„380er Blues – natürlich
zu leben ist Spannung genug“
Unter diesem Titel hat der steirische Nationalratsabgeordnete Dr. Günther
Kräuter 1997 eine Musik-CD veröffentlicht, mit dem Ziel, seine
eigenenen Bedenken gegen das Projekt der 380-kV-Freileitung unters Volk
zu tragen. Der aus Gratkorn stammende SP-Politiker ist nicht nur für
seine Umtriebigkeit beim Pflegen des Kontakts mit dem Bürger
bekannt, er lässt auch immer wieder mit unkonventionellen Positionen
aufhorchen. Für die Grazer Messe International hat Kräuter beispielweise
schon vor mehr als zehn Jahren grundsätzliche Reformen verlangt ohne
deren Inangriffnahme er dieser Institution damals ein „in Sichtweite befindliches
Ende“ prophezeite. Ein Interview.
KORSO: Herr Dr. Kräuter, die Verbundgesellschaft wird und wirbt
massiv, braucht die Steiermark eine „380 kV“?
Kräuter: Walter Fremuth, der frühere Verbund-Chef schrieb
vor 15 Jahren: „Mit so einer Leitung wird der Verbund einmal gute Geschäfte
machen“ (gemeint hat er den transnationalen Stromhandel). Wenn nun verschleiert
wird, dass hier Geschäfte gemacht werden sollen, ist die Optik zunächst
einmal nicht gut. Geschäfte zu machen, ist ja grundsätzlich nichts
Schlechtes! Wer führt hier was im Schilde?
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Nationalratsabgeordnete Dr. Günther Kräuter |
Meine Bedingungen für die Realisierung eines solchen Projekts sind
zwei grundsätzliche: Einmal die der Durchführung einer objektive
Bedarfsprüfung: Braucht die Steiermark diesen 380-kV-Ringschluss energiewirtschaftlich
wirklich bzw. ist der Milliardenaufwand gerechtfertigt?
Zum zweiten eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die bei solchen
Projekten in anderen Ländern obligatorisch ist.Wenn die Landesregierung
(und zwar alle drei Parteien) diese Forderungen nicht unterstützt,
wird die steirische Politik ein Debakel erleben! Ich schließe ein
„zweites Hainburg“ nicht aus. Die Menschen haben das Vorbeischwindeln der
Politik an den Problemen restlos satt!
KORSO: Was spricht für die Leitung?
Kräuter: Meines Erachtens wenig. In der Geschichte gibt es keinen
einzigen Fall einer in der Steiermark aufgetretenen Versorgungslücke.
Außerdem hat sich die Steiermark inzwischen einen beachtlichen
Ruf als Energiespar- und Alternativenergie-Region erwirtschaftet, was auch
in der Landesausstellung entsprechend Ausdruck findet. Durch derartige
„Überversorgungsprogramme“ wird der steirische Innovationsgeist geradezu
beleidigt!
KORSO: Das Erdkabel wäre ein Ausweg?
Kräuter: Wenn der grundsätzliche Bedarf erwiesen ist, vielleicht.
Die Mehrkosten könnten etwa beim Bau über die Mithilfe der Anrainergemeinden
beim Ausheben der Künette teilweise kompensiert werden.
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