04 / 2000
  Alles Leben ist Kommunikation

…wie auch das zentrale Thema der diesjährigen Landesausstellung comm.gr2000az. Für Univ.Prof. Dr. Helmut Konrad, der gemeinsam mit Prof. Mag. Richard Kriesche für die Ausstellungsleitung verantwortlich zeichnet, ist sie das Kennzeichen unserer Gesellschaft an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Die Ausstellung erhebt den Anspruch, ihre Entwicklung umfassend darzustellen.

Da es für Helmut Konrad der Kunst bedarf, „um Wissenschaft überhaupt noch verständlich und fassbar aufbereiten zu können“, ist die Ausstellungsgestaltung geprägt von den verschwimmenden Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst. Kunstinstallationen wechseln ab mit wissenschaftlichen Apparaten. Konrad: „In der Ausstellung sind kaum die üblichen Exponate zu sehen, sondern die BesucherInnen gestalten die Ausstellung und deren Erscheinungsbild selbst mit. Sie basteln an einer dreidimensionalen Weltkarte des Internet, kommunizieren mit Robotern und agieren gleichzeitig als Subjekte und Objekte“. EinzelbetreuerInnen werden den BesucherInnen helfen, die Scheu vor den technischen Geräten zu überwinden.

Helmut Konrad: „Wissenschaft braucht die Kunst, um sich fassbar darzustellen.“

„Chip“
Am Ausstellungsort Schloss Eggenberg wird unter dem Leitbegriff „Chip“ die Kommunikation des Menschen mit seiner Umwelt im Mittelpunkt stehen. Eine der Installationen, bestehend aus einer Großbildproduktion und vier erläuternden Kurzfilmen, die auf Monitoren gezeigt werden, wurde vom steirischen Filmschaffenden Dr. Willi Hengstler gestaltet und hat den „Code“ zum Inhalt, nach dem das Bauwerk errichtet wurde; dieser vereint Zahlensymbolik, alchemistische Tradition und die Repräsentation der Gestirne. Hengstler: „Ich versuche zu zeigen, wie sich im frühen 17. Jahrhundert die Wissenschaft aus Magie und Irrationalismus heraus entwickelt hat, wie die Religion an Wichtigkeit verlor und der Absolutismus „erfunden“ wurde – eine Wende-Situation, die sich heute in gewisser Weise spiegelverkehrt wiederholt, wo wir das Ende des Humanismus und die Abdankung der Politik erleben.“

Willi Hengstler (mit Noch-LMJ-Leiterin Barbara Kaiser bei den Dreharbeiten im Planetensaal): „Den Kommunikations-Code von Schloss Eggenberg sichtbar machen“

„leben-sterben-denken“
Während im Schloss Eggenberg die Kommunikation des Menschen mit seiner Umwelt im Mittelpunkt steht, wendet man sich im Dom im Schlossberg sowie im Stadtmuseum unter dem Titel „leben-sterben-denken“ den Kommunikationssystemen im Inneren des Menschen zu. Die Ausstellungs-Mitarbeiterinnen Mag. Margit Franz und Mag. Andrea Strutz betonen die gute Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten der medizinischen Fakultät und KünstlerInnen: „Dabei sind Projekte entstanden, die einzigartige Einblicke in die Kommunikationsprozesse im menschlichen Körper bieten.“
So zeigt die Installation „Black Box“ bewegte und unbewegte Bilder aus dem Inneren des menschlichen Körpers mit Hilfe von Röntgenstrahlen, Magnetresonanz und Computertomografie; „Todesstrecke“ nennt sich eine Monitorinstallation, welche den Prozess des Sterbens als Zusammenbruch von Kommunikationsprozessen im Körper visualisiert. Das Kunstprojekt „Wahrscheinlichkeit“ nähert sich diesem Thema akustisch und verdeutlicht den sukzessiven Zusammenbruch des Immunsystems infolge einer HIV-Infektion.
Ob die neuesten technischen Errungenschaften des Kommunikationszeitalters tatsächlich im Stande sind, der Faszination des menschlichen Lebens näherzukommen, darüber kann sich jede/r BesucherIn ab 5. Mai 2000 selbst ein Bild machen …
jh, cs
 


KUNST / KULTUR / 2003