11 / 2001
 
Icons – Zeichen der Zeit

Zum siebenten Mal veranstaltet next – verein für bildende kunst unter der Leitung von Luise Kloos ein themenzentriertes internationales Projekt. Diesmal nähern sich sieben KünstlerInnen aus Österreich, Bosnien, Kroatien, Jugoslawien und Holland multidisziplinär dem Thema „Icons“.

„Icons sind allgegenwärtig“, konstatiert Kloos: „Und oft wissen wir gar nicht mehr, was sie alles an historischem Ballast in ihrer Bedeutung mit transportieren – wie etwa bestimmte Sprach-Bilder, die sich seit der NS-Zeit unverändert in unserem Sprachgebrauch erhalten haben. Gleichzeitig überschwemmen wir andere Kulturen mit unseren Symbolen, ohne zu hinterfragen, wie diese in einem anderen kulturellen Kontext rezipiert werden – wie etwa die mit Erotik aufgeladenen Icons der Werbung.“
Für den Grazer Grafiker Sepp Taucher ist die Sexualität als wichtiges Element von Icons nicht nur Ausdruck ihrer kulturellen Determination, sondern überhaupt eine anthropologische Konstante: „Die meisten Icons haben etwas mit Sexualität zu tun, und die zwei Rot und Schwarz – die Symbolfarben für Leben und Tod – sind darin allgegenwärtig.“ Er unterscheidet zwischen Zeichen, die den Menschen in jeder Kultur und unabhängig vom Bildungsgrad verständlich sind und „kulturgebundenen“ Symbolen; Taucher beteiligt sich mit erotischen Icons am next-Projekt.
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Luise Kloos und „next“ hinterfragen die Funktionalität von Icons
Sepp Tauchers Arbeiten kreisen um die erotischen Konnotationen von Icons 

Der Muezzin ruft über Graz
Kloos selbst will ein gewagtes Vorhaben umsetzen: Sie wird das Hakenkreuz auf seine indisch/chinesischen Wurzeln zurückführen und damit auf die Möglichkeit des Missbrauchs positiv besetzter Symbole für Menschen verachtende Ziele verweisen.
Besondere Aufmerksamkeit wird, so ist zu erwarten, der Beitrag des Belgrader Künstlers Dejan Grba erregen: Grba will ein Icon des muslimischen Kulturkreises – das arabische Wort für „Gebet“ – nicht nur auf Plakaten in der Grazer Innenstadt affichieren, sondern auch von einem (virtuellen) Muezzin zu den islamischen Gebetszeiten ausrufen lassen. 
Mit weiteren bildnerischen Arbeiten beteiligen sich Günter Kubiza von der Akademie Minerva (Groningen) und Gordana Andelic-Galic aus Sarajewo. Textbeiträge liefern die Grazer Monika Wogrolly („In wittgensteinschem Stil lege ich in meinem Beitrag größtes Augenmerk auf die ,Zeigefunktion der Sprache‘“) und Martin G. Wanko, der die Icons der auflagenstärksten österreichischen Tageszeitung dekonstruieren wird.
Der zusammenfassende „Trailer“ des Projektes wird vom 23. November 2001 bis 6. Jänner 2002 im Grazer Schubertkino zu sehen sein; das Programm selbst dauert von 16. bis 23. November, die Präsentation inklusive einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Zeichen der Zeit“ findet am 22. November ab 21.30 im Schubertkino statt. Das Projekt wird vom Schubertkino, der Wiener Städtischen, dem Verein Kulturkontakt, der Stadt Graz und dem Land Steiermark unterstützt – Luise Kloos: „Die Hälfte der Finanzierung stammt bei unseren Projekten immer aus der Privatwirtschaft“. cs

Veranstalter: 
next – verein für bildende kunst
8045 Graz, Information: Mag. Luise Kloos
0699/11460941
luise.kloos@iic.wifi.at
 

NOVEMBER-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003