02 / 2002
  Körper in Zeit und Raum

Vor nicht allzu langer Zeit erhielt der Künstler Erwin Wurm eine Abschlagszahlung der Stadt Graz: Einem bei ihm in Auftrag gegebenen Brunnen, der am Schlossbergplatz aufgestellt hätte werden sollen, wurde dann doch der nicht allzu hohe Ansprüche an den Kunstverstand stellende "Taubenbrunnen" vorgezogen … 

In unmittelbarer Nachbarschaft des vorgesehenen Aufstellungsortes besteht jetzt doch die Möglichkeit, sich mit dem Schaffen des gebürtigen Steirers auseinander zu setzen. Die Neue Galerie zeigt eine von Peter Weibel kuratierte Personale des 1954 in Bruck/Mur geborenen Erwin Wurm; ausgestellt sind Werke, die seit Ende der 80er Jahre entstanden sind.
Wurm – seit kurzem neben seiner Tätigkeit als frei Schaffender auch Professor an der Wiener Universität für angewandte Kunst – ist zweifelsohne ein Erneuerer der Skulptur, in dessen Werk "die Traditionslinien der Avantgarde kulminieren" (Weibel), ein Pionier der Versöhnung der im 20. Jahrhundert zunächst aufgegebenen Anthropomorphie der Skulptur mit der späteren Phase ihrer "Vergegenständlichung" (im eigentlichen Wortsinn, i.e. die Benennung simpler Gebrauchsgegenstände als "Skulptur" wie etwa die Readymades von Duchamps).
 

Fettes Auto
Der Ausstellungstitel ist Programm: "Handlungsformen der Skulptur" umfassen Kleiderskulpturen, "One Minute Sculptures", die "nur" in Form von Fotografien dokumentierbar sind, da sie reale Menschen in surrealen Posen zeigen (damit wird neben der räumlichen auch die zeitliche Dimension ein Definitionsmoment der Skulptur) und nicht zuletzt Wurms berühmte "Fat"-Werke: Was mit Anleitungen zum Fett-Werden und "Verfettung" von Menschen (Wurm inklusive) durch Anlegen von immer mehr Kleider-Schichten ("Wearing the entire wardrobe") begann, mündete in den „Fat Car“ – einen fettwülstestrotzenden Alfa: Das Auto, für viele neben Epidermis und Kleidern die "dritte Haut", nimmt menschliche Eigenschaften an, es wird dick.
Unterstützt wurde dieses Projekt von Alfa-Händler KR Oskar Vogl und von Congress-Chef Niki Breisach, der sich auch für die Aufstellung des Fat Cars im geplanten Skulpturen-Park beim Schwarzl-Freizeitzentrum einsetzt.
Im Rahmen der Ausstellung, die nach Graz auch in Paris, Bologna und Karlsruhe zu sehen sein wird, haben übrigens alle BesucherInnen die Möglichkeit, selbst zu "One Minute Sculptures" zu mutieren: Wer Lust dazu verspürt, kann sich in einem eigenen Raum selbst nach Vorgaben des Künstlers positionieren und fotografisch festhalten.

Bis 31. März in der Neuen Galerie am Landesmuseum Joanneum, Sackstraße 16, 8010 Graz
Tel: 0316/82 91 55
www.neuegalerie.at
Di-Do 10.00 bis 18.00, Do von 10.00 bis 20.00
 
Hier finden Sie die Preise zu unserem Quiz! Zur Ausstellung ist ein opulent illustrierter Katalog erschienen:  Erwin Wurm. Hrsg. von Peter Weibel, Neue Galerie Graz. 280 Seiten, 25,-- Euro. KORSO verlost in Kooperation mit der Neuen Galerie 2 Exemplare des Kataloges beim Kulturquiz Kulturquiz

Die Galerie & Edition Artelier hat eine Kassette ("VOGL") mit 4 Farbfotografien und einem Einzelblatt von Erwin Wurm produziert: 
Kontakt: Galerie & Edition Artelier, 
8010 Graz, Glockenspielplatz 4/1, 
Tel: 0316/83 44 11
www.galerie-edition-artelier.at


 
FEBRUAR-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003