12 / 2000
  Ein Jahrzehnt für die Nachhaltigkeit

Noch bis Ende dieses Jahres kann im Grazer Schlossbergstollen (Dom im Berg) die EXPO-Präsentation der steirischen Landeshauptstadt besichtigt werden. Die Einladung an die Grazer für die Präsentation auf der heurigen Weltausstellung in Hannover erging aufgrund der beispielhaften Erfolge bei der Bewältigung der Umweltkrise, deren Höhepunkt mit der Smogbelastung Ende der 80er Jahre erreicht war.

Vor allem auch aufgrund der Formulierung eines einheitlichen politischen Willens und fernab formaloppositioneller Verhinderung konnte das Umweltamt des Magistrats damit beginnen, einschneidende Maßnahmen in den Bereichen Schadstoffemission, Verkehr und Energieverbrauch zu setzen, die – und das war das Neue – für die Adressaten der Maßnahmen à la longue keine Mehrkosten, sondern – im Gegenteil – Einsparungen bedeuten sollten. Die Formel „Umweltschutz zahlt sich aus“ war mit Inhalt gefüllt, folgerichtig nannte man das Projekt „Ökoprofit“. Prinzip des Vorhabens war, Industriebetriebe und Gewerbeunternehmen zu gewinnen, die die wissenschaftlich fundierten Maßnahmen zur Reduktion ihres Energieeinsatzes und zur Optimierung ihrer Stoffkreisläufe umzusetzen bereit waren. Unter der Patronanz des damals ressortzuständigen Stadtrates Dr. Peter Weinmeister und unter der wissenschaftlich-technischen Betreuung der eigens dafür gegründeten Consultingfirma STENUM GmbH wurde ein Grazer Betrieb nach dem anderen für das Umstellungsprogramm zum Ökobetrieb gewonnen. 
Über 100 Grazer Betriebe aus allen Sparten heften sich mittlerweile das Ökoprofit-Zertifikat auf ihr Firmenschild und die Ökoprofit-Idee ist für den „Erfinder“, Dr. Karl Niederl, Chef des Grazer Umweltamtes, zum Verkaufsschlager geworden:
 Inzwischen interessieren sich Kommunalverwaltungen und -politiker auf der ganzen Welt für die Idee aus Graz. Auf der Eröffnung der EXPO-Präsentation am 23. November im Dom im Berg kommunizierte der Moderator der Veranstaltung über’s Handy mit Niederl, der – in Sachen Ökoprofit-Vermarktung – gerade in Bangkok weilte.
 

Umweltamt-Chef Dr. Karl Niederl: 
„Marke Ökoprofit“ ist weltweit verkaufbar

Training zur Nachhaltigkeit
Die Ökoprofit-Methode ist eine spezielle Form der Zusammenarbeit zwischen der Stadt und ihren Industrie- und Gewerbebetrieben: In einem länger dauernden Lern-, Trainings- und Kommunikationsprozess bietet die Kommune den Betrieben flächendeckendes Umwelt-Know-how. Nach einem vorgegebenen Raster wird die gesamte Struktur eines Betriebes nach Kriterien der Umweltvorsorge und Nachhaltigkeit durchleuchtet. Nach der Erfassung der Problembereiche (Input-Output-Analyse) beginnt – in ständiger Zusammenarbeit mit dem Umweltamt – die Phase der Umsetzung.
Erfasst werden die Stoff-Ströme eines Betriebes ebenso wie z.B. die Transport-Logistik für eine später dokumentierbare Reduktion der Energie- und Treibstoffverbräuche. Ein Ökoprofit-Hauptthema betrifft die Müllproduktion: 
50% Reduktion ist die Mindesteinsparung an Abfall nach erfolgter Ökoprofit-Prozedur. Auch der Bereich Büro / Beschaffungswesen stellt einen wesentlichen Faktor auf dem Weg zur Ökologisierung einer Kommune dar.
Die Ökoprofit-Idee mündete schließlich im Umweltsachprogramm Ökostadt 2000, das sozusagen das übergeordnete und integrierte Aktionsprogramm zur Durchsetzung aller relevanten Maßnahmen zur Erreichnung des Zieles „Sustainable City“ darstellt.
Der Ökoprofit-Idee folgten zahlreiche erfolgreiche Projekte nach: Mit der Contracting-Marke Thermoprofit werden seit einigen Jahren öffentliche Bauten in der Steiermark energietechnisch saniert und optimiert. Das Modell Thermoprofit garantiert auch einen ökonomischen All-Winner-Effekt, insoferne die erwarteten Einsparungen unter entsprechender Kreditierung den Aufwendungen gegengerechnet werden.
Das Projekt ECO & CO schließlich stellt den kommunikationstechnisch höchsten Standard in der Zusammenführung von Fachwissen im Zusammenhang mit technikgestütztem nachhaltigen Handeln dar. Steirische Ökotechnikanbieter und -dienstleister bzw. deren Zulieferer können auf verschiedenen Ebenen der Plattform www.ecoundco.at miteinander in Verbindung treten und über verschiedene Portale Netzwerke  unterschiedlicher Intensität bilden, die bis zur Bildung partieller Wertschöpfpungsketten mit gemeinsamer Verrechnung und Logistik führen. 
 

 -Ko-
   

 
DEZEMBER-AUSGABE
ÖKOLAND STEIERMARK