09 2000
  Fußball-Trainingszentrum Alt-Grottenhof: 
Jugendförderung nur vorgeschoben?
 
Immer mehr Widersprüche treten im Zusammenhang mit der geplanten Errichtung des Fußballtrainingszentrums am Areal der Landwirtschaftsschule Alt-Grottenhof zu Tage.

Planungsstadtrat Franz Josel will die für Bau und Betrieb des Trainingszentrums notwendige Umwidmung (die ja jetzt auf den südlichen Teil des Areals beschränkt werden soll) nach einer Vereinbarung in der Stadtregierung in die nächste Gemeinderatssitzung am 21. September einbringen; zwei Stadtsenatsmitglieder, SP-Stadträtin Tatjana Kaltenbeck und KP-Stadtrat Ernest Kaltenegger, fordern allerdings einen Aufschub der Entscheidung bis zur Durchführung einer Bezirks-Volksbefragung, die von der Bürgerinitiative „Rettet das Grünareal Alt-Grottenhof“ geplant wird.

 Für ihre Einleitung sind je ca. 1000 Unterschriften in den Bezirken Strassgang und Wetzelsdorf notwendig – eine Latte, die von den AktivistInnen vermutlich problemlos übersprungen werden dürfte: Schließlich haben sie Bürgermeister Alfred Stingl am 5. Juli bereits mehr als 20.000 Unterschriften überreicht, die sie stadtweit gegen den Bau des Kicker-Eldorados gesammelt haben.

„Zwei kleinere Plätze für die Kleinen“
Genau zwei Monate vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung, am 21. Juli, war es bekanntlich zu einem Treffen zwischen Mitgliedern der Stadtregierung und den Präsidenten der Bundesligisten Sturm und GAK gekommen. Dabei war ein Kompromiss ausgehandelt worden: Statt einem Mega-Zentrum in Alt-Grottenhof für beide Klubs sollte dort nur mehr der GAK eine neue Heimstatt erhalten, Sturm hingegen in Messendorf jene Flächen übernehmen, die der GAK aus Geldmangel nie zu Trainingsplätzen ausbauen konnte. Zusätzlich sollen in der „G’ruabn“ – O-Ton Hannes Kartnig in der Sturm-Mitgliederzeitung – „zwei kleinere Plätze für die Kleinen“ entstehen. Von Seiten der Bürgerinitiative wird vermutet, dass der Bedarf des GAK an Plätzen für die Jugendmannschaften eher noch geringer ist als jener des größeren Lokalrivalen. Damit wäre aber ein zentrales Argument vom Tisch, mit dem die Klub-Präsidenten und ihre Lobbies in der Stadt- und Landespolitik die Herzen der GrazerInnen für ihr Vorhaben zu rühren suchten.

Rückzahlungsgefährdete Subventionen
Nicht nur das: „Die Förderung der Jugendarbeit ist nach den strengen Wettbewerbsregeln der EU eine der wenigen Möglichkeiten, legal Subventionen an Profi-Fußballklubs auszuschütten“, weiß der grüne Gemeinderat Mag. Hermann Candussi. Und finanzielle Unterstützung ist in den letzten Jahren nicht zu knapp an den GAK und Sturm geflossen. Die vertraglich vereinbarte Summe von 6 Mio pro Jahr für beide Vereine wurde nach einem Bericht des Sportamtes durch Befreiung von der Ankündigungs- und Lustbarkeitsabgabe und diverse Zuschüsse für Empfänge, Turniere, VIP-Zelte und Ähnliches auf zumindest 24 Mio pro Jahr aufgefettet. Was an Landesgeldern in die Kassen der beiden Klubs geschaufelt wurde, ist da noch gar nicht mitgerechnet. Den Vereinen könnte eine Rückzahlung drohen. „Dass sich der GAK dann noch ein Trainingszentrum in Alt-Grottenhof leisten könnte, ist eher unwahrscheinlich“, vermutet Candussi.

cs
 

 
SEPTEMBER-AUSGABE ÖKOLAND STEIERMARK