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Die freundliche
Kälte des Todes und der Toten
Händl Klaus nennt sich der Dichter, der mit Ich ersehne die
Alpen; So entstehen die Seen zwei traumwandlerisch gesponnene Monologe
vorlegt, die das heurige herbst-publikum die Kunst des leisen Lachens lehren
sollen. Hermann Götz hat mit ihm ein eiliges, aber angeregtes Gespräch
geführt.
„Der Zuseher“, meint Klaus Händl, „darf für einen Monolog
lang zum Berg werden“, zum ersehnten Alpengebirge, das die Frau auf der
Bühne herbeizurufen sucht. Diese Sehnsucht nach den Alpen steht für
die Sehnsucht nach dem Tod, der im zweiten Monolog So entstehen die Seen,
in Form zweier Verunglückter auftritt, die von einem Mann gefunden
werden, der dort oben, hoch in den Bergen Setzlinge austeilt. „Der Mann
verliebt sich in die Toten“, sagt Händl, „weil sie still sind, nicht
widersprechen, auch wenn ihn das mehr und mehr verunsichert.“ Der Tod,
die Alpen und die Sehnsucht. Wie passt das zusammen? „Für mich sind
die Alpen ein sehr schönes Bild für den Tod, weil sie so kalt
sind, auf eine sanfte Weise, so imposant und still, so schön - und
weil sie zuweilen auch Erfrorene oder Verschüttete konservieren, unversehrt
erhalten. ... Die Sehnsucht nach dem Tod, nach dem Nichts, dem Aus, nach
Ruhe, die hat, glaube ich, jeder, und ich zumindest glaube, dass nach dem
Tod alles aus ist, dass Ruhe einkehrt. Das Nichts, dieses entgültige
Nichts ist doch das am meisten Wünschenswerte. Dieses Nichts ersehnt
die Frau in meinem Stück. Der Zuschauer begleitet sie auf dem Weg
dorthin. ... Ich habe das Stück für mich eine Boulevard-Komödie
genannt“, sagt Händl, „weil der Weg zum Tod eine breite Straße
ist, auf der wir alle gehen. – Es ist eigentlich eine Komödie, es
ist zum Lachen, ich hoffe, dass das alle mitbekommen.“
Klaus Händl führt selbst Regie. Er hat seinen Text zwei Schauspielern
auf den Leib geschrieben, von denen er seit seiner Jugend schwärmt.
„Ich brauche für diese Monologe Schauspieler, denen ich den Text anpassen
kann, denen ich die Sprache.
überziehen kann wie eine zweite Haut. Die beiden haben sich selbst
stark eingebracht in das Stück, es mitverformt, so dass es mit ihnen
mitgewachsen ist.“ Ein „faszinierender Prozess“, den Händl wohl nicht
aus der Hand geben wollte. „Die Durchlässigkeit ist mein Ziel“, sagt
er, „die Durchlässigkeit der Sprache, der theatralischen Situation.
Die Musik in der Sprache, der Rhythmus muss den Zuseher loslösen von
der Harmonie der Normalität, der Text möchte diese Normalität
aufbrechen, er soll durchlässig sein für eine andere Wirklichkeit“.
– Eine poetische Wirklichkeit, in der zumindest die traditionellen Parameter
von Wahrnehmung und Weltanschauung aufgelöst sind. Mit Olivia Grigolli
und Bruno Cathomas hat der Autor eine Darstellerin und einen Darsteller
erwählt, die durch ihre Arbeit unter Christoph Marthaler an einer
durchrhythmisierten Theaterästhetik erprobt sind und wohl auch den
richtigen Ton für Händls rhythmisch melodiöse, teils sogar
gereimte Sprache finden. Klaus Händl selbst, der ebenfalls Schauspieler
ist, liegt als einer der Toten auf der Bühne. So hat er sich auch
die heimliche Hauptrolle seines Stücks zugeteilt.
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Klaus Händl
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