02 / 2002
  Exklusiv Exekutiv ...

Wer mit Pornoanbietern einen Imagekalender produziert, darf eben nicht auf große Kunstwerke hoffen.

Schon peinlich. Da "koordiniert" der Polizei-Personalvertreter Walter Kosmus mit dem Grazer Unternehmer Josef Steinhuber einen Kalender, beteiligt sich selbst als "September"-Modell. Kaum liegt das Ergebnis 350.000-mal gedruckt vor, will er dann nichts mehr damit zu tun haben. Der arme Herr Steinhuber muss nun den "einzigartigen Polizeikalender der österreichischen Polizei" per E-Mail auf seiner AMMS-Media-Homepage vertreiben. Und steht der Kritik fassungslos gegenüber. Warum die Aufregung, nur weil rund um die hübschen Bullen leicht bekleidete Mädchen räkelnd montiert wurden – auch gefesselt und in Leder: "Lob und Kritik ist für den schaffenden Künstler seit jeher das Salz der Kreativität gewesen, so auch für WATER (der Produzent Water Media, Anm.), welcher das vorliegende Werk lieferte. Die Symbiose, welche als Resultat eine synthetische und kybernetische Vereinigung in sich birgt, steht weit abseits von Gewalt oder multikulturellem Mißbrauch!"
Und für das künstlerische Schaffen bürgen schon die Produkte, die der Kalenderproduzent "Water Media" sonst so fabriziert und die ebenfalls von AMMS-Media angeboten werden: So der "CD-Rom Klassiker" mit dem Titel EROMANIA "mit den besten Links zu deutschsprachigen NIGHT Clubs, Homepages von Bordels (sic!) und Supermodels". Wobei es bei einigen der Water Media-Produkte des Zusatzes bedarf: "Die vorliegenden Videodateien beinhalten pornographisches Material welches für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet ist!" Und wenn die Homepage des Kalendermachers, die vor kurzem in einem deutschen Ranking immerhin Platz 11 unter diversen Erotik-Seiten einnahm, nicht gerade gesäubert ist (KORSO liegen diesbezügliche Ausdrucke vor), kann man sich dort – nach Mitgliedsanmeldung und Passworterhalt – stundenlang diverse Pornofiles downloaden.
Bei der Vereinigung mit solchen "synthetischen und kybernetischen" Partnern braucht man sich bei der Polizei auch nicht über das Ergebnis zu wundern. Zweien der beteiligten Polizisten war das Fotomontagen-Endprodukt dann doch zu hart. Sie schalteten einen Anwalt ein. "Dass sich auch Polizisten so ablichten lassen finden in Zeiten wie diesen anscheinend nur jene anstößig, die sich zuerst selbst dafür hinstellten und sich im Nachhinein plötzlich in ihrer Intimsphäre verletzt fühlen", meinte dazu die "Kleine Zeitung". Und tut den beiden uniformierten "Freunden und Helfern" unrecht. Denn die Darstellung ansehnlicher junger Männer zieht sich wie ein roter Faden durch die Kunstgeschichte. Und erreicht gar Kultcharakter, wie im von der "Kleinen Zeitung" massiv promoteten "Jungbauernkalender". Doch aufgrund der provinziellen "weiblichen Garnierung" im Macho-Stil sahen sich zwei Polizisten in ihrer Intimspäre verletzt, wollten sich so nicht dargestellt sehen. Und dass sich diese dann erfolgreich gegen das Endprodukt zur Wehr gesetzt haben, ist das einzige, was bei dieser Provinzposse für die Grazer Polizei spricht. 

Hans-Peter Weingand


 
FEBRUAR-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003