10 / 2001
  Landwirtschaftliche Biogasanlagen

Bis vor einem Jahr war es in der Steiermark nur unter ganz besonderen Bedingungen (außerlandwirtschaftliche Cofermente,dadurch Zusatzerlöse) möglich, landwirtschaftliche Biogasanlagen wirtschaftlich zu betreiben. Durch die mengenmäßige Begrenzheit dieser außerlandwirtschaftlichen Cofermente und durch die Verunsicherung infolge der BSE-Krise werden heute landwirtschaftliche Biogasanlagen nur mehr als rein landwirtschaftliche Anlagen mit Gülle, Stallmist und hygienisch unbedenklichen Grünschnitten, Silagen etc empfohlen. Möglich wurden diese Anlagen erst durch die seit Juli 2000 von Landeshauptfrau Waltraud Klasnic erlassene Stromeinspeiseverordnung. Diese Verordnung regelt ähnlich wie in Deutschland schon seit vielen Jahren die kostengerechte Vergütung von Strom aus Biogas, Biomasse, Wind, Photovoltaik.
Natürlich gelten aber auch hier für den wirtschaftlichen Anlagenbetrieb Mindestgrößen und Mindesterfordernisse hinsichtlich Wärmenutzung.
In der Regel sind Anlagengrößen ab 100 Großvieheinheiten bzw. mindestens 30-40 ha Stilllegungsflächen oder normale Kulturflächen (Silageerzeugung für die Fütterung der Bakterien in den Wintermonaten) neben der möglichst weit gehenden wirtschaftlichen Nutzung der Abwärme für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderlich. Gemeinschaftsanlagen in Zusammenhang mit einer örtlichen Fernwärmeversorgung könnten daher ein Lösungsmodell sein. Die Biogasanlage kann dabei durchaus etwas außerhalb der Ortschaft liegen, wenn mit einer Gasleitung das Biogas zum Blockheizkraftwerk im Ort geleitet wird. Eine Investitionsförderung von 35 - 40% ist dazu als Starthilfe erforderlich. Das Investitionsvolumen bewegt sich je nach Anlagengröße zwischen 3 und 10 Mio S.
Als Standardbauweise hat sich mittlerweile in Deutschland und auch bei uns die so genannte Speicherdurchflussanlage mit güllegrubenähnlichen, beheizten und isoliertem  Fermenter, einem Nachgärbehälter, Niederdruckfoliengasspeicher zur Abdeckung des Tagesspitzenstrombedarfes und Gasmotoren incl.Generatoren mit relativ guten Wirkungsgraden von 30-33% el durchgesetzt. Rohrfermenter sind für besonders sinkschichtenanfällige Formen von Hühnergülle (Muschelkalk im Futter) erforderlich. Andere Fermentertypen wie der Zweikammerfermenter werden auch besonders bei Großanlagen eingesetzt. Neben dieser derzeit verfügbaren Technik gibt es international eine Reihe von Versuchen über Brennstoffzelleneinsatz, Fahrzeugbetrieb mit in Flaschen unter hohem Druck abgefüllten Biogas, die mögliche Einspeisung in ein Ortsgasnetz mit vorhergehender Standardisierung etc. All diese Überlegungen sind derzeit aber nicht praxisreif, weil nicht ausreichend erprobt wirtschaflich verfügbar. 
Bäuerliche Interessenten wenden sich an die zuständige Landwirtschaftskammer in Graz. Dort gibt es die unabhängige Beratungsmöglichkeit. Mit Hilfe eines EDV-Rechenprogrammes können dort auch die wirtschaftlichsten Varianten berechnet werden.

Kontakt:
DI Josef Plank, 
Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft
Fax: 0316/8050-1430, 
e-mail: plank@lk-stmk.at


 
OKTOBER-AUSGABE
ÖKOLAND STEIERMARK