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Die Tatsache, dass die Steiermark ins Zentrum des österreichischen
Fußballinteresses gerückt ist, wird auch darin deutlich, dass
es Fußballagnostiker wie mich ins Schwarzenegger-Stadion verschlägt.
Die geschäftliche Besprechung über eine Medienkooperation
mit der UTA-Telekom AG, die im steirischen Sportgeschehen als Sponsor auftritt,
wird kurzerhand ins Liebenauer Stadion gelegt – und schon bin ich mitten
drin: bei einem Match Sturm Graz gegen Admira-Wacker und ein, zwei Gläsern
steirischem Bier.
Theoretisch haben wir ja schon immer alles gewusst und geglaubt, uns
nichts mehr fragen trauen zu müssen, was das Massenphänomen Fußball
ausmacht, Ortega y Gasset und Canetti gelesen, haben uns mit der Sprache
bzw. dem Soziolekt der Fußballreportage auseinandergesetzt und seinerzeit
das Beispiel-Zitat im Deutschlehrbuch („Hattenbergerhatdenball ...“) nicht
ohne ironischen Genuss wahrgenommen. Wir haben uns aber auch über
Polit-Kutscher wie Henry Kissinger gefragt, warum sie den Fußball
so wichtig nehmen und sind zum Schluss gekommen, dass irgendwas dran sein
müsse.
Es gibt tatsächlich Menschen, die mit 48 Jahren ihr erstes Fußballmatch
nationalen Ausmaßes in einem ordentlichen Stadion erleben.
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Leitet UTA-gesponserte Jungkicker-Sommercamps:
Sturm's Ivica Vastic |
Als Fußballagnostiker interessiert natürlich nach wie vor
eher das Drumherum, die Familien der Spieler und Funktionäre, die
sich in der VIP-Lounge für ein paar Stunden häuslich niedergelassen
haben, der Zierat, die kleinen Fuß-Teppiche und die Gold- und Silberhäubchen
auf den Klappsitzen der echten und unechten Senatorklasse-Zuschauer.
Am Spielfeld interessiert der rennende Arzt, der den am Boden liegenden
Spieler eine Zeitlang nicht zu finden scheint und die Bahrenträger,
die sich für zwei, drei Sekunden drum streiten, in welche Richtung
es gehen soll.
Als Agnostiker halte ich zur Admira, weil sie ohne Heimvorteil spielt
und, nur von einem winzigen Häufchen Fans nach Graz begleitet, wirklich
wacker streitet (dieser mein laienhafter Eindruck wird übrigens am
Folgetag in den steirischen Sportgazetten bestätigt). Dass der Platzsprecher
am Ende der ersten Halbzeit (0:0) einen Sturm-Sieg vorhersagt, halte ich
für mäßig undezent, werde aber von meinem Gastgeber, UTA’s
Pressesprecher Klaus Puchleitner, darüber aufgeklärt, dass dies
innerhalb dieses Systems nichts Unanständiges bedeutet.
Ende gut, alles gut, Sturm siegt schließlich 3:1, die BesucherInnen
erheben sich zum Nachhausegehen, der Präsident aller Präsidenten
erscheint noch einmal und schreitet die Ränge der VIP-Lounge hernieder.
Durch Zufall müssen wir aneinander vorbei und ein prüfender Blick
trifft den meinen. Kein Zweifel, er hat mich erkannt: „Du bist keiner von
uns und auch keiner von den andern, aber es ist ok.“
Noch am Abend des gleichen Tages erfolgt in einem Grazer Innenstadtlokal
eine notwendig gewordene Nachbesprechung zum einschneidenden Erlebnis des
Verfassers dieser Zeilen. Der Beisl-Wirt Gerhard, der erstens echter Oststeirer,
zweitens Intellektueller und drittens praktizierender Volksfußballer
ist, wird zugezogen: Ich erfahre, was eine „Gurke“ ist und meine Theorie
ist um einen botanisch-anthropologischen Aspekt reicher.
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