03 / 2002
 
Mehr Lust auf "Bio": Nachfrage überholt Angebot

Österreich zählt bei der Produktion und Vermarktung von Bio-Lebensmitteln zu den fortgeschrittensten Ländern Europas. Wegen der Lebensmittel-Skandale der jüngsten Zeit – BSE, medikamentös verseuchte Borstentiere, Pestizide im Paprika und motorölangereicherte Futtermittel – boomt "Bio" jetzt besonders – so sehr, dass sogar die Produktion hinter der Nachfrage zurückbleibt.
 

Ab 1970 stellten hoch motivierte Pioniere des biologischen Landbaus ihre Betriebe auf biologische Landwirtschaft um. Mit der Einführung von Förderungen für die Umstellung auf Bio-Landbau setzten dann immer mehr Bauern auf die Umstellung ihres Betriebes. Die wirkliche Popularisierung der Bio-Lebensmittel begann aber erst mit ihrem Einzug in die Regale der großen Supermarktketten.
Bewahrung der Unabhängigkeit. Was auf der einen Seite Vorteile bei der Markenbildung und der Vermarktung bedeutet, birgt auf der anderen Seite auch viele Nachteile, die sich daraus ergeben, dass viele kleine Produzenten einem mächtigen Handelskonzern gegenüberstehen: Das System der Verteilung und über weite Strecken auch die Preise werden von den Handelsketten bestimmt.
"Nicht alle Bauern sind in der Lage, eine Gegenstrategie zu finden", betont DI Richard Hubmann aus Sinabelkirchen – Biobauer mit Leib und Seele –, "aber ein Teil der Biobauern hält sich mehrere Optionen offen und  setzt auf direkten Verkauf an KonsumentInnen und regionales Gewerbe."
Von 30 auf 3000. Die große Umstellungswelle kam dann mit dem Beitritt Österreichs zur EU und der Förderung des biologischen Landbaus im Rahmen des ÖPUL (Österreichisches Programm zur Förderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schützenden Landwirtschaft). Laut Agrar-Landesrat Erich Pöltl fließen derzeit 20% der ÖPUL-Mittel in Biobetriebe.
Aber nicht nur die Förderungsoffensive in den letzten Jahren war Grund für die stetig steigende Nachfrage nach Bioprodukten. Durch eine industrialisierte Landwirtschaft verursachte Lebensmittelskandale führten zu einem rapiden Zuwachs an potenziellen Bio-Konsumenten und damit auch -Produzenten. Während im Jahr 1980 in der Steiermark gerade 30 Betriebe auf den Biolandbau setzten, sind es inzwischen über 3000; einen Spitzenwert erreichte die Anzahl der Betriebe 1995 mit gezählten 3389 Höfen. Durch die strengen Kontrollen und Änderungen der Richtlinien im Förderprogramm ging besonders die Anzahl der Bio-Betriebe im Grünlandbereich ein wenig zurück, aber auch hier ist die Nachfrage derzeit wieder im Ansteigen begriffen. "Wir setzen unterstützende Maßnahmen in der Milchvermarktung und versuchen besonders Großküchen zu erreichen", so Pöltl. "Inzwischen finden unsere Bio-Milchprodukte auch in England und Italien starken Absatz. Das einzige Problem, das wir noch in den Griff bekommen müssen, stellen die zusätzlichen Kosten für das getrennte Sammelsystem dar."
Versäumnisse der Agrarpolitik? Ing. Josef Renner, Geschäftsführer des Ernte-Verbandes Steiermark, der die heimischen Bio-Produzenten organisiert, unterstreicht im KORSO-Interview, dass der Handlungsbedarf in manchen Bereichen noch immer sehr groß ist. "Seit September 2001 gibt es einen Landtagsbeschluss, wonach 25% der von Großküchen verwendeten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft stammen müssen, aber vor allem die Krankenhäuser sperren sich aus Kostengründen noch dagegen", so Renner.
Im Rahmen des Forschungsprojektes "Bio-Lebensmittel-Cluster Austria" wurde die realisierte Konsumnachfrage an Bio-Lebensmitteln in Österreich erhoben. Sie beträgt derzeit 218 Mio Euro, was einem 3%igen Anteil am gesamten Lebensmittelumsatz entspricht. Damit liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld – und die Nachfrage steigt weiter. Pöltl erwartet vor allem ein Plus bei Biogemüse und -obst, Hubmann sieht wachsende Chancen auch für den Export: "In Großbritannien besteht große Nachfrage nach Biofleisch aus der Steiermark." "Dass die Nachfrage nach Bioprodukten das Angebot deutlich übertrifft", so Hubmann, "kam für die Politik überraschend – was offenbar niemand zugeben will." Ein weiteres Manko sei die mangelnde Vermarktung von Bioprodukten in der öffentlichen Versorgung und im gesamten Wellness- und Gesundheitsbereich.
 

Hubmann: "Die Agrarpolitik hat nicht ausreichend auf die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten reagiert"
Renner: "Mehr Bio in Krankenhäuser und Kindergärten"
Pöltl: "Mehr Forschung für den Bio-Landbau"

Konfrontiert mit der Frage nach etwaigen Versäumnissen der Agrarpolitik meint Pöltl, dass ein Ausgleich nur durch ein "Waagehalten" zwischen dem bestehenden Angebot und dem Ausmaß und der Intensität der Werbestrategien zu Stande kommen kann. "Wir fungieren als Kommunikationsgefäß aller Beteiligten." Um der derzeitigen Nachfrage gerecht zu werden, soll nicht die Produktion der einzelnen Biobauern gesteigert werden, sondern wir dürfen in diesem Jahr mit einem Zuwachs von rund 100 Biobetrieben in der Steiermark rechnen, erläutert Pöltl. Sein besonderes Anliegen: "Der biologische Landbau braucht noch mehr wissenschaftliche Forschung."
Bauernschläue allein reicht nicht: Auch die Nachfrage nach Bio-Bildung steigt. Wissenschaftliche Forschung und Weiterbildung spielen auch im biologischen Landbau eine immer stärkere Rolle: Auch das zuständige Ministerium setzt auf eine Bildungsoffensive. Die Schwerpunkte des 2001 vorgestellten "Aktionsprogrammes Biologische Landwirtschaft" liegen vor allem in den Bereichen Förderung, Beratung, Bildung, Forschung und Öffentlichkeitsarbeit mit dem Ziel, Österreichs Position als europäisches Bioland Nr. 1 weiter zu erhalten und alle Möglichkeiten der Marktgestaltung optimal auszuschöpfen.
In der Steiermark soll ein Pilotprojekt "Grundwasserschutz durch biologischen Landbau" starten, das vom Ernte-Verband in Zusammenarbeit mit Joanneum Research in Kürze eingereicht werden soll. "Wissenschaftliche Erkenntnisse und die Wünsche der Praxis sollen einen vorbeugenden Ansatz für den Grundwasserschutz schaffen, wobei biologisches Landwirtschaften eine zentrale Rolle spielt," erklärt Renner. "Ein Kernthema im Ernte-Verband ist Weiterbildung – künftige Biobauern bekommen nicht nur einen umfangreichen 4-tägigen Einführungskurs geboten, sondern können auch vielfältige Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen. Den vielen Anrufen nach zu schließen sind Interesse und Informationsbedarf der Landwirte sehr hoch."

Claudia Windisch
Bio-Webadressen: Ab 15. April 2002:
  • www.bioinformation.at (Allgemeine Bio-Links, vollständige Steiermark-Adressen von allen Bio-Betrieben etc.)

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