10 / 2000
  Einstieg in den Ausstieg aus der fossilen Energie:
„Österreich hat eine gute Ausgangsposition“

Mit dem Geschäftsführer des Landesenergievereines, Gerhard Ulz, sprach Christian Stenner über die Energie-Zukunft.

Erdöl wird immer teurer – ist das bloß auf Spekulation zurückzuführen oder hat das auch etwas mit einer realen Verknappung zu tun?
Ulz: Sicherlich ist ein Gutteil der jetzigen Preissteigerung auf Spekulation von Seiten der Ölmultis und des internationalen Ölhandels zurückzuführen. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es um wesentlich mehr geht als um willentlich herbeigeführte Preistreiberei – nur ein Beispiel: China hat vor wenigen Jahren ein Drittel seiner Erdölproduktion exportiert; heute muss es bereits ein Drittel seines Verbrauchs importieren. Es gibt jedenfalls Experten, die meinen, dass die Welt-Erdölvorräte wesentlich weniger lange reichen werden als behauptet wird.

Die Politik steht der neuen Situation offenbar europaweit hilflos gegenüber, außer Ausgleichszahlungen, mit denen die öffentliche Hand die erhöhten Gewinne der Ölgesellschaften garantiert, fällt wenig PolitikerInnen etwas ein …
Ulz: Die Politik wäre gut beraten, sich auf längerfristige Strategien einzustellen. Zum Beispiel sollten alle Stützungsanträge an Energieberatungsstellen weitergeleitet werden. Dort könnte dann von Fall zu Fall entschieden werden, ob die Unterstützung von Energiespar-Maßnahmen – wie etwa Wärmedämmung oder Fenster- und Türensanierung – oder eben eine finanzielle Hilfe sinnvoller sind.
Was den Verkehr betrifft, hätte die Regierung ein deutliches Signal setzen können: Schließlich bringt die Ölpreiserhöhungauch eine unerwartete Erhöhung der Steuereinnahmen. Daraus könnte man eine Neuauflage der Nahverkehrsmilliarde finanzieren – natürlich müssten die Bundesländer dann dieses Geld auch mit entsprechenden Planungen abholen.
 

Ulz: Stützungsanträge sollten an Energieberatung weitergeleitet werden

Sind Politik und Wirtschaft überhaupt für die post-fossile Periode gerüstet, die offenbar schneller anbrechen könnte, als man glaubte?
Ulz: Österreich hat diesbezüglich im internationalen Vergleich eine sehr gute Ausgangslage: 17% der benötigten Heizenergie kommt aus erneuerbaren Energieträgern, beim Strom sind wir dank Wasserkraft ebenfalls in nur geringem Ausmaß von Öl, Gas und Kohle abhängig. Und dass nun gemäß dem neuen ELWOG 4 statt wie zunächst vorgesehen 3% des Stromes aus erneuerbaren Energieträgern stammen müssen, zeigt, dass der Einstieg in den Umstieg ernst genommen wird.

 

 
OKTOBER-AUSGABE ÖKOLAND STEIERMARK