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Einstieg in den
Ausstieg aus der fossilen Energie:
„Österreich hat eine gute
Ausgangsposition“
Mit dem Geschäftsführer des Landesenergievereines, Gerhard
Ulz, sprach Christian Stenner über die Energie-Zukunft.
Erdöl wird immer teurer – ist das bloß auf Spekulation
zurückzuführen oder hat das auch etwas mit einer realen Verknappung
zu tun?
Ulz: Sicherlich ist ein Gutteil der jetzigen Preissteigerung auf Spekulation
von Seiten der Ölmultis und des internationalen Ölhandels zurückzuführen.
Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es um wesentlich mehr geht als
um willentlich herbeigeführte Preistreiberei – nur ein Beispiel: China
hat vor wenigen Jahren ein Drittel seiner Erdölproduktion exportiert;
heute muss es bereits ein Drittel seines Verbrauchs importieren. Es gibt
jedenfalls Experten, die meinen, dass die Welt-Erdölvorräte wesentlich
weniger lange reichen werden als behauptet wird.
Die Politik steht der neuen Situation offenbar europaweit hilflos
gegenüber, außer Ausgleichszahlungen, mit denen die öffentliche
Hand die erhöhten Gewinne der Ölgesellschaften garantiert, fällt
wenig PolitikerInnen etwas ein …
Ulz: Die Politik wäre gut beraten, sich auf längerfristige
Strategien einzustellen. Zum Beispiel sollten alle Stützungsanträge
an Energieberatungsstellen weitergeleitet werden. Dort könnte dann
von Fall zu Fall entschieden werden, ob die Unterstützung von Energiespar-Maßnahmen
– wie etwa Wärmedämmung oder Fenster- und Türensanierung
– oder eben eine finanzielle Hilfe sinnvoller sind.
Was den Verkehr betrifft, hätte die Regierung ein deutliches Signal
setzen können: Schließlich bringt die Ölpreiserhöhungauch
eine unerwartete Erhöhung der Steuereinnahmen. Daraus könnte
man eine Neuauflage der Nahverkehrsmilliarde finanzieren – natürlich
müssten die Bundesländer dann dieses Geld auch mit entsprechenden
Planungen abholen.
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Ulz: Stützungsanträge sollten an Energieberatung
weitergeleitet werden
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Sind Politik und Wirtschaft überhaupt für die post-fossile
Periode gerüstet, die offenbar schneller anbrechen könnte, als
man glaubte?
Ulz: Österreich hat diesbezüglich im internationalen Vergleich
eine sehr gute Ausgangslage: 17% der benötigten Heizenergie kommt
aus erneuerbaren Energieträgern, beim Strom sind wir dank Wasserkraft
ebenfalls in nur geringem Ausmaß von Öl, Gas und Kohle abhängig.
Und dass nun gemäß dem neuen ELWOG 4 statt wie zunächst
vorgesehen 3% des Stromes aus erneuerbaren Energieträgern stammen
müssen, zeigt, dass der Einstieg in den Umstieg ernst genommen wird.
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