05 / 2001
  380-kV-Ringschluss in der Steiermark: Heiß umfehdet

Etwa 15 Jahre dauert das Gerangel um den Lückenschluss der 380-kV-Leitung in der Oststeiermark. Eine weitere Lücke im Ausmaß von 150 km müsste allerdings auch in Salzburg geschlossen werden. 1999 hat der Verbund die 380er-Teilstrecke zwischen Wien Südost und dem Umspannwerk Rotenturm im Südburgenland in Betrieb genommen.
Während der anderthalb Jahrzehnte der Auseinandersetzung sind die Grundwidersprüche wohl die gleichen geblieben, die Widersacher haben sich zum Teil gewandelt, die Karten liegen nun vielleicht etwas offener auf dem Tisch.

In den Staaten der europäische Gemeinschaft haben auch die „nationale Stromverteiler“ die EU-Binnenmarktrichtlinie umzusetzen. Ein Hauptkriterium ist in diesem Zusammenhang die Entflechtung der Geschäftsbereiche Erzeugung, Übertragung und Verteilung („Unbundling“). Dadurch soll das europäische Übertragungsnetz sozusagen als kontinentaler Marktplatz für elektrische Energie für die Lieferanten und Abnehmer als Ganzes verfügbar gemacht werden. Mit dem Inkrafttreten des ELWOG (Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz) am 19.02.1999 wurden in Österreich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für diese Umstrukturierung geschaffen. 
Unter den neuen Voraussetzungen tritt der Verbund mit seiner Netzbetreibertochter „Austrian Power Grid“ jetzt neuerlich an, das 380-kV-Teilstück in der Steiermark einer Akzeptanz zuzuführen. Die alte Gegnerschaft mit der Steweag wurde überwunden, der steirische Energiedienstleister wurde sogar als Partner gewonnen: Zum Teil sollen über 50 Kilometer 110-kV-Stränge der Steweag auf den AGP-Masten mitgeführt werden, was eine Demontage von 38 km alter Leitungen ermöglichen würde. 
Bei seiner Campaign will der Verbund diesmal „transparent“ vorgehen, alle Karten sollen für die betroffenen Bürger offen auf den Tisch gelegt werden, was wohl auch einem  Eingeständnis vergangener Fehler gleichkommt.
Die Bürgerinitiativen haben diesen neuen Vorstoß inzwischen einer Analyse unterzogen. Hier agiert einmal die österreichweit bekannt gewordene Gemeindeninitiative aus rund 30 Kommunen entlang der geplanten Trasse. Sie legitimiert sich in erster Linie aus den Ergebnissen der 1996 abgehaltenen Volksabstimmung, aufgrund derer sich die Bürgermeister verpflichtet sahen, „alles in ihrer Macht Stehende gegen die 380-kV-Freileitung zu unternehmen“. Federführend ist hier die Gemeinde Empersdorf, an deren damaligem Bürgermeister Maximilian Leopold Ende der 80er Jahre die Bemühungen des Verbunds zerbrachen.
Auf der anderen Seite steht die seit 1988 bestehende Bürgerinitiative (ursprünglich „Flurschutzgemeinschaft“), die seit 1996 als 300 Mitglieder starker Verein auftritt.
Für beide Gruppen hat sich auch unter den neuen Bedingungen nichts Wesentliches geändert: Als ihre Minimalforderungen gelten:

  • Eine öffentliche Erörterung aller vorliegenden Aussagen zum regional- und volkswirtschaftlichen Nutzen der 380-kV-Leitung,
  • eine Neueinreichung des Projektes bzw. ein Genehmigungsverfahren nach dem Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz 1993.
DI Richard Hubmann, Sprecher der Bürgerinitiative: „Mit dem  juristischen Versuch, sich an der nun seit 1994 geltenden Regelung herumzuschwindeln, 380-kV-Leitungen einer UVP zu unterwerfen, stellt die APG  die Seriosität des Projektes selbst viel radikaler in Frage als wir es könnten.“
In Bezug auf die 1999 im Landtag zwar beschlossene aber nicht umgesetzte „Alternativenstudie“ befürchtet Hubmann, dass Landesrat DI Herbert Paierl „seine oststeirischen Wähler und Wählerinnen vergessen hat“ und erinnert nachdrücklich daran, dass „in vier Jahren wieder Landtagswahlen fällig sind.“

Kontakte: 
Verbund – Austrian Power Grid GmbH,
Am Hof 6a, 1010 Wien
Tel. (01) 531-13-0
Mail: agp@verbund.at
www.verbund.at

Gemeindeninitiative Gemeindeamt Empersdorf
8081 Empersdorf 1
Tel. 031 34 / 2294, Fax DW -11
Mail: gde@empersdorf.steiermark.at
arnus@empersdorf.steiermark.at

B.I. gegen die 380 KV Leitung
Fünfing 18 , A-8261 Sinabelkirchen  
Tel&Fax 03118 2324  
Mail: r_hubmann@styria.com
 

 
MAI-AUSGABE ÖKOLAND STEIERMARK