen würden
aber die Produktivität der Hersteller fordern und zu längerfristigen
Kostensenkungen beitragen.
Einziges Trostpflaster: Zumindest jene, die ihren Förderantrag
vor dem Stichtag 28. Februar 2001 gestellt haben, können wieder aufatmen:
„Alle vor diesem Zeitpunkt eingelangten Anträge werden nach den vorher
gültigen Bestimmungen behandelt, niemand wird um die Förderung
umfallen“, so der Landesenergiebeauftragte der Steiermark, DI Wolfgang
Jilek.
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Steirische Solar-Experten Dr. Christian Holter,
DI Hannes Ortner und Ing. Ewald Selvicka: Solarenergie muss auch in der
Steiermark weiterhin ihrer ökologischen Bedeutung entsprechend
gefördert werden
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Anreizfinanzierungen bringen höhere Staatseinnahmen
Ing. Ewald Selvicka von der AAE: „Im Vergleich zu anderen Bundesländern
und hier vor allem zu Oberösterreich hatte die Steiermark ohnehin
schon bisher die geringste Förderung. Während etwa im Automobilbereich
der Standortwettbewerb durch gewaltige Subventionen angeheizt wird, fährt
man im viel beschäftigungsintensiveren Solarsektor die Förderungen
zurück.“ Und Holter ergänzt: „Das zeitweise Aussetzen von Förderungen
und die Streichung der Direktzuschüsse im Geschosßwohnbau haben
massive Auftragsstornos und Umsatzrückgänge bewirkt.“
Nicht einmal das Nulldefizit wäre durch besser dotierte Solarförderungen
gefährdet, weiß Holter: „Die Nutzung der Solartechnik wirkt
sich ausgesprochen positiv auf den Staatshaushalt und die Einhaltung der
Maastrichtkriterien aus. Rund 55% der Investition in eine Solaranlage kommen
nämlich als zusätzliche Einnahmen über Mehrwertsteuer, Lohnnebenkosten
und Betriebssteuern direkt dem Staatshaushalt zugute, sodass auch noch
Anreizfinanzierungen von 30-50% für den Staat ökonomisch positiv
sind.“
Und Ortner ergänzt: „Nicht zuletzt sind Arbeitsplätze (derzeit
in Österreich 2700 in ca. 60 Betrieben) in einer Zukunftsbranche gefährdet.
Die Förderungsdebatte in der Steiermark wird noch unverständlicher,
wenn man bedenkt, dass die EU als Ziel vorgegeben hat, die installierte
Sonnenkollektorfläche jährlich noch um 20% zu steigern.“ Ein
funktionierender heimischer Markt ist aber, so Ortner, eine wichtige Voraussetzung
dafür, dass die Chancen am Exportmarkt wahrgenommen werden können
– „was Know-how und Qualität betrifft, sind die steirischen Solarbetriebe
ohnehin bestens für die Anforderungen des Weltmarktes gerüstet.“
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