04 / 2001
  Jüdisches Theater im Bezirk Gries

Seit Herbst vergangenen Jahres beheimatet der Bezirk Gries das Jüdische Theater Austria. Initiator und Leiter ist der 1958 in Brooklyn, New York, geborene Bühnenautor und Regisseur Warren Rosenzweig. Nach internationalen Meriten in Metropolen wie New York, Paris, Berlin und Wien macht Rosenzweig es sich nun zur Aufgabe, eine auf tragische Weise verlorene jüdische Theatertradition in Österreich zu neuem Leben zu erwecken. Und bemerkenswerter Weise wählte er gerade den ethnisch und kulturell vielfältigen Grazer Bezirk Gries zum zentralen Standort seines österreichischen Theaterprojekts.
 

Warren Rosenzweig, Leiter des jüdischen 
Theaters Austria.

Natürlich bot sich zunächst Wien als nahe liegende Adresse an. Nach reiflicher Überlegung aber kam Rosenzweig zu dem Schluss, dass sich die Möglichkeiten österreichweiter Akzeptanz solcherart wohl auf den Kreis der Bundeshauptstadt beschränkt hätten. Der Gefahr, seine Theaterambitionen könnten zu einem rein Wiener jüdischen Theater werden, wich er mit Hinblick auf einen offeneren Aktionsradius aus. Und so versteht sich das Jüdische Theater Austria als Wandertheater mit der Zielsetzung, freundschaftliche Beziehungen und gegenseitiges Verständnis zwischen Juden und Nichtjuden zu fördern und den kulturellen Dialog voranzutreiben.

Förderung durch die Stadt Graz
„Zwei Aspekte“, erklärt Rosenzweig „sind für unser Projekt maßgebend: Zum einen wollen wir durch unsere künstlerische Arbeit eine Szene wieder aufleben lassen, die von der österreichischen Kultur für lange Zeit ausgeschlossen blieb. Zum anderen steht das JTA für eine sozialpolitische Idee, die durch das Medium Theater die gesellschaftliche Kommunikation jüdischen Intellekts fördern soll.“
Warren Rosenzweig spricht von interessiertem und potentiell kooperativem Entgegenkommen seitens Grazer Institutionen wie dem Schauspielhaus, dem Steirischen Herbst, aber auch dem Programmbeirat der Kulturhauptstadt 2003 und dem Grazer Kulturamt. Und gerade bei letzterem tritt auch er vor dieselbe Schwelle wie ein Großteil der Grazer Kulturinitiativen: Das Jüdische Theater Austria ist – neben der Unterstützung durch private Sponsoren – auch auf öffentliche Subvention angewiesen, die nach Gesprächen mit dem Kulturstadtrat und dem Bürgermeister für das Jahr 2001 zur Verfügung gestellt wurden. „Für den Start des Jüdischen Theaters mit dem Standort Graz“, unterstreicht Kulturstadtrat Helmut Strobl seine Unterstützung, „bin ich mit dem Kulturreferat gerne mit einer entsprechenden Förderung hinzugetreten; vor allem auch im Zusammenhang mit dem Aufblühen der Israelitischen Kultusgemeinde in Graz.”

Traditionsbewusst, aber mit interkultureller Ausrichtung
Augenscheinlich stößt das JTA mit seinem notwendigen Beitrag zur Refundierung eines wesentlichen Teiles österreichischer Intelligenz und Identität aber nicht immer auf offene Ohren. Diesbezüglich merkt Rosenzweig kritisch an, dass mehrmalige Ansuchen um Unterstützung durch das zuständige Bundeskanzleramt bisher schlicht unbeantwortet blieben.
Die Inhalte des JTA beschreibt Warren Rosenzweig als dem Geist einer jüdischen Theater- und Schreibtradition verpflichtet, allerdings unter dem Generalthema einer weltweiten jüdischen Diaspora und dem Bestreben nach Formen des Zusammenlebens von Völkern mit verschiedensten kulturellen, ethnischen oder religiösen Hintergründen. In diesem Sinn werden auch nicht jüdische Bühnenklassiker zur Interpretation herangezogen. Als aktuelle Produktion, für seine Aufführung in Graz, ist George Taboris Stück Weisman und Rotgesicht derzeit in Vorbereitung. In Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus und dem Forum Stadtpark Theater wird die Premiere am 18. April stattfinden.
Für die Zukunft werden die Möglichkeiten überlegt, eine feste Spielstätte im Gries zu etablieren. Die kulturelle Bereicherung für den Bezirk liegt auf der Hand. Zudem zeigt sich Warren Rosenzweig durchaus angetan von Leben und Bewohnern des Bezirks Gries und spricht – in Anlehnung an seine Geburtsstadt – von einem österreichischen Melting Pot. 

Für Interessierte hier noch der Hinweis auf die Homepage http://www.jta.at

Wenzel Mracek


George Tabori im Forum Stadtpark Theater
Einen „jüdischen Western“ nennt George Tabori seine Farce „Weisman und Rotgesicht“: In der „Wüste schlechthin“ treffen der Jude Weismann und seine mongolide Tochter Ruth auf den lebensmüden Rotgesicht, einen vermeintlichen Indianer. 
Die beiden Außenseiter beginnen anstatt sich zu solidarisieren einen grotesken Wortwechsel voll gegenseitiger Ressentiments.In den Versuchen, das Gegenüber zu demütigen, spiegelt sich das Bewusstsein von der eigenen Erniedrigung, mit dem die Männer schließlich in den sportlichen Wettstreit: „Wer ist schlimmer dran?“ eintreten: Klischees, Vorurteile und kollektive Psychosen finden sich auch bei Angehörigen unterdrückter Minderheiten.
In einer Produktion von Warren Rosenzweigs „Jüdischem Theater Austria“ – in Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz und dem Forum Stadtpark Theater – spielen Nadja Brachvogel, Erik Göller und C.C. Weinberger am 18., 19., 28., 29. und 30. April 2001, jeweils 20.00 Uhr und am 20. April, 16.00 im Forum Stadtpark.
Kartenreservierungen und Vorverkauf:
Jüdisches Theater Austria. E-mail: jta@chello.at, Tel: (0316) 76 01 46 oder an der Abendkasse ab 19:00 Uhr.

 
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