05 / 2001
  „380er Blues – natürlich zu leben ist Spannung genug“

Unter diesem Titel hat der steirische Nationalratsabgeordnete Dr. Günther Kräuter 1997 eine Musik-CD veröffentlicht, mit dem Ziel, seine eigenenen Bedenken gegen das Projekt der 380-kV-Freileitung unters Volk zu tragen. Der aus Gratkorn stammende SP-Politiker ist nicht nur für seine Umtriebigkeit beim Pflegen des Kontakts mit dem Bürger  bekannt, er lässt auch immer wieder mit unkonventionellen Positionen aufhorchen. Für die Grazer Messe International hat Kräuter beispielweise schon vor mehr als zehn Jahren grundsätzliche Reformen verlangt ohne deren Inangriffnahme er dieser Institution damals ein „in Sichtweite befindliches Ende“ prophezeite. Ein Interview.

KORSO: Herr Dr. Kräuter, die Verbundgesellschaft wird und wirbt massiv, braucht die Steiermark eine „380 kV“?
Kräuter: Walter Fremuth, der frühere Verbund-Chef schrieb vor 15 Jahren: „Mit so einer Leitung wird der Verbund einmal gute Geschäfte machen“ (gemeint hat er den transnationalen Stromhandel). Wenn nun verschleiert wird, dass hier Geschäfte gemacht werden sollen, ist die Optik zunächst einmal nicht gut. Geschäfte zu machen, ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes! Wer führt hier was im Schilde?
 

Nationalratsabgeordnete Dr. Günther Kräuter

Meine Bedingungen für die Realisierung eines solchen Projekts sind zwei grundsätzliche: Einmal die der Durchführung einer objektive Bedarfsprüfung: Braucht die Steiermark diesen 380-kV-Ringschluss energiewirtschaftlich wirklich bzw. ist der Milliardenaufwand gerechtfertigt?
Zum zweiten eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die bei solchen Projekten in anderen Ländern obligatorisch ist.Wenn die Landesregierung (und zwar alle drei Parteien) diese Forderungen nicht unterstützt, wird die steirische Politik ein Debakel erleben! Ich schließe ein „zweites Hainburg“ nicht aus. Die Menschen haben das Vorbeischwindeln der Politik an den Problemen restlos satt! 

KORSO: Was spricht für die Leitung?
Kräuter: Meines Erachtens wenig. In der Geschichte gibt es keinen einzigen Fall einer in der Steiermark aufgetretenen Versorgungslücke. 
Außerdem hat sich die Steiermark inzwischen einen beachtlichen Ruf als Energiespar- und Alternativenergie-Region erwirtschaftet, was auch in der Landesausstellung entsprechend Ausdruck findet. Durch derartige „Überversorgungsprogramme“ wird der steirische Innovationsgeist geradezu beleidigt!

KORSO: Das Erdkabel wäre ein Ausweg?
Kräuter: Wenn der grundsätzliche Bedarf erwiesen ist, vielleicht. Die Mehrkosten könnten etwa beim Bau über die Mithilfe der Anrainergemeinden beim Ausheben der Künette teilweise kompensiert werden.
 

 
MAI-AUSGABE ÖKOLAND STEIERMARK