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„Man hat das Gefühl,
dass man nichts wert ist“
60% der Grazer TaxilenkerInnen sind ausländischer Herkunft.
In den letzten Monaten werden sie immer häufiger zu Opfern rassistischer
Übergriffe – von Verbalattacken bis zu tätlichen Angriffen.
Abdullah I. (Name v.d. Red. geändert) ist kein gesprächiger
Taxifahrer. Sein Blick ist starr auf die Straße gerichtet, meiner
Bitte, eine bestimmte Route zu fahren, ist er wortlos sofort nachgekommen.
Er hustet ununterbrochen – darüber kommen wir schließlich doch
ins Reden. Er rauche zu viel, erklärt er – „so drei, vier Schachteln
am Tag. Das ist, weil ich meine Arbeit hasse.” Warum? Da bricht es aus
ihm heraus: Von den Kunden schlage ihm nur Feindseligkeit entgegen, „man
hat das Gefühl, dass man nichts wert ist. Vor kurzem ist wieder ein
Kollege am Glockenspielplatz zusammengeschlagen worden.” Während der
sich noch aufrappelte, seien die zwei Schläger anstandslos bei einem
einheimischen Taxilenker, der die Szene beobachtet hatte, eingestiegen
und weggefahren.
Im Wissen, dass noch diese Woche eine Taxifahrer-Kundgebung gegen
rassistische Übergriffe stattfinden wird, erkundige ich mich, ob I.
daran teilnehmen wird. Er wird sofort äußerst misstrauisch und
behauptet, nichts davon zu wissen. Schließlich kann ich ihn doch
davon überzeugen, dass seine Befürchtungen grundlos sind; da
kramt I. ein Ankündigungsflugblatt aus dem Handschuhfach und überreicht
es mir, nicht ohne hinzuzufügen: „Hoffentlich schlägt uns die
Polizei dort nicht.”
Wie man mit Österreichern redet
Hosein Kananian lebt seit über 20 Jahren in Österreich,
ist österreichischer Staatsbürger und seit 11 Jahren Taxiunternehmer.
Sein Hochdeutsch ist perfekt – mit leichtem Grazer Einschlag. Und dennoch,
erzählt er, komme es immer wieder – „und in letzter Zeit immer öfter”
– vor, dass er von Fahrgästen angepöbelt wird. Manchmal folgt
den Schimpftiraden über die „Scheiß-Ausländer” auch ein
körperlicher Angriff: „Letzthin hab‘ ich von einem Betrunkenen einen
Schlag von hinten über den Kopf bekommen.”
Dass Kananian gemeinsam mit anderen Unternehmern und Taxifahrern die
Initiative für eine Kundgebung ergriffen hat, ist auf einen Vorfall
zurückzuführen, der sich jüngst ereignet hat: Der Taxilenker
Mamdou Souliman war zu einem Lokal in der Neutorgasse gerufen worden.
„Dort wollten dann gleich fünf junge Leute einsteigen.” Als er ihnen
dies verwehrte und nur vier mitnehmen wollte, kam’s zum Handgemenge, Souliman
wurde niedergeschlagen. Nach einer Verfolgungsjagd gelang es, einige der
Beteiligten festzuhalten. Einer der herbeigerufenen Polizisten habe ihm
zu verstehen gegeben, dass es Zeit werde, dass er lerne, wie man mit Österreichern
reden müsse.
„Vielleicht sollten wir uns mit einer Glaswand
schützen”
Ähnliche Erfahrungen äußert Ashraf P.: „Beschimpfungen
und Beleidigungen nehmen zu.” Was man dagegen tun könne? P. zuckt
die Achseln: „Vielleicht sollten wir uns wie in Amerika oder England durch
eine Glaswand schützen.” Khedar Shadman, Geschäftsführer
des AusländerInnenbeirates der Stadt Graz, hofft auf andere Lösungen:
In Kürze soll ein Gespräch zwischen VertreterInnen der Taxilenker,
dem Ausländerbeirat und den politisch Verantwortlichen stattfinden.
Eine der wichtigsten Forderungen des Ausländerbeirates ist die Schaffung
eines Antidiskriminierungsgesetzes.
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Ausländische Taxifahrer in Graz: Müssen sie
sich in ihren Taxis bald mit einer Trennscheibe vor rassistischen Übergriffen
schützen? |
Damit könnten etwa Anrufer, die ein „ausländerfreies Taxi”
verlangen, klar zurückgewiesen werden. Aber, so P.: „Oft sind es gar
nicht die Anrufer, sondern die Mitarbeiter in den Funkzentralen, die einen
Kundenruf so lange zurückhalten, bis sich statt eines Mohammed oder
Ahmed ein Franz meldet.”
Bei der Kundgebung am 29. September versammeln sich schließlich
einige hundert Taxilenker und -unternehmer am Hauptplatz. Aus der Stadt-
und Landespolitik gibt es erfreuliche Solidaritätsstatements von Bürgermeister
Alfred Stingl (SPÖ), LAbg. Eva Karisch (ÖVP) und
LAbg. Edith Zitz (Grüne). Sonst sind allerdings kaum GrazerInnen
da – auch nicht die einheimischen KollegInnen der Betroffenen. Dafür
macht die Taxigruppe 889 von sich reden: Ihr Chef wirbt damit, nur „freundliche
und inländische Fahrer” einzusetzen …
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