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Jeder Staat, (im konkreten Fall: Slowenien), hat sein Recht
auf seine eigene Geschichte. Geschichte ist machbar, vor allen Dingen Kunstgeschichte.
Die Künstler der Ausstellung Vulgata, die noch bis zum 4. November
im Pavel-Haus in Laafeld zu sehen ist, erbringen einen Übersetzungsakt,
der – wenn auch in „eingängiger“, d.h. vereinfachender Weise mehrere
komplexe Sinnebenen erschließt oder zumindest aufzudecken versucht.
Sie thematisieren gesellschaftliche Zusammenhänge, die die Ausstellung,
eine dokumentarische Schau, unter dem Aspekt ethnischer Identitäten
bzw. des National-Bewusstseins zusammenfasst. Es werden Bezüge und
Verhältnisse zum „National“-Staat hergestellt und somit auch ein reflektierender
Blick auf die kulturpolitische Situation der Republik Slowenien des letzten
Jahrzehnts gewagt. Die VULGATA-Ausstellung ist eine kritische, dokumentarische,
humorvolle und künstlerische Auseinandersetzung mit übergeordneten
Gesellschaftsstrukturen – zwischen der Staatsgründung und der Großausstellung
Manifesta 3 als Vorspiel für EU-Tauglichkeit. Jedoch: VULGATA ist
keineswegs ideologiefrei.
In der von Michael Petrowitsch und Gregor Podnar kuratierten
„Leistungsschau“ werden in einem dokumentarischen und selektiven Rückblick
KünstlerInnen vorgestellt, die in Bezug auf nationale Identitäten
einen kritischen und doch überwiegend humorvollen Kommentar sowohl
auf staatliche Institutionen als auch auf nationale Werte, Symbole und
Normen abgeben. Mit ihrer vulgären, d.h. direkten, populären,
„allgemein verständlichen“ künstlerischen Vorgehensweise durch
Aneignung/Gründung wahrheitsstiftender Institute (Simulacrum) oder
Neuübersetzung tradierter Symbole (Decodierung) werden, so Petrowitsch,
„Parallelstrukturen zur vorgefundenen Wirklichkeit“ geschaffen. Die Nähe
zu kulturanthropologischen Forschungsmethoden ist im Fall des Instituts
für häusliche Studien (Institut za domace raziskave – IDR) mit
dessen „Mitarbeiterin“ Alenka Pirman und des Forschungsinstituts für
geo-künstlerische Statistik der Republik Slowenien (Raziskovalni institut
za geo-umetnisko statistiko Republike Slovenije – RIGUSRS) mit dem Forschungsteam
Cosic/Pirman/Wölle allzu vordergründig und offensichtlich mit
dem „Künstler als Anthropologen“ gleichzusetzen, der das Andere in
sozialen und interdisziplinären Kontexten sucht – das Andere, das
durch Feldforschung im Alltäglichen vorgefunden wird.
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„Vulgata“-Kurator Michael Petrowitsch:
„Vulgata ist eine ironisch-kritische Auseinandersetzung
mit der Staatswerdung
unserer slowenischen Nachbarn“
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Der Slowene mit dem größten Lungenvolumen bekommt einen Preis,
Nichtslowenen werden bei diesem Wettbewerb ausgeschlossen.
Vulgata mit den Künstlern Vuk Cosic, Milena Kosec, Damijan Kracina,
Alenka Pirman, Katarina Toman und Irena Wölle läuft noch bis
zum 4. November im Pavel-Haus in Laafeld tgl. außer So und Mo, 14.00
- 18.30.
Pavel-Haus/Pavlova hisa
A-8490 Laafeld/Potrna
Tel./Fax: 0 3476/3862
mail: pavel.haus@magnet.at
http://members.magnet.at/pavel.haus |