10/2000
  „Es ist frustrierend, Künstlerin in Graz zu sein“
 
  In Deutschland feiert die Grazer Avantgardistin Veronika Dreier mit ihrer Idee eines Frauen-Notruf-Denkmals rauschende Erfolge (KORSO berichtete). Nach der Realisierung in Regensburg haben Ingolstadt und Rosenheim ihr Interesse an der Errichtung einer solchen Skulptur angemeldet. Anders in ihrer Heimatstadt Graz: Hier wurde Dreiers Frauennotruf-Denkmal Mitte September in einer Nacht-und-Nebel-Aktion entfernt.
 

„Es ist frustrierend, Künstlerin in Graz zu sein“, beklagt sich Dreier. „Die Verantwortlichen haben mich vom Abbau nicht einmal informiert, erst durch Anrufe von Journalisten bin ich darauf aufmerksam geworden.“
Die Ursache der Denkmal-Entfernung: Am Standort der Skulptur im oberen Teil der Neutorgasse wurde auf Initiative von einigen Wirtschaftstreibenden des Viertels ein Mini-Kinderspielplatz mit einem hölzernen Spielschlösschen errichtet – und zwar so rasch, dass davon auch die Altstadtkommission überrascht wurde. Dr. Gertrude Celedin von der Kommission: „Von uns gibt es kein positives Gutachten“ – die im Rustikal-Stil gehaltenen Spielgeräte passen, so die Expertin, an dieser Stelle nicht ins urbane Ambiente um das alte Murtor. „Da sind ein paar Leute am Werken, die partout aus dem Franziskanerviertel ein Dorf machen wollen und diesen Sommer schon ohne Genehmigung dort über Wochen hinweg einen Heustadel aufgestellt haben.“ Anders sieht man das im Büro des zuständigen Stadtrates Walter Ferk, in dessen Auftrag das Stadtgartenamt das Denkmal entfernte und die Spielgeräte installierte: Im Vordergrund sei das Bemühen gestanden, „schnell etwas für die Kinder zu tun.“ 
 

Veronika Dreier, 
Frauen-Notruf-Denkmal: In Regensburg gefeiert,
in Graz demontiert

Und: „Für die Skulptur von Frau Dreier wird ein attraktiver Standort gefunden werden.“ Veronika Dreier wurde diesbezüglich bereits von Frauenstadträtin Tatjana Kaltenbeck-Michl kontaktiert, berichtet sie. „Natürlich freue ich mich, wenn diese Zusagen wahr gemacht werden. Dennoch: Wenn es ohnehin nie einen Zweifel gegeben hat, dass das Denkmal wieder aufgestellt werden soll – warum hat man dann nicht zuerst einen neuen Standort gesucht und es dann erst demontiert?“
Trotz aller Widrigkeiten will Dreier aber kreativ an der Idee eines Mahnmals gegen Gewalt gegen Frauen weiterarbeiten. Für die Gestaltung hat sie bereits eine neue Idee entwickelt. Vorausgesetzt, die Stadt stimmt zu, könnte in Graz schon bald ein beleuchtetes Frauennotruf-Denkmal „umhüllt von transluzidem grünem Kunststoff“ erstrahlen, „vorzugweise am Bahnhof-Vorplatz, weil dort GrazerInnen und Reisende damit konfrontiert würden.“

 
cs
 
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