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Kunst gegen Kunst: das ewige
Match!
– Ein Gespräch zwischen
Martin Will & Jörg Nauer
Jörg Nauer: Jüngst weilte ich auf Einladung der Grünen
in einer erlesenen Runde heimischer Kulturschaffender. Man hatte sich um
Andre Heller geschart, aß, trank und lauschte andachtsvoll dem Meister
der Ästhetik.
Martin Will: Ich weiß. Ich war zugegen.
J.Nauer: Ah so!? Ich hab' dich nicht gesehen!
M.Will: Das wundert mich nicht. Die meisten heimischen
KünstlerInnen sind derart mit sich selbst beschäftigt, dass ihnen
für die Wahrnehmung der Außenwelt keine Zeit bleibt.
J.Nauer: Diesem eingeschränkten Gesichtsfeld entspricht
die Produktion der steirischen Kulturszene. Man schmort im eig'nen Safte.
M.Will: Deshalb wurde ja auch Andre Heller eingeladen. Die heimischen
Kulturschaffenden geben die perfekte Entsprechung zum Meister narzistischer
Selbstinszenierung.
J.Nauer: Das ist gemein. Andre Heller hat viele Verdienste!
Er hat wirklich was zu sagen und kann das auch amüsant vermitteln.
Es ist eine Freude, ihm zuzuhören.
M.Will: Also rundum ein gelungener Abend?
J.Nauer: Fast. Hätte man Andre Heller erzählen lassen.
Leider mussten sich einige aus dem Auditorium in seinem Glanze sonnen und
Profilierungsfragen stellen. Da wurden sprachliche Fertigteile abgesondert,
die keine Antwort brauchen, sondern lediglich die eigene Präsenz &
Eloquenz beweisen sollen.
M.Will: Und wie reagierte Andre Heller?
J.Nauer: Das weißt du doch selbst! Er ist leider auf dieses
erbärmliche Niveau eingestiegen. Man landete in der Niederung der
Verteilungsfrage: "Ich hab zu wenig Geld, du hast zu viel; also werde ich
versuchen, dir was wegzunehmen!"
M.Will: Und wem sollte gegeben und wem genommen werden?
J.Nauer: Einige meinten, die Oper habe zu viel Geld und die
freie Szene zu wenig.
M.Will: Schwachsinn! Erstens: die "freie Szene" ist nicht frei.
Fast alle Leute in der "freien Szene" sind extrem abhängig von der
öffentlichen Hand bzw. dem Wohlwollen einzelner Politiker. Zweitens:
Das Kulturbudget ist immer zu klein. KünstlerInnen, die innerhalb
des Kulturbudgets Geld anders verteilen wollen, besorgen das Geschäft
populistischer kulturfeindlicher Politiker. Drittens: Viele, die die Oper
schließen wollen, wissen nicht, wie aktuell und spannend Oper sein
kann, weil sie noch nie drin waren. Und viertens: Wir müssen uns nach
neuen Geldquellen umsehen, die außerhalb des Kulturbudgets liegen!
Flüsterasphalt in Tunnels, Abfangjäger, Gehälter und Pensionen
abgehalfterter FP-Minister, da liegen die Milliarden! Dagegen ist das steirische
Kulturbudget ein Fliegenschiss. Die KünstlerInnen sollten um Zuschauer
kämpfen, nicht um größere Anteile aus dem kleinen Topf!
J.Nauer: Gratuliere. Und warum hast du das in der illustren
Runde nicht gesagt?
M.Will: Erstens bin ich partiell eingeschlafen, zweitens ist
das keine Frage und drittens hat der grüne Gemeinderat Hermann Candussi
irgendwann vor Mitternacht ähnlich argumentiert.
J.Nauer: Ein Politiker auf Seiten der KünstlerInnen. Bravo!
M.Will: Warts ab, bis er was zu entscheiden hat.
J.Nauer: Du bist aber misstrauisch!
M.Will: Nein, realistisch. Mit kulturfeindlichen Aussagen lassen
sich hier zu Lande Wahlen gewinnen. Wer mutig zur Freiheit der Kunst steht,
verliert die Wahl. Diesen Spagat spüren auch die Grünen. Das
Schizophrene an der Situation: Österreich lebt von Kunst und Kultur!
Jahr für Jahr bringen Kunst und Kultur ein paar Milliarden Euro ins
Land und gleichzeitig überschlagen sich maßgebliche Politiker
in kunstfeindlichen Aktionen.
J.Nauer: Dagegen müssten alle KünstlerInnen solidarisch
sein.
M.Will: Du bist naiv. Künstlersolidarität ist ein
frommer Wunsch.
J.Nauer: Aber es muss doch etwas geben, was alle KünstlerInnen
verbindet!?
M.Will: Ja. Neid.
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Martin Will
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Jörg Nauer
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