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Körper in Zeit
und Raum
Vor nicht allzu langer Zeit erhielt der Künstler
Erwin Wurm eine Abschlagszahlung der Stadt Graz: Einem bei ihm in Auftrag
gegebenen Brunnen, der am Schlossbergplatz aufgestellt hätte werden
sollen, wurde dann doch der nicht allzu hohe Ansprüche an den Kunstverstand
stellende "Taubenbrunnen" vorgezogen …
In unmittelbarer Nachbarschaft des vorgesehenen
Aufstellungsortes besteht jetzt doch die Möglichkeit, sich mit dem
Schaffen des gebürtigen Steirers auseinander zu setzen. Die Neue Galerie
zeigt eine von Peter Weibel kuratierte Personale des 1954 in Bruck/Mur
geborenen Erwin Wurm; ausgestellt sind Werke, die seit Ende der 80er Jahre
entstanden sind.
Wurm – seit kurzem neben seiner Tätigkeit
als frei Schaffender auch Professor an der Wiener Universität für
angewandte Kunst – ist zweifelsohne ein Erneuerer der Skulptur, in dessen
Werk "die Traditionslinien der Avantgarde kulminieren" (Weibel), ein Pionier
der Versöhnung der im 20. Jahrhundert zunächst aufgegebenen Anthropomorphie
der Skulptur mit der späteren Phase ihrer "Vergegenständlichung"
(im eigentlichen Wortsinn, i.e. die Benennung simpler Gebrauchsgegenstände
als "Skulptur" wie etwa die Readymades von Duchamps).
Fettes Auto
Der Ausstellungstitel ist Programm: "Handlungsformen
der Skulptur" umfassen Kleiderskulpturen, "One Minute Sculptures", die
"nur" in Form von Fotografien dokumentierbar sind, da sie reale Menschen
in surrealen Posen zeigen (damit wird neben der räumlichen auch die
zeitliche Dimension ein Definitionsmoment der Skulptur) und nicht zuletzt
Wurms berühmte "Fat"-Werke: Was mit Anleitungen zum Fett-Werden und
"Verfettung" von Menschen (Wurm inklusive) durch Anlegen von immer mehr
Kleider-Schichten ("Wearing the entire wardrobe") begann, mündete
in den „Fat Car“ – einen fettwülstestrotzenden Alfa: Das Auto, für
viele neben Epidermis und Kleidern die "dritte Haut", nimmt menschliche
Eigenschaften an, es wird dick.
Unterstützt wurde dieses Projekt von Alfa-Händler
KR Oskar Vogl und von Congress-Chef Niki Breisach, der sich auch für
die Aufstellung des Fat Cars im geplanten Skulpturen-Park beim Schwarzl-Freizeitzentrum
einsetzt.
Im Rahmen der Ausstellung, die nach Graz auch
in Paris, Bologna und Karlsruhe zu sehen sein wird, haben übrigens
alle BesucherInnen die Möglichkeit, selbst zu "One Minute Sculptures"
zu mutieren: Wer Lust dazu verspürt, kann sich in einem eigenen Raum
selbst nach Vorgaben des Künstlers positionieren und fotografisch
festhalten.
Bis 31. März in der Neuen Galerie am Landesmuseum
Joanneum, Sackstraße 16, 8010 Graz
Tel: 0316/82 91 55
www.neuegalerie.at
Di-Do 10.00 bis 18.00, Do von 10.00 bis 20.00
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Zur Ausstellung ist ein opulent illustrierter
Katalog erschienen: Erwin Wurm. Hrsg. von Peter Weibel, Neue Galerie
Graz. 280 Seiten, 25,-- Euro. KORSO verlost in Kooperation mit der Neuen
Galerie 2 Exemplare des Kataloges beim Kulturquiz Kulturquiz! |
Die Galerie & Edition Artelier hat eine Kassette
("VOGL") mit 4 Farbfotografien und einem Einzelblatt von Erwin Wurm produziert:
Kontakt: Galerie & Edition Artelier,
8010 Graz, Glockenspielplatz 4/1,
Tel: 0316/83 44 11
www.galerie-edition-artelier.at |