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Ein Jahrzehnt für
die Nachhaltigkeit
Noch bis Ende dieses Jahres kann im Grazer Schlossbergstollen (Dom
im Berg) die EXPO-Präsentation der steirischen Landeshauptstadt besichtigt
werden. Die Einladung an die Grazer für die Präsentation auf
der heurigen Weltausstellung in Hannover erging aufgrund der beispielhaften
Erfolge bei der Bewältigung der Umweltkrise, deren Höhepunkt
mit der Smogbelastung Ende der 80er Jahre erreicht war.
Vor allem auch aufgrund der Formulierung eines einheitlichen politischen
Willens und fernab formaloppositioneller Verhinderung konnte das Umweltamt
des Magistrats damit beginnen, einschneidende Maßnahmen in den Bereichen
Schadstoffemission, Verkehr und Energieverbrauch zu setzen, die – und das
war das Neue – für die Adressaten der Maßnahmen à la
longue keine Mehrkosten, sondern – im Gegenteil – Einsparungen bedeuten
sollten. Die Formel „Umweltschutz zahlt sich aus“ war mit Inhalt gefüllt,
folgerichtig nannte man das Projekt „Ökoprofit“. Prinzip des Vorhabens
war, Industriebetriebe und Gewerbeunternehmen zu gewinnen, die die wissenschaftlich
fundierten Maßnahmen zur Reduktion ihres Energieeinsatzes und zur
Optimierung ihrer Stoffkreisläufe umzusetzen bereit waren. Unter der
Patronanz des damals ressortzuständigen Stadtrates Dr. Peter Weinmeister
und unter der wissenschaftlich-technischen Betreuung der eigens dafür
gegründeten Consultingfirma STENUM GmbH wurde ein Grazer Betrieb nach
dem anderen für das Umstellungsprogramm zum Ökobetrieb gewonnen.
Über 100 Grazer Betriebe aus allen Sparten heften sich mittlerweile
das Ökoprofit-Zertifikat auf ihr Firmenschild und die Ökoprofit-Idee
ist für den „Erfinder“, Dr. Karl Niederl, Chef des Grazer Umweltamtes,
zum Verkaufsschlager geworden:
Inzwischen interessieren sich Kommunalverwaltungen und -politiker
auf der ganzen Welt für die Idee aus Graz. Auf der Eröffnung
der EXPO-Präsentation am 23. November im Dom im Berg kommunizierte
der Moderator der Veranstaltung über’s Handy mit Niederl, der – in
Sachen Ökoprofit-Vermarktung – gerade in Bangkok weilte.
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Umweltamt-Chef Dr. Karl Niederl:
„Marke Ökoprofit“ ist weltweit verkaufbar |
Training zur Nachhaltigkeit
Die Ökoprofit-Methode ist eine spezielle Form der Zusammenarbeit
zwischen der Stadt und ihren Industrie- und Gewerbebetrieben: In einem
länger dauernden Lern-, Trainings- und Kommunikationsprozess bietet
die Kommune den Betrieben flächendeckendes Umwelt-Know-how. Nach einem
vorgegebenen Raster wird die gesamte Struktur eines Betriebes nach Kriterien
der Umweltvorsorge und Nachhaltigkeit durchleuchtet. Nach der Erfassung
der Problembereiche (Input-Output-Analyse) beginnt – in ständiger
Zusammenarbeit mit dem Umweltamt – die Phase der Umsetzung.
Erfasst werden die Stoff-Ströme eines Betriebes ebenso wie z.B.
die Transport-Logistik für eine später dokumentierbare Reduktion
der Energie- und Treibstoffverbräuche. Ein Ökoprofit-Hauptthema
betrifft die Müllproduktion:
50% Reduktion ist die Mindesteinsparung an Abfall nach erfolgter Ökoprofit-Prozedur.
Auch der Bereich Büro / Beschaffungswesen stellt einen wesentlichen
Faktor auf dem Weg zur Ökologisierung einer Kommune dar.
Die Ökoprofit-Idee mündete schließlich im Umweltsachprogramm
Ökostadt 2000, das sozusagen das übergeordnete und integrierte
Aktionsprogramm zur Durchsetzung aller relevanten Maßnahmen zur Erreichnung
des Zieles „Sustainable City“ darstellt.
Der Ökoprofit-Idee folgten zahlreiche erfolgreiche Projekte nach:
Mit der Contracting-Marke Thermoprofit werden seit einigen Jahren öffentliche
Bauten in der Steiermark energietechnisch saniert und optimiert. Das Modell
Thermoprofit garantiert auch einen ökonomischen All-Winner-Effekt,
insoferne die erwarteten Einsparungen unter entsprechender Kreditierung
den Aufwendungen gegengerechnet werden.
Das Projekt ECO & CO schließlich stellt den kommunikationstechnisch
höchsten Standard in der Zusammenführung von Fachwissen im Zusammenhang
mit technikgestütztem nachhaltigen Handeln dar. Steirische Ökotechnikanbieter
und -dienstleister bzw. deren Zulieferer können auf verschiedenen
Ebenen der Plattform www.ecoundco.at miteinander in Verbindung treten und
über verschiedene Portale Netzwerke unterschiedlicher Intensität
bilden, die bis zur Bildung partieller Wertschöpfpungsketten mit gemeinsamer
Verrechnung und Logistik führen.
-Ko-
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