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Jüdisches Theater
im Bezirk Gries
Seit Herbst vergangenen Jahres beheimatet der Bezirk Gries das Jüdische
Theater Austria. Initiator und Leiter ist der 1958 in Brooklyn, New York,
geborene Bühnenautor und Regisseur Warren Rosenzweig. Nach
internationalen Meriten in Metropolen wie New York, Paris, Berlin und Wien
macht Rosenzweig es sich nun zur Aufgabe, eine auf tragische Weise verlorene
jüdische Theatertradition in Österreich zu neuem Leben zu erwecken.
Und bemerkenswerter Weise wählte er gerade den ethnisch und kulturell
vielfältigen Grazer Bezirk Gries zum zentralen Standort seines österreichischen
Theaterprojekts.
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Warren Rosenzweig, Leiter des jüdischen
Theaters Austria. |
Natürlich bot sich zunächst Wien als nahe liegende Adresse
an. Nach reiflicher Überlegung aber kam Rosenzweig zu dem Schluss,
dass sich die Möglichkeiten österreichweiter Akzeptanz solcherart
wohl auf den Kreis der Bundeshauptstadt beschränkt hätten. Der
Gefahr, seine Theaterambitionen könnten zu einem rein Wiener jüdischen
Theater werden, wich er mit Hinblick auf einen offeneren Aktionsradius
aus. Und so versteht sich das Jüdische Theater Austria als Wandertheater
mit der Zielsetzung, freundschaftliche Beziehungen und gegenseitiges Verständnis
zwischen Juden und Nichtjuden zu fördern und den kulturellen Dialog
voranzutreiben.
Förderung durch die Stadt Graz
„Zwei Aspekte“, erklärt Rosenzweig „sind für unser Projekt
maßgebend: Zum einen wollen wir durch unsere künstlerische Arbeit
eine Szene wieder aufleben lassen, die von der österreichischen Kultur
für lange Zeit ausgeschlossen blieb. Zum anderen steht das JTA für
eine sozialpolitische Idee, die durch das Medium Theater die gesellschaftliche
Kommunikation jüdischen Intellekts fördern soll.“
Warren Rosenzweig spricht von interessiertem und potentiell kooperativem
Entgegenkommen seitens Grazer Institutionen wie dem Schauspielhaus, dem
Steirischen Herbst, aber auch dem Programmbeirat der Kulturhauptstadt 2003
und dem Grazer Kulturamt. Und gerade bei letzterem tritt auch er vor dieselbe
Schwelle wie ein Großteil der Grazer Kulturinitiativen: Das Jüdische
Theater Austria ist – neben der Unterstützung durch private Sponsoren
– auch auf öffentliche Subvention angewiesen, die nach Gesprächen
mit dem Kulturstadtrat und dem Bürgermeister für das Jahr 2001
zur Verfügung gestellt wurden. „Für den Start des Jüdischen
Theaters mit dem Standort Graz“, unterstreicht Kulturstadtrat Helmut Strobl
seine Unterstützung, „bin ich mit dem Kulturreferat gerne mit einer
entsprechenden Förderung hinzugetreten; vor allem auch im Zusammenhang
mit dem Aufblühen der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz.”
Traditionsbewusst, aber mit interkultureller
Ausrichtung
Augenscheinlich stößt das JTA mit seinem notwendigen Beitrag
zur Refundierung eines wesentlichen Teiles österreichischer Intelligenz
und Identität aber nicht immer auf offene Ohren. Diesbezüglich
merkt Rosenzweig kritisch an, dass mehrmalige Ansuchen um Unterstützung
durch das zuständige Bundeskanzleramt bisher schlicht unbeantwortet
blieben.
Die Inhalte des JTA beschreibt Warren Rosenzweig als dem Geist einer
jüdischen Theater- und Schreibtradition verpflichtet, allerdings unter
dem Generalthema einer weltweiten jüdischen Diaspora und dem Bestreben
nach Formen des Zusammenlebens von Völkern mit verschiedensten kulturellen,
ethnischen oder religiösen Hintergründen. In diesem Sinn werden
auch nicht jüdische Bühnenklassiker zur Interpretation herangezogen.
Als aktuelle Produktion, für seine Aufführung in Graz, ist George
Taboris Stück Weisman und Rotgesicht derzeit in Vorbereitung. In Zusammenarbeit
mit dem Schauspielhaus und dem Forum Stadtpark Theater wird die Premiere
am 18. April stattfinden.
Für die Zukunft werden die Möglichkeiten überlegt, eine
feste Spielstätte im Gries zu etablieren. Die kulturelle Bereicherung
für den Bezirk liegt auf der Hand. Zudem zeigt sich Warren Rosenzweig
durchaus angetan von Leben und Bewohnern des Bezirks Gries und spricht
– in Anlehnung an seine Geburtsstadt – von einem österreichischen
Melting Pot.
Für Interessierte hier noch der Hinweis auf die Homepage http://www.jta.at.
Wenzel Mracek
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George Tabori im Forum Stadtpark Theater
Einen „jüdischen Western“ nennt George Tabori seine Farce „Weisman
und Rotgesicht“: In der „Wüste schlechthin“ treffen der Jude Weismann
und seine mongolide Tochter Ruth auf den lebensmüden Rotgesicht, einen
vermeintlichen Indianer. |
Die beiden Außenseiter beginnen anstatt sich zu solidarisieren
einen grotesken Wortwechsel voll gegenseitiger Ressentiments.In den Versuchen,
das Gegenüber zu demütigen, spiegelt sich das Bewusstsein von
der eigenen Erniedrigung, mit dem die Männer schließlich in
den sportlichen Wettstreit: „Wer ist schlimmer dran?“ eintreten: Klischees,
Vorurteile und kollektive Psychosen finden sich auch bei Angehörigen
unterdrückter Minderheiten.
In einer Produktion von Warren Rosenzweigs „Jüdischem Theater
Austria“ – in Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz und dem Forum Stadtpark
Theater – spielen Nadja Brachvogel, Erik Göller und C.C. Weinberger
am 18., 19., 28., 29. und 30. April 2001, jeweils 20.00 Uhr und am 20.
April, 16.00 im Forum Stadtpark.
Kartenreservierungen und Vorverkauf:
Jüdisches Theater Austria. E-mail: jta@chello.at,
Tel: (0316) 76 01 46 oder an der Abendkasse ab 19:00 Uhr. |
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