06 / 2001
  BAODO: Vom Malworkshop zum  Gesamtkunstwerk

Als eine Gruppe minderjähriger Flüchtlinge im Mai 2000 ihre ersten künstlerischen Gehversuche unternahm und im Juli darauf bereits für eine Ausstellung Lorbeeren erntete, ahnte noch niemand, welches kreative Potenzial in den jungen Leuten steckte.

Ein Jahr später: BAODO – betreut von der Künstlerin Veronika Dreier und der Psychoterapeutin Karin Zilian – brillieren in den verschiedensten Bereichen. Anfang Mai holten sich die Jugendlichen – die meisten von ihnen stammen aus Afrika – beim Drei-Tages-Fest „Graz lebt auf“ den ersten Preis für ihre Performance „Stepmother Earth“, bei der die 5 Darsteller die 5 Kontinente und ihre Eigenheiten tänzerisch darstellen. Der 19-jährige Jean-Baptiste aus Kamerun hat das Publikum während der Darbietung zu seiner Meinung befragt: „Die Reaktionen waren durchwegs positiv – alle waren der Ansicht, dass unsere Vorführung einen Beitrag zur Verständigung zwischen den Kulturen leistet.“
 

Mit der Performance "Stepmother Earth" errangen BAODO 
Anfang Mai den ersten Preis beim Festival „Graz lebt auf“

„Wenn das Persönlich-Authentische zur Kunst wird, ist die Ausdrucksform nebensächlich“
Ein weiterer Höhepunkt war die Zusammenarbeit mit Mike Hentz bei dessen jüngster Performance „Schwarzarbeit“ im Forum Stadtpark, wo die BAODOs die vielfältigen Aspekte dieses Begriffs darstellerisch umsetzten. Jean-Baptiste: „Dabei habe ich gefühlt, dass ich als professioneller Künstler agieren kann.“ BAODO ist inzwischen auch zum Markennamen für ein Erfrischungsgetränk mutiert, das von der Gruppe im Rahmen der „Werkstadt Graz“ hergestellt wird. Die Mal-Aktivitäten werden natürlich auch aufrechterhalten – und seit April nimmt BAODO auch an einem vom Grazer Restaurator Hubert Schwarz geleiteten Fresko-Workshop teil. Das Ziel ist die Neugestaltung einer Mauer am Grundstück der Sankt-Andrä-Kirche, ein Projekt, das besonders auch vom dortigen Pfarrer Hermann Glettler gefördert wird. Dass zwischendurch auch schon mal ein Radioworkshop bei „Radio Helsinki“ am Programm stand, dass die BAODOs so nebenbei auch noch Web-Design erlernen und gerade ihre eigene Homepage basteln  – das alles verwundert da kaum noch mehr. Veronika Dreier: „Wenn das Persönlich-Authentische zur Kunst wird, dann ist die Ausdrucksform nebensächlich. Die Technik ist ja nur ein Mittel, den Ausdruck zu finden.“  cs

BAODO können auch für Auftritte engagiert werden! 
Kontakt: 
Arbeitsgruppe BAODO, Rottalgasse 4, 8010 Graz, 
zebra@zebra.or.at, www.zebra.or.at/baodo


 
JUNI-AUSGABE
KUNST /KULTUR / 2003