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herbst: Programmatische
Rebellion
Intendant Peter Oswald präsentierte die Programmvorhaben
für seinen zweiten steirischen herbst.
„Gegen die Zumutungen an das Ich“ lautet das
Generalmotto des steirischen herbst 2001 und der Intendant postuliert:
„Das Subjekt rebelliert“. Es rebelliert gegen eben jene Zumutungen, die
als Zwänge des Turbokapitalismus oder als Verheißungen der Gentechnologie
ausgemacht werden. Letzteren ist auch ein besonderer Schwerpunkt gewidmet.
Jörg Schlick etwa wird 10.000 Jahre alt. Sagt er. Und damit ihm in
diesem wahrlich biblischen Alter auch ja nicht fad wird, plant er ein Kunstdepot
zu errichten, das – wie soll man sagen – auch kein Dreck ist: 1.000.000
Kubikmeter Raum sollen umbaut werden, schließlich müssen 3,2
Milliarden mögliche genetische Kombinationen (ATCG, GCTA ...) künstlerisch
dargestellt und gelagert werden. Nebenbei ein ironischer Kommentar zur
regen Geschäftigkeit in Sachen Grazer Kulturbauten. Weitere konkrete
Annäherungen zum Thema sind Theo Steiners Symposion „Genpool, Menschenpark
und Freizeitkörper“ und die von Peter Pakesch kuratierte Ausstellung
„Abbild“, die aktuelle Positionen der „Menschendarstellung“ versammelt.
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Das neue Bautechnikzentrum der TU Graz wird die Spielstätte
des herbst 2001. 1.000.000 Kubikmeter Raum umfasst aber auch sie nicht. |
Bereits im letzten Jahr geplant, kann heuer Klaus
Händls Stück „Ich ersehne die Alpen; So entstehen die Seen“ realisiert
werden. Josef Winklers jüngstes, noch unveröffentlichtes Werk
„Tintentod“ lässt einen „Landneurotiker“ erwarten, der „Woody Allens
städtischem Vorbild um nichts nachsteht“ (Regisseurin Tina Lanik).
Weitere szenische Vorhaben: „Alle Jäger Danke“, ein „Experiment zum
Verhältnis von Individuum und Öffentlichkeit“ und „Abenteuer
in Sachen Haut“. Texte: Dylan Thomas, Komposition: Olga Neuwirth. Schon
wieder Neuwirth, so Peter Oswald, weil sie „einfach rasend gut ist“. Bereits
ins nächste Jahr weist die konzertante Version von Beat Furrers „Aria“,
deren szenische Uraufführung 2002 über die Bühne gehen wird.
Konsequenterweise Gast des herbst 2001 ist Gerhard
Rühm, der nicht nur als Eröffnungsredner, sondern auch als Musiker,
Sänger, Vorleser und Ausstellungsgestalter immer wieder zugegen sein
wird. Und Cathrin Pichler schließlich erweist in ihrer Hommage à
Antonin Artaud einem der nachhaltigsten Künstler des letzten Jahrhunderts
ihre Referenz.
Das Subjekt rebelliert auch in Gestalt des herbst-Präsidenten
Kurt Jungwirth, und zwar gegen die Zumutungen des kulturstaatssekretärlichen
Sinkflugs in Sachen Subventionen. Und es rebelliert in Gestalt des Intendanten,
der gemeinsam mit der styriarte und Graz 2003 endlich eine fixe Spielstätte
errichten will. Die ständige Suche nach Aufführungsorten und
deren Adaption verschlingt nicht nur die Nerven aller Beteiligten, sondern
auch einen satten Budgetanteil. Vielleicht tritt Jörg Schlick ja ein
Eckerl von seiner Halle ab.
Bullen und Bären im literarischen
Feld
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Literatur-Börsen-Initiator
Andreas R. Peternell: „Sichern Sie sich den Frühstarter-Bonus!“ |
Am 31. Mai geht im Rahmen des Kulturfestivals steirischer herbst das
erste literarische Börsenspiel im deutschsprachigen Raum online. Unter
dem Titel www.literaturboerse.com
soll die Einmischung des „Marktes“ in den Literaturbetrieb diskutiert werden.
Die Schnittstellen zwischen den immer häufiger parallelisierten Rollen
„Künstler“ und „Markstratege“ werden – so lautet das Konzept – aufgezeigt.
Statt mit Wertpapieren wird mit literarischen Texten gehandelt. AutorInnen
können Texte jedes Genres einreichen, eine begrenzte Anzahl wird zum
Börsengang ausgewählt und kann von den Teilnehmern gehandelt
werden. Jeder Spieler bekommt eine bestimmte Kapitalmenge zugewiesen, mit
der er wie in einem realen Aktien-Depot Anteile von einem Text kaufen,
aber auch wieder verkaufen kann. Ganz wie im richtigen Börseleben
steht eine gewichtige Kontroll- und Bewertungsinstanz zur Seite bzw. gegenüber.
Andreas R. Peternell, gemeinsam mit Hannes Luxbacher und
Werner Schandor – alle drei sind Herausgeber der Literaturzeitschrift
„schreibkraft“ – einer der Intiatoren des Spieles: „Eine Fachjury aus Literaturkritikern
fungiert als Anlageberater und Großinvestor zugleich. Ihre wertenden
Urteile werden veröffentlicht, sodass sie auf diese Weise – vergleichbar
mit Empfehlungen der Geldinstitute – Einfluss auf die Kursentwicklung nehmen.“
Analog zu Fondsmanagern an der Börse werden die Jurymitglieder auch
mit einem wesentlich höheren Spielkapital ausgestattet und können
so den Kurs direkter beeinflussen. Allen potenziellen TeilnehmerInnen empfiehlt
Peternell, sich den „Frühstarter-Bonus“ zu sichern: „Wer sich vor
dem 16. Juni 2001 anmeldet, erhält ein um 10% höheres Spielkapital.“
Information und Anmeldung:
www.literaturboerse.com |